Totengedenken

Party und Besinnung: Halloween und Allerheiligen

Am Abend vor Allerheiligen („All Hallows’ Eve“), dem Festtag, an dem Katholikinnen und Katholiken am 1. November der Heiligen und zu Allerseelen am 2. November der Verstorbenen gedenken, hat sich auch der Brauch entwickelt, Halloween zu feiern.

Die Tradition hat wohl ihre Wurzeln in der keltischen Mythologie. Der Überlieferung nach treiben im Herbst Geister und Dämonen ihr Unwesen. Einwanderer aus Irland brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA mit, von dort kam er später nach Europa zurück. Halloween wird mittlerweile auch hierzulande mit allerlei Schabernack, Kostüm-Partys und Grusel-Events gefeiert. Die vielfältigen Angebote des Handels rund um den Brauch lassen auch kommerzielle Interessen vermuten.

Kinder verbinden mit Allerheiligen verstärkt auch das Halloween-Brauchtum. Sie ziehen am Vorabend von Allerheiligen verkleidet durch die Straßen und bitten um Süßigkeiten. In Mexiko wird rund um Allerheiligen der „Dia de los muertos“ gefeiert, ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, bei dem sich indigene und christliche Traditionen vermischt haben – mehr dazu in Dia de Muertos: Der Tod mag es bunt.

„Nacht der 1.000 Lichter“ statt Party

Die Katholische Jugend in Österreich und Südtirol setzt dem Halloween-Trend am Vorabend von Allerheiligen die „Nacht der 1.000 Lichter“ entgegen. Erstmals sind heuer alle Erzdiözesen und Diözesen vertreten. „Jugendliche verwandeln Kirchen oder Kapellen mit unzähligen Kerzen zu Orten, die zum Staunen, Ruhigwerden, Besinnen, Beten und Einstimmen auf das Allerheiligen-Fest einladen.“

Zwei Kürbisse und eine Laterne
APA/Georg Hochmuth
Kürbisse und Laternen stehen zwischen 31. Oktober und 2. November als Zeichen für Gedenken und Feiern in diesen Tagen

So beschrieb der Leiter der KJ der Diözese Innsbruck, Roman Sillaber, die Veranstaltung in einer Aussendung. Junge Menschen haben die Möglichkeit, „Themen, die sie berühren, aktiv in die Gestaltung einzubringen“. Grundidee der „Nacht der 1.000 Lichter“ sei, das „Heilige“ zu entdecken. Zu Allerheiligen werde nicht nur der offiziell Heiliggesprochenen gedacht, sondern aller Menschen, die ein „heiliges“ Leben führen: „Alltags-Heilige“ lassen etwas von der Gegenwart Gottes spüren. „Es gibt in jedem Menschen das Heilige, auch wenn es oft unerkannt oder unbeachtet bleibt“, betonte Sillaber.

Traditioneller Friedhofsbesuch

Eigentlich am 2. November (Allerseelen), hat sich das Gedenken an Verstorbene eher auf den 1. November verschoben. Viele besuchen am 1. November die Gräber von Verwandten oder Freundinnen und Freunden. Dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat, hat vor allem pragmatische Gründe, schließlich ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag.

Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gründen Allerheiligen und Allerseelen in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Der Blick weitet sich vom irdischen Leben hin zur himmlischen Vollendung.

Nicht so populäre Heilige im Fokus

Die römisch-katholische Kirche gedenkt – wie der Name bereits sagt – der Heiligen und Seligen der Kirche. Auf diese Weise sollen insbesondere jene Heiligen in den Mittelpunkt gerückt werden, derer nicht durch eigene Feiertage im Jahreskreis gedacht wird, und welche nicht im alltäglichen Bewusstsein präsent sind.

Hintergrund ist hier die Lehre der Kirche, wonach jeder Gläubige zur Heiligkeit berufen ist. Früher wurde Allerheiligen nach Pfingsten begangen; die liturgische Farbe ist daher weiß. Zum Evangelium werden in allen Lesejahren die Seligpreisungen aus der Bergpredigt gelesen.

Das Gedächtnis für die Verstorbenen wird offiziell am 2. November begangen. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Gläubigen an diesem Tag traditionell der Seelen im Fegefeuer und widmen ihnen Ablässe. Die liturgische Farbe des Festes ist violett.

Brauchtum zu Allerheiligen und Allerseelen

Traditionell besuchen viele Menschen an diesen beiden Tagen ihre Verstorbenen am Friedhof, schmücken die Gräber mit Blumen, zünden Lichter an und beten für sie. Nachmittags finden zu Allerheiligen in den Pfarren auch Gräberumgänge und Gräbersegnungen statt. Ein beliebter Brauch ist auch der Allerheiligenstriezel oder der Allerheiligenzopf, eine symbolische Form der Seelenspeisung. Das süße Germgebäck wird meist zu Allerseelen verschenkt.

In einigen Regionen Österreichs wird dieser Tag auch „Godntag“ oder „Godltag“ genannt, da der Pate oder die Patin dem Patenkind einen Allerheiligenstriezel schenkt. Traditionell wird zu Allerheiligen auch der in den Weltkriegen gefallenen Soldaten mit Feiern und Kranzniederlegungen vor den Denkmälern gedacht. Oft werden an Straßenrändern Gedenktafeln und Kreuze für Verunglückte aufgestellt.

Allerheiligen ursprünglich im Frühling

Das Fest Allerheiligen hat seinen Ursprung im 4. Jahrhundert in der Osthälfte des Römischen Reiches. Es fasst „alle“ Heiligen, Märtyrer und Apostel an einem einzigen Festtag zusammen. Ursprünglich wurde der „Herrentag aller Heiligen“ am 1. Sonntag nach Pfingsten gefeiert.

Im Zuge der Christenverfolgungen war die Zahl der Märtyrer rasant angestiegen, sodass es ratsam erschien, einen Festtag für all jene Heiligen einzuführen, denen im kirchlichen Kalender kein eigener Gedenktag eingeräumt werden konnte. Ende des 8. Jahrhunderts verbreitete sich das Fest von Frankreich aus auf die gesamte Westkirche. Papst Gregor IV. legte Allerheiligen 835 dann auf den 1. November fest.

Individueller „Weg der Heiligkeit“

Die Wurzeln von Allerseelen gehen zurück auf das Jahr 998, in dem der Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, Odilo von Cluny, den Tag als Gedenktag für alle verstorbenen Gläubigen in seinem Kloster festgesetzt hatte. Christliche Feste zum Totengedenken gibt es allerdings bereits seit dem 2. Jahrhundert. Die offizielle Festsetzung des Gedenktages erfolgte erst spät – im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV.

Theologisch steht das Fest in engem Bezug zu Ostern und der Auferstehung der Toten, da die Heiligen laut christlicher Überzeugung bereits in Gemeinschaft mit Gott stehen und die „Kirche des Himmels“ bilden. Den Gläubigen soll das Gedenken Motivation sein, das eigene Leben intensiver im Sinne des Evangeliums zu leben und so einen Weg der „Heiligkeit“ zu gehen.