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Chanukka und Weihnachten heuer zur gleichen Zeit

In manchen Jahren fallen das jüdische Chanukka und das christliche Weihnachtsfest zusammen. So auch heuer. Der Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit veröffentlichte ein Grußwort an Juden und Christen.

Von der Entstehungsgeschichte her hätten beide Feste keine Gemeinsamkeiten, „umso mehr in der Symbolik und Tradition“, hält der Koordinierungsausschuss fest und verweist auf „Licht, Geschenke, Familienfeier, Süßigkeiten, Gesang“.

In diesem Jahr beginnt das jüdische Chanukka-Fest, auch Lichterfest genannt, am 19. Dezember (bzw. am Abend des 18. Dezember). Es endet am 26. Dezember, also am christlichen zweiten Weihnachtstag. Das achttägige Fest beginnt immer am 25. Tag des Monats Kislew, des neunten Monats im jüdischen Kalender.

Die Wiedereinweihung des Tempels

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem durch Judas Makkabäus. Zuvor war das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern durch „Götzendienst“ und griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden. Das Fest erinnert somit auch an den Sieg des jüdischen Volkes über die griechischen Besatzer. Rund zwei Jahre hatten die Makkabäer gegen die Besatzer gekämpft.

Als sie dann den Tempel wieder in Besitz nehmen konnten und die Menora, den traditionellen Leuchter, anzünden wollten, fanden sie lediglich geweihtes Öl für einen Tag vor. Nach einer Legende des Talmud brannte die Menora jedoch acht Tage lang.

Ein „Diener“ entzündet die Lichter

In Erinnerung an dieses Wunder wird in jüdischen Häusern und Synagogen während des Lichterfestes jeden Abend eine neue Kerze am neunarmigen Chanukka-Leuchter entzündet. Die neunte Kerze heißt „Schamasch“ (Diener) und wird zum Anzünden der anderen Lichter verwendet. Beim Lichtanzünden wird ein Gebet gesprochen: „Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der vollbracht hat Wundertaten an unseren Vätern in jenen Tagen zu dieser Zeit.“

Krapfen zu Chanukka
APA/AFP/Emmanuel Dunand
Zu Chanukka gibt es unter anderem Krapfen

Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird der Tradition nach im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: „Ein großes Wunder geschah hier.“ Überdies werden Kinder beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck.

Symbolik des zunehmenden Lichtes

Wenn den Bräuchen zu Chanukka und Weihnachten etwas besonders gemeinsam sei, dann die Symbolik des zunehmenden Lichtes, heißt es im Grußwort des Koordinierungsausschusses. Dass beide Traditionen in die Zeit der Wintersonnenwende fallen, könne mit einem menschlichen Bedürfnis zu tun haben, dem jahreszeitlichen Geschehen symbolischen Nachdruck zu verleihen.

Als theologische Deutung biete sich auch das Ende der dunklen Zeit an, in der die Ausübung des Lebens nach dem eigenen Glauben unterdrückt wurde, wie es in den Makkabäer-Büchern beschrieben ist, sowie das Hineinführen in eine messianische Zeit, wie Christen und Christinnen sie mit Jesu Geburt und Wirken annehmen.

„In diesem Sinne wünschen wir ‚Channukah sameach‘ (ein fröhliches Channukah) und ein gesegnetes Weihnachtsfest“, heißt es abschließend wörtlich in dem Grußwort des Koordinierungsausschusses, das von Vizepräsident Willy Weisz und Dechant Ferenc Simon, Wiener Diözesanbeauftragter für christlich-jüdische Zusammenarbeit, gezeichnet ist.