Gänse auf einer grünen Wiese
APA/Barbara Gindl
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Martini

Sankt Martin: Der Heilige und die Gänse

Der heilige Martin zählt zu den berühmtesten Heiligenfiguren. Weltbekannte Legenden ranken sich um ihn, die einiges an Brauchtum hervorgebracht haben. Besonders beliebt ist die Geschichte, in der schnatternde Gänse Martin in seinem Versteck verrieten. Als Schutzpatron der Armen ist der Heilige hochaktuell.

Die Musicals „Jesus Christ Superstar“ und „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ brachten das Leben beliebter Bibelfiguren auf die Bühne und waren zweifellos erfolgreich. Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, dürften aber die Legenden eines anderen Heiligen weitaus öfter gespielt worden sein als die beiden vom Emmy-, Oscar-, Tony-Award- und Grammy-Preisträger Andrew Lloyd Webber komponierten Musiktheaterstücke.

Die Legenden vom heiligen Martin und Lieder, die zu seinen Ehren gesungen werden, sind insbesondere für Kinder allzeit beliebte Evergreens. Die Szene, in der Martin seinen Soldatenmantel teilt, um eine Hälfte einem frierenden Bettler umzulegen, wird ebenso gern von Kindergruppen nachgespielt wie die Geschichte mit den Gänsen, die mit ihrem lauten Schnattern den heiligen Martin in seinem Versteck verraten haben sollen.

Rabimmel, rabammel, rabumm

Zu einem Evergreen ist auch ein Kinderlied geworden, das die Martinsumzüge der kleinen Martinifeiernden begleitet: „Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir. (…)“.

Ein kleines Mädchen schaut in Hamburg auf ihre selbst gebastelte Laterne (Foto vom 07.11.2006).
dpa/Carsten Rehder
Vielerorts präsentieren Kinder am Martinstag ihre selbst gebastelten Laternen bei einem Umzug

Mit einem lauten „Rabimmel, rabammel, rabumm“ ziehen die Kinder durch die Straßen und präsentieren stolz ihre selbst gebastelten Laternen. Mancherorts wird der Zug von einem als römischer Soldat verkleideten Reiter und seinem Pferd angeführt.

Prost und Mahlzeit

Für Gourmets und Weinliebhaberinnen sind die Tage rund um den 11. November nicht unbedingt nur zu Ehren des heiligen Martin Anlass zu feiern. Zu Martini, wenn der junge Wein gereift ist, werden Weinkeller besucht, um das Anstoßen mit einem „Prost!“ zu zelebrieren. Denn nach altem Brauch ist es vor der Weintaufe bzw. Weinsegnung des neuen Weinjahrgangs nur erlaubt, mit einem „Mahlzeit“ die Gläser zu heben.

In Winzergemeinden wie Perchtoldsdorf und Podersdorf wird rund um den Martinstag mit „Hiataeinzügen“ den früheren Hütern des Weins ein Denkmal gesetzt. Die „Hiata“ wurden vor der Lese gebraucht, um mit ihren lauten „Goasln“ (Fuhrmannspeitschen) die Weingärten vor Staren und Weintraubendieben zu schützen. Heute „klescht“ eine neue Generation von „Hiatan“ mit ihren „Goasln“ laut durch den Ort.

Eine Köchin jagt mit einer Pfanne und einem Kochlöffel Gänse über eine grüne Wiese.

ALOIS LITZLBAUER
APA/Alois Litzlbauer
Die Martini-Gansl-Saison ist eröffnet

Am Martinstag ist es zudem Tradition, eine knusprige Gans, traditionellerweise mit Rotkraut und Knödel serviert, zu verzehren. Es gibt verschiedene Theorien zum Ursprung der Tradition. Eine davon besagt etwa, dass die Martinigans so beliebt wurde, weil sie früher die letzte deftige Mahlzeit vor der Vorweihnachtszeit und Fastenzeit war.

Eine andere besagt, dass die Gänse zur Strafe für ihren Verrat auf dem Teller landeten. Der Legende nach ist das Federvieh dafür verantwortlich, dass Martin um das Jahr 371 zum Bischof von Tours an der Loire gewählt wurde. Der beliebte Martin habe aber gar kein Bischof werden wollen und versteckte sich im Gänsestall, um der Wahl zu entgehen. Eigentlich hatte sich Martin ganz der Versorgung von Armen verschreiben wollen, doch die Gänse haben Martin in seinem Versteck „verschnattert“.

Weltweit beliebtes Idol

Bis heute wird der heilige Martin als Patron der Armen und Geächteten verehrt. Nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Reisen feiern Gläubige weltweit den Martinstag. Der Bischof von Tours ist der Landespatron Frankreichs, der Slowakei und des Burgenlands und Stadtpatron von Buenos Aires. Darum steht er auch bei Papst Franziskus hoch im Kurs.

Eine Holzfigur des heiligen Martins, der seinen Mantel teilt.
dpa/Uwe Anspach
Die Legende vom geteilten Mantel ist weltberühmt

Franziskus war in seiner Zeit in Argentinien in der Martinskirche in Buenos Aires tätig. Für ihn sei der heilige Martin ein Lehrmeister der „Herzlichkeit, der Aufnahme Notleidender sowie auch der Nächstenliebe“, sagte er bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz am 11. November 2015, in einem Jahr, das von der Flüchtlingskrise geprägt war.

Aufruf zur „Martinstat“

Als Idol für Solidarität hat der heilige Martin nicht an Aktualität verloren. Im Burgenland, wo Martinus Landespatron ist, rief zuletzt Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics dazu auf, „Martinstaten“ für Notleidende zu setzen.

Spendenhinweis

Caritas der Diözese Eisenstadt, IBAN: AT34 3300 0000 0100 0652, BIC: RLBBAT2E Verwendungszweck: Martinstat Winterhilfe

Es gehe darum, nach dem Vorbild des heiligen Martin frierenden Menschen in der Ukraine und auch in Österreich zu helfen, so Zsifkovics. Im Zuge der Feierlichkeiten zu Martini bitten die Diözese Eisenstadt und die Caritas Burgenland unter dem Motto „Fenster für Frierende“ um Spenden für die durch den Winter bedrohten Menschen der zerbombten Stadt Charkiw in der Ostukraine.