Gemälde mit dem Titel „Die Steinigung des heiligen Stephanus“
von Rembrandt van Rijn aus dem Jahr 1625.
Öl auf Eichenholz
Public Domain/Wikimedia/Musee des Beaux-Arts de Lyon
Public Domain/Wikimedia/Musee des Beaux-Arts de Lyon
Feiertag

Stephanus: Der erste Märtyrer und seine Nachfolger

Am 26. Dezember gedenkt die katholische Kirche Stephanus’, der als erster christlicher Märtyrer gilt. Mancherorts droht Christen wegen ihres Glaubens auch heute noch Verfolgung. Eine Frankfurter Stiftung macht mit dem Stephanus-Preis jedes Jahr auf diese Menschen aufmerksam.

Viele Österreicher und Österreicherinnen nützen den Stefanitag für Besuche und zum „Christbaumschauen“ bei Bekannten und Verwandten, da der 26. Dezember in Österreich ein gesetzlicher Feiertag ist. In der katholischen Kirche wird am zweiten Weihnachtsfeiertag des Martyriums des heiligen Stephanus und aller bis heute verfolgten und bedrängten Christen und Christinnen gedacht.

Dass die frohen Tage der Feier der Geburt Jesu und des Gedenkens an den gesteinigten Stephanus aneinander anschließen, ergibt vielleicht erst auf den zweiten Blick Sinn. „Der Stefanitag erinnert uns, dass Weihnachten nicht nur ein Fest der frommen Besinnung ist, sondern auch der Bereitschaft, bis zum Schluss am Glauben festzuhalten“, wie es Toni Faber, Dompfarrer von St. Stephan, in einem Interview mit dem „Kurier“ einmal formulierte.

Parallelen der Leidenswege von Jesus und Stephanus

Parallelen in den Leidenswegen von Jesus und Stephanus werden in der Apostelgeschichte von Lukas (6-7) augenscheinlich. Wie Jesus wurde Stephanus des Hochverrats angeklagt. Jesus, der sich Sohn Gottes nannte, und Stephanus, der „den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes“ sah, wurden wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt.

Jesus am Kreuz
Pixabay/Couleur
Der Überlieferung zufolge sagte Jesus am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23:34)

Stephanus wurde von einer wütenden Menschenmenge durch die Straßen Jerusalems getrieben und vor der Stadtmauer gesteinigt. Das Todesjahr wird zwischen 34 und 37 n. Chr. vermutet. Wie Jesus hat sich laut Bibel auch Stephanus bei seiner Hinrichtung Gott anvertraut und denen vergeben, die ihn töteten. „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an“, waren laut Apostelgeschichte (7,60) die letzten Worte des Heiligen.

Verbreitung des Christentums

Nach seiner Steinigung setzte die Verfolgung der ersten Christen und Christinnen in Jerusalem ein. Doch auch zwei positive Entwicklungen für das Christentum sind mit dem Tod des Heiligen einhergegangen. Erstens: Saulus, ursprünglich Verfolger der Urchristen und Zeuge und Befürworter der Steinigung von Stephanus, wurde nur wenig später bekehrt und zu Paulus, einem der wichtigsten christlichen Verkündiger.

Symbol eines Fisches
Pixabay/Claudia
Der Erzählung nach benutzten Urchristen und Urchristinnen den Fisch als Geheim- und Erkennungszeichen

Zweitens: Die Vertreibung der ersten Christen und Christinnen führte zur Verbreitung des Christentums, denn die Vertriebenen wurden zu den ersten Missionaren, die die Botschaft des Evangeliums über die Grenzen Judäas hinaus verbreiteten.

Verfolgung: „Bürde vieler Menschen“

Im Vorjahr erinnerte Kardinal Christoph Schönborn am Stephanitag daran, dass das Martyrium nicht das Privileg der Katholiken oder Christinnen allgemein sei, sondern „Bürde vieler Menschen“. Dass die Christen und Christinnen heute in Österreich untereinander in Frieden leben, könne daran liegen, dass heute keine politischen Mächte mehr hinter den Konfessionen stehen und die Religion „nicht mehr Sache der Machtpolitik“ sei, so Schönborn.

Anderswo auf der Welt gehört die Verfolgung von Christen und Christinnen noch nicht der Vergangenheit an. Die 2006 gegründete Frankfurter Stephanus-Stiftung würdigt mit einem jährlich vergebenen Preis jene Menschen, „die sich in einer besonderen Weise für Menschenrechte, Religionsfreiheit und den christlichen Glauben einsetzen“, wie es auf der Website der Stiftung heißt. Unter den bisherigen Preisträgern und Preisträgerinnen seien auch immer wieder Menschen, die aufgrund ihres christlichen Bekenntnisses verfolgt werden.

Stephanus-Preis 2022 in Kairo verliehen

In diesem Jahr wurde der Stephanus-Sonderpreis am 17. Dezember in der ägyptischen Hauptstadt Kairo an die christliche Schauspielerin Demjana Nassar und die christliche Theaterregisseurin Justina Samir, Initiatorin der Theaterinitiative „Panorama Barscha“, in der Nassar „entdeckt“ wurde, verliehen. Die 42-jährige Nassar ist als Hauptdarstellerin im mehrfach ausgezeichneten ägyptischen Erfolgsfilm „Feathers“ (2021) zu sehen.

Der Film löste eine lebhafte Debatte in dem Land am Nil aus, da er patriarchale Strukturen und das Männer- und Frauenbild in Ägypten in kein gutes Licht rückt. Zudem lege er schonungslos die ärmlichen Lebensverhältnisse in Ägypten, unter denen viele Christen und Christinnen zu leiden haben, offen, wie es auf der Website der Stephanus-Stiftung heißt.

„Märtyrer des Monats“

In diesem Frühjahr begann die Stiftung auch damit, monatlich Menschen vorzustellen, die wie Stephanus um ihres Glaubens willen getötet wurden. Da die Stiftung ökumenisch ausgerichtet sei, würden „Blutzeugen unterschiedlicher Konfession“ auf der Website der Stiftung porträtiert, wie es heißt. Im Dezember 2022 gedenkt die Stiftung der Missionsbenediktiner Hilarius (Benedikt) Hoiß und Solanus (Rudolf) Hermann, die in Nordkorea ihr Leben lassen mussten.

Das kommunistische Regime Nordkoreas startete Ende 1948 einen gezielten Kampf gegen die christliche Religion. Die Geheimpolizei räumte Klöster und Gemeinschaften und verhaftete Ordensleute. Viele überlebten die schwere Leidenszeit in Gefängnissen und Arbeitslagern nicht.

Hoiß und Hermann wurden nach Kerkerhaft wegen ihres Glaubens in das Internierungslager Oksadok beziehungsweise Manpo in Nordkorea gebracht, wo sie am 12. Dezember bzw. 13. Dezember 1950 den Hunger- bzw. Erfrierungstod starben. Auch ihrer und aller wegen ihres Glaubens getöteten Christinnen und Christen gedenkt die Kirche am 26. Dezember.