Kein Geld

320 katholische Schulen im Libanon vor dem Aus

Den 320 katholischen Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen im Libanon droht ohne finanzielle Unterstützung aus dem Ausland das Aus. Darauf hat das internationale Hilfswerk „Kirche in Not“ am Freitag laut der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress aufmerksam gemacht.

Durch den Verfall der Landeswährung könne der Schulbetrieb nicht mehr aus eigener Kraft aufrechterhalten werden, erklärte das Hilfswerk in Wien. Eltern würden das Schulgeld nach wie vor in libanesischen Pfund bezahlen, Strom, Heizung und weitere Betriebskosten müssten aber mittlerweile in US-Dollar beglichen werden, so „Kirche in Not“.

Auch die Lehrergehälter seien nahezu wertlos geworden. Besonders schwer sei die Lage in den Einrichtungen, die noch bis 2017 Unterstützung vom Staat erhalten haben, diese bleibe jedoch seitdem aus.

Christen und Muslime betroffen

„Ohne Hilfe können wir nicht weitermachen“, so der Vorsitzende des Sekretariats für die katholischen Schulen im Libanon, Youssef Nasr. In den katholischen Schulen im Libanon würden 200.000 Kinder und Jugendliche unterrichtet; davon seien rund Dreiviertel Christen und ein Viertel Muslime, erklärte Nasr: „Wir wollen unter den Schülern ein Bewusstsein für die verschiedenen Religionen schaffen und sie zusammenbringen. Wir legen Wert auf Offenheit und treten für eine Gesellschaft ein, die sich gegenüber allen Religionen im Libanon offen zeigt.“

Viele muslimische Eltern legten Wert darauf, ihre Kinder in christlichen Schulen unterrichten zu lassen, da sie deren Profil und die Qualität der Ausbildung schätzten.

„Rechte Hand der Kirche“

Die katholischen Schulen seien die „rechte Hand der Kirche“ im Libanon und verkörperten ihre Sendung: „In unseren Schulen ist die Atmosphäre von christlichen Werten durchdrungen. Wir bezeugen unseren Glauben gegenüber Schülern, Mitarbeitern und Eltern“, erklärte Nasr. Im Libanon sind mehr als ein Drittel der sechs Millionen Einwohner Christinnen und Christen und etwa 60 Prozent Musliminnen und Muslime.

Das Land beheimatet die prozentual größte christliche Gemeinschaft im Nahen Osten, auch wenn ihr Anteil kontinuierlich sinkt. Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Krisen wandern gerade gut ausgebildete Christinnen und Christen aus – ein Trend, den die katholischen Schulen im Libanon stoppen wollen, wie Youssef Nasr betonte: „Wir müssen unser Bildungsangebot aufrechterhalten, um die Menschen davon abzuhalten, auszuwandern. Wir arbeiten daran, unser Bildungssystem am Laufen zu halten und so den Eltern und Kindern eine positive Botschaft zu vermitteln.“

Hilfsprogramm gestartet

Das internationale Hilfswerk „Kirche in Not“ hat ein Hilfsprogramm für 200 katholische Schulen im Libanon aufgelegt und unterstützt mittellose Eltern dabei, das Schulgeld aufzubringen. „Es wäre nahezu unmöglich, ohne diese Hilfe weiterzumachen“, sagte Nasr. „Wir zählen weiterhin auf diese Hilfe bei unserer Mission, ohne die unsere Existenz aufs Spiel gesetzt wäre.“

Dank der Hilfe von „Kirche in Not“ und weiteren Organisationen sei es bisher möglich, den Lehrern einen kleinen Geldbetrag in US-Dollar auszuzahlen, damit sie sich die notwendigsten Dinge kaufen können.

Im Libanon beträgt die Inflationsrate rund 168 Prozent, wie der Economic Experts Survey (EES) von Anfang September zeigt. Das Land am Mittelmeer steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, die Preise für Lebensmittel sind um 500 Prozent gestiegen. Zudem hat das libanesische Pfund 90 Prozent an Wert verloren.