Trockenheit, Loiyangalani-Region im Norden Kenias
APA/AFP/Simon Maina
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African Climate Dialogues

Kardinal: Klimakrise ist „gelebte Realität“

Der Kardinal der Kardinal der Demokratischen Republik Kongo (DRK), Fridolin Ambongo Besungu, hat die Industriestaaten aufgefordert, durch Emissionsreduzierungen und Maßnahmen in Entwicklungsländern eine Vorreiterrolle in der Bewältigung der globalen Klimakrise zu übernehmen.

Für Menschen in ganz Afrika sei die Klimakrise schon jetzt „gelebte Realität“, so der Erzbischof von Kinshasa bei einer Online-Pressekonferenz zum Abschluss der „African Climate Dialogues“, einer Initiative von katholischer Kirche und Zivilgesellschaft im Vorfeld der nächsten UNO-Klimakonferenz (COP27) im November in Sharm el-Sheikh. Die Klimakrise zerstöre den Planeten, verwies Ambongo auf die verheerenden Auswirkungen von Hitzewellen, Stürmen, Überflutungen und Nahrungsmittelkrisen auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Klimakrise bezeichnete der kongolesische Kardinal als „moralische Katastrophe“ und „eklatantes Beispiel für die strukturelle Sünde, die durch kollektive Gleichgültigkeit und egoistische Gier hervorgerufen wird“.

Verantwortung des Globalen Nordens

„Wir wissen, dass der Globale Norden weitgehend für die Klimakrise verantwortlich ist und seinen gerechten Anteil beitragen muss, um sie zu bewältigen“, sagte Ambongo, der auch Vize-Vorsitzender des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) ist.

Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Erbischof von Kinshasa
Reuters/Baz Ratner
Kardinal Ambongo Besungu: Länder des Globalen Südens unterstützen

„Das bedeutet die Übernahme einer Vorreiterrolle bei der Reduzierung von Emissionen, die Bereitstellung von Mitteln für die Anpassung an den Klimawandel und zur Entschädigung von Klimaschäden sowie die Unterstützung der Länder des Globalen Süden beim Erreichen eines gerechten Entwicklungsniveaus.“

Hitzewellen verursachten massive Schäden

Die jüngsten Hitzewellen im Norden Afrikas hätten massive soziale und wirtschaftliche Schäden verursacht und damit auch die Ernährungssysteme in einer Weltregion, in der ohnehin viele Menschen hungern, schwer gestört, erklärte der Kardinal. Im südlichen Afrika richteten Stürme in den vergangenen Monaten schwere Verwüstungen an und Ostafrika sehe sich mit der von Dürre ausgelösten schlimmsten Nahrungsmittelkrise seit einer Generation konfrontiert.

In Westafrika wiederum seien ganze Städte und Gemeinden von Überflutungen betroffen und schon seit Jahren schwelende Konflikte verschärften sich, weil Menschen von den Auswirkungen des Klimawandels vertrieben werden.

Trockenheit, Loiyangalani-Region im Norden Kenias
APA/AFP/Simon Maina
Trockenheit in der Loiyangalani-Region im Norden Kenias

„Wo immer man hinschaut auf diesem Kontinent, der bereits durch ein ungerechtes globales Wirtschaftssystem in Bedrängnis geraten ist, sieht man, dass der Klimawandel das Entwicklungspotenzial hemmt“, sagte Kardinal Ambongo.

„Schrei der Armen hören“

Im Rahmen der „African Climate Dialogues“ sprachen Vertreterinnen und Vertreter von kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen im August und September bei fünf Terminen über konkrete politische Prioritäten im Kampf gegen die Klimakrise.

Im Schlusskommunique wird unter anderem die Umstellung Afrikas von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien, die Förderung des Friedens und der regionalen Integration auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere im Kongobecken, sowie eine Abkehr von allen falschen Lösungen für den Klimawandel gefordert.

Politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsbosse müssten diese Forderungen von Kirchenverantwortlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Afrika beherzigen, mahnte Kardinal Ambongo, „und damit dem Schrei der Armen und dem Schrei der Erde Gehör schenken“.