In hinduistisch geprägten Ländern und Regionen sind die Vorbereitungen auf das Lichterfest bereits voll im Gang. An den Tagen vor Diwali, einem der wichtigsten Feste der Hindus, werden To-do-Listen mit Vorbereitungen auf die Festtage abgearbeitet.
Hunde und Kühe werden mit Blumenketten geschmückt, das Haus wird geputzt und – im digitalen Zeitalter angekommen – finden sich zur rituellen Reinigung (diwali ki safai) humorvolle Memes auf diversen Social-Media-Plattformen, die zum Beispiel ihr Mitgefühl für heimatlos gewordene Spinnen oder Freude über den Fund alter Kinderspielsachen ausdrücken.
Große englischsprachige indische Medien, wie etwa „The Times of India“ oder die „Hindustan Times“ versorgen ihre Leser und Leserinnen mit Beauty Tipps und Kochrezepten für die kommenden Tage des Schlemmens. Hingewiesen wird aber auch auf karitative Projekte.
Bunte Deko
Traditionellerweise werden Häuser mit Öllampen, sogenannten Dipas, geschmückt. Heute kommen oft auch elektrische Lichterketten zum Einsatz. Viele Menschen tragen traditionelle und für das Fest neu gekaufte Kleidung und halten „Pujas“, also Zeremonien zu Ehren eines Gottes oder einer Göttin, ab.
Bekannt sind auch die farbenfrohen Rangolis, mit denen Böden in Häusern und Höfen an den Feiertagen verziert werden. Die bunten Muster und Ornamente sind eine traditionelle Kunstform in Indien. Die mit farbigem Reis, Sand oder Blütenblättern gezeichneten geometrischen Muster sollen unter anderem Glück verheißen.
„Guinness-Buch der Rekorde“-würdige Lichtermeere
Je nach Region wird das Diwali-Fest mit unterschiedlichen Ritualen begangen und unterschiedlich lang gefeiert. Der Beginn ist jedoch immer der 15. Tag des Hindumonats Kartik, der sich nach den Mondzyklen richtet. Weltweit feiern Hindus den Sieg der Wahrheit über die Lüge, der Freude über die Hoffnungslosigkeit und des Lebens über den Tod.
Gemeinsam sind den Festen allerorts auch die Lichter, denn Diwali leitet sich aus dem Sanskrit-Wort „Deepavali“ ab und bedeutet übersetzt: „die Reihen der erleuchteten Lampen“. Vor allem in Nordindien wird der Rückkehr des Gottes Rama in sein Königreich Ayodhya gedacht, nachdem er seine Frau aus den Händen ihres Entführers Ravana rettete. Es heißt, die Menschen entzündeten Öllampen, die Rama in der Dunkelheit den Weg wiesen.
In Ayodhya schafften es die Diwali-Lämpchen im Vorjahr sogar ins „Guinness-Buch der Rekorde“. Am Vorabend des Festes wurden mehr als 900.000 Öllämpchen entzündet. Der Weltrekord wurde heuer im März, am Tag des hinduistischen Fests Maha Shivaratri, dem Fest zu Ehren der Gottheit Shiva, gebrochen. Im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh leuchteten 1.171.078 Öllämpchen.
Einkaufslisten nach Sternzeichen
In vielen Teilen Indiens wird fünf Tage lang gefeiert, wobei für jeden einzelnen Tag bestimmte Rituale vorgesehen sind. Das Fest beginnt mit Dhanvantari Triodasi (Dhan bedeutet Reichtum). Der Tag ist Dhanvantari, dem Gott des Wohlstands gewidmet, wie auch der Göttin Lakshmi, die um Glück und Friede gebeten wird.In Indien wird der Tag unter anderem für geplante Neuanschaffungen genützt.
„The Times of India“ führte am Mittwoch online gar eine Art Einkaufsliste, abgestimmt auf die Sternzeichen der Gläubigen. Skorpione wären in diesem Jahr gut beraten, sich ein Trinkglas aus Silber zu kaufen. Zunächst solle es mit Wasser gefüllt dem Gott Ganesha und der Göttin Lakshmi angeboten werden, bevor es in den täglichen Eigengebrauch übergehen dürfe. Die Astrologie ist in Indien eng mit dem hinduistischen Glauben verschränkt und fest in den Alltag der Menschen eingebunden.
Besuche, Süßes und Geschenke
Noch vor Sonnenaufgang ist es an Naraka Chaturdashi beziehungsweise Choti Diwali, dem zweiten Tag des Fests, Brauch, ein Bad mit wohlriechendem Öl zu nehmen. Danach werden vielerorts Pujas mit Sandelholz und Blumen zu Ehren Krishnas gefeiert, der an diesem Tag den Dämonen Narakasura besiegt haben soll.
Der dritte Tag heißt Lakshmi Puja und ist der Göttin Lakshmi geweiht. Viele Menschen besuchen ihre Angehörigen und Freunde, essen Süßigkeiten, tauschen Geschenke aus und entzünden Lichter zur Begrüßung der Göttin Lakshmi. Dem Glauben nach kehrt sie nur in hell erleuchtete, aufgeräumte und geputzte Häuser und Wohnungen ein.
Restriktionen für Feuerwerke zum Umweltschutz
In diesen Tagen ist es auch Brauch, Feuerwerke anzuzünden, die den Sieg des Lichts über die Dunkelheit symbolisieren. Aufgrund der hohen Umweltbelastung in Teilen Indiens, gibt es heuer teils strenge Restriktionen. In Delhi, der am meisten verschmutzten Hauptstadt weltweit, drohen beim Zünden von Feuerwerken an Diwali Geldstrafen und bis zu sechs Monaten Haft, wie die BBC am Donnerstag berichtete.
In anderen Staaten wie Punjab wurden Zeitfenster für das Zünden von Feuerwerken an Diwali beschlossen. In manchen Staaten wie Westbengalen und Haryana sind ausschließlich zertifizierte, umweltfreundlichere „Green Crackers“ erlaubt, wie die „Hindustan Times“ vergangene Woche berichtete. Aufgrund der momentanen Krisen wird heuer allerdings mit Engpässen bei „Green Crackers“ gerechnet, deren Preise bis zu 30 Prozent gestiegen sind, wie „The Times of India“ am Sonntag schrieb.
Curry für Krishna
Am vierten Tag, Govardhan Puja oder Annakut Puja, wird eine Reihe von Mahlzeiten zu Ehren Krishnas zubereitet, darunter Süßigkeiten, Delikatessen und Curryreis. Krishna soll einst tausende seiner Anhänger und Anhängerinnen unter dem Berg Govardhana genährt und vor dem Donnergott Indra beschützt haben.
In manchen Gegenden fangen Gläubige Reis mit Tüchern auf, der von den Oberen des Tempels verteilt wird. Dem Glauben nach schützen die Reisspenden vor Armut und versichern ein gutes Leben in der Zukunft.
Ein Tag für Geschwister
Der fünfte Tag, Bhai Dhooj, ist Geschwistern gewidmet. Erinnert wird an die geschwisterliche Liebe von Yama und Yami, die ihrem Bruder beim Wiedersehen nach vielen Jahren ein Tilaka (Segenszeichen) auf die Stirn tupfte. Noch heute zeichnen Schwestern ihren Brüdern Segenszeichen auf die Stirn und Brüder versprechen, ihre Schwestern zu beschützen.
Hindus bilden nach Christen und Muslimen die drittgrößte Religionsgemeinschaft der Welt. Die meisten Hindus leben in Indien, Nepal, Bangladesch und Indonesien.