Ad Limina

Rom-Besuch deutscher Bischöfe ohne Ergebnis

Im Vatikan werden die angestrebten Reformen der deutschen katholischen Kirche skeptisch beäugt. Wegen der Differenzen wurde eine Pflichtvisite deutscher Bischöfe in Rom mit Spannung erwartet. Zur Sprache kam dabei auch eine belastende Personalie.

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland stößt beim Vatikan mit ihren Reformanstrengungen weiter auf Widerstand. „Wir haben in keiner der uns bedrängenden Fragen gehört: Go! Das heißt, das Gespräch ist eröffnet“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Samstag in Rom mit Blick auf den Synodalen Weg. In wichtigen theologischen Fragen habe man keine einheitliche Auffassung.

Bätzing äußerte sich zum Abschluss des fünftägigen „Ad-limina“-Besuchs. Während der Pflichtvisite, die alle fünf Jahre ansteht, sprachen rund 60 Bischöfe mit Papst Franziskus und Behördenleitern über den deutschen Reformweg. In dem vom Vatikan kritisch beäugten Prozess geht es etwa um die Segnung homosexueller Paare sowie Frauen statt wie bisher nur Männer in Weiheämtern.

„Wollen anders katholisch sein“

Der Papst hat sich bereits mehrfach kritisch zum Synodalen Weg geäußert. Gegner des Prozesses warnen vor einer Abspaltung der deutschen Kirche von Rom. Bätzing betonte: „Wir sind katholisch und wir bleiben es, aber wir wollen anders katholisch sein.“ Eine Aussetzung der Gespräche konnte abgewendet werden. Einige Themen bleiben aus Sicht des Vatikans aber nicht verhandelbar.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bei einem Pressetermin nach dem Ad-limina-Besuch bei Papst Franziskus am 19. November 2022
APA/AP/Riccardo De Luca
Vorsitzender Bätzing: Keine einheitliche Auffassung in wichtigen theologischen Fragen

Wegen der Differenzen über den Reformprozess wurde der Rom-Besuch der Bischöfe mit Spannung erwartet. Bätzing hielt es aber für falsch, von einem „Showdown in Rom“ zu sprechen. Er sei optimistisch, den Dialog gut fortzusetzen.

Bätzing: „Fahre mit Sorge nach Hause“

Kritisch sah der 61-Jährige jedoch, dass in Rom keine Laien dabei waren, obwohl sie ein großer Teil der „Träger des Synodalen Weges“ seien. „Ich fahre mit einer gewissen Sorge nach Hause, weil ich noch nicht abschätzen kann, welche Dynamik die synodalen Prozesse entfalten“, gab er zu.

Weiter Ungewissheit im Fall Woelki

Überschattet wurde der Besuch von den Ermittlungen gegen den angezählten Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Deutschen wiesen den Papst auf die Belastung durch die Ungewissheit im diesem Fall hin. „Es wurde sehr deutlich gemacht, dass die Situation im Erzbistum zunehmend unerträglich ist, auch für den Erzbischof“, sagte Bätzing. Eine seit Monaten ausstehende Entscheidung Franziskus’ sorge für immer größeren Druck, der „nicht mehr auszuhalten“ sei.

Woelki steht schon länger wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen in der Kritik. Die Vorwürfe der laufenden Ermittlungen wegen falscher Versicherung an Eides statt, weist er zurück. Franziskus verordnete dem Kölner im vergangenen Jahr bereits eine mehrmonatige Auszeit. Ein Rücktrittsgesuch Woelkis liegt beim Papst in Rom, das er jederzeit annehmen könnte.

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ bewertete die Gespräche und das Ausräumen von Missverständnissen beim Vatikan dennoch positiv. Sie forderte aber mehr Gespräche mit Rom und die Einbeziehung der Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Laien sehen sich mit Geduld am Ende

Nach dem Besuch der Bischöfe im Vatikan drängte die Präsidentin des Zentralkomitees deutscher Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, auf schnelle Reformen in der katholischen Kirche. Das von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Vatikan in einer gemeinsamen Erklärung beschworene „geduldige Gottesvolk“ gebe es nicht mehr, so Stetter-Karp am Samstag in Bonn. Dabei kritisierte sie die römische Kurie für Fundamentalkritik am synodalen Weg der deutschen Kirche – diese Kritik brüskiere nicht nur die Bischöfe.

Stetter-Karp appellierte an die deutschen Bischöfe, dringend notwendige Reformen jetzt selbst umzusetzen. Der „Ad-limina“-Besuch der Bischöfe habe gezeigt, dass der Dialog im Vatikan unbedingt fortgesetzt werden müsse. „Er hat aber auch gezeigt, dass es keine Lösung ist, die Verantwortung für den Reformprozess allein in Rom zu sehen.“ Nun müssten Katholiken und Katholikinnen überall in Deutschland und auf der Welt erleben dürfen, dass sich wirklich etwas bewege in der katholischen Kirche.

Lob für Bätzing

Stetter-Karp lobte den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, dafür, dass er in Rom alle in Deutschland diskutierten Reformthemen auf den Tisch gebracht habe. Sie sei auch dankbar, dass die Bischöfe den dringenden Wunsch der römischen Kurie nach einer sofortigen Unterbrechung des Synodalen Wegs zurückweisen konnten.

Stetter-Karp, die mit Bätzing auch Präsidentin des Synodalen Wegs ist, erklärte. „Das zeigt mir, wie wichtig es sein wird, dass wir uns mit unserer Agenda deutlich in die Weltsynode einbringen.“ Sie sei überzeugt, „es nützt nichts, sich auf die Reformbremse zu stellen und zu hoffen, dass der Kelch der Veränderung an der Kirche vorübergeht.“