Orthodoxie

Metropolit Arsenios feiert 50. Geburtstag

Arsenios Kardamakis, Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich und Ungarn, feiert am 31. Oktober seinen 50. Geburtstag. Ökumene, interreligiöser Dialog und der Einsatz für die Einheit der orthodoxen Kirchen prägen sein Schaffen.

Mit nur 38 Jahren und einem entschiedenen Bekenntnis zur Fortsetzung des guten ökumenischen Weges in Österreich übernahm Arsenios 2011 das Amt als Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa von seinem Vorgänger Michael Staikos. „Ich wünsche mir, dass Gott mir die Möglichkeit gibt, alle Kirchen vereint zu sehen“, sagte er gegenüber der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress.

Zuletzt äußerte er sich besorgt über die Lage in Nahost. Er sei zutiefst erschüttert über die Spirale der Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern. „Ich verurteile entschieden alle Angriffe auf unschuldige Menschen. Dieser Krieg muss sofort ein Ende nehmen, es müssen unverzüglich alle Geißeln freigelassen werden und für die Menschen in Gaza muss es rasch Zugang zu humanitärer Hilfe geben“, so Arsenios in einer Erklärung auf der Website der Metropolis von Austria.

Geboren wurde der Metropolit 1973 in Heraklion auf Kreta. Seiner Heimat fühlt er sich als Mönch des Klosters Epanosifis, das eines der größten Klöster auf der Insel Kreta ist, sehr verbunden. Immer wieder kehrt er dorthin zurück.

Zwei Heimaten

In einem Gespräch mit dem ORF Fernseh-Religionsmagazin „Orientierung“, die ihn 2014 nach Kreta begleitete, so Arsenios: „Ich trage Kreta immer mit. Ich bin ein Kreter. Und ich werde als Kreter sterben, der aber in Österreich eine Heimat gefunden hat.“

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis
APA/Hans Klaus Techt
Arsenios Kardamakis, Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich und Ungarn, feiert seinen 50. Geburtstag

Nach dem Besuch des Gymnasiums und der kirchlichen Akademie in Athen begann er sein griechisch-orthodoxes Theologiestudium in Athen und Thessaloniki. Daneben studierte er auch katholische Theologie an der Marc Bloch Universität von Straßburg. Es folgten ein kirchenrechtliches Spezialstudium sowie 2011 das Doktorat an der katholischen Fakultät der Universität Straßburg.

Erste ökumenische Erfahrungen

Erste seelsorgliche Erfahrungen gewann der junge Geistliche nach der Diakonenweihe 1998 unter anderem in der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, wo er nach seiner Priesterweihe im Jahr 2002 in der Gemeinde in Karlsruhe wirkte. Seit 2004 bekleidete er das Amt des Generalvikars der griechisch-orthodoxen Metropolie von Frankreich.

Einschlägige ökumenische Erfahrung und Kontakte zu anderen Kirchenvertretern konnte Arsenios im Ökumenischen Rat der Kirchen in Frankreich erwerben, wo er ab 2005 sieben Jahre lang als Ko-Sekretär fungierte. Die Bischofsweihe empfing er am 30. November zum Hochfest des Apostels Andreas im Phanar in Istanbul, am Sitz des Ökumenischen Patriarchats.

Inthronisierung

Am 3. November 2011 wurde er von der Heiligen Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zum Metropoliten von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa gewählt. Am 4. Dezember 2011 wurde er in Wien in der orthodoxen Dreifaltigkeitskirche feierlich in sein Amt eingeführt.

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis und Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag, den 04. Dezember 2011 in der Wiener Dreifaltigkeitskathedrale.
APA/Georg Hochmuth
Christoph Schönborn und Arsenios bei dessen Inthronisierung am Sonntag, den 04. Dezember 2011, in der Wiener Dreifaltigkeitskathedrale

Nach Staikos und dessen Vorgänger Chrysostomos Tsiter ist Arsenios der dritte Oberhirte der 1963 vom Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. errichteten „Metropolis von Austria“ und damit höchster orthodoxer Würdenträger in Österreich, wo nach Schätzungen bis zu 500.000 orthodoxe Christen und Christinnen leben.

Als „axios“, „würdig“ gesehen

Das griechische Wort „axios“, das „würdig“ bedeutet, war oft bei der Inthronisierung Arsenios’ zu hören. Seine Amtsübernahme fand breite Zustimmung in der christlichen Welt. Kardinal Schönborn sagte in seinem Grußwort, die katholische Kirche in Österreich habe mit großer Freude die Wahl von Arsenios zum Nachfolger des verstorbenen Metropoliten Michael Staikos vernommen.

Metropolit Emmanuel Adamakis verwies darauf, dass sich Arsenios durch seine Ausbildung und in seinem bisherigen Wirken als „pflichtbewusst und fähig“ erwiesen habe. Er gab sich zuversichtlich, dass Arsenios die Zusammenarbeit mit den orthodoxen Schwesterkirchen und den anderen christlichen Konfessionen fördern werde.

Einheit der Kirchen

Mit seiner Inthronisierung wurde Arsenios auch zum Vorsitzenden der seit 2010 bestehenden Orthodoxen Bischofskonferenz für Österreich, deren Vorsitz aufgrund panorthodoxer Vereinbarungen jeweils der Bischof des Ökumenischen Patriarchats innehat. In der Orthodoxen Bischofskonferenz sind sieben orthodoxe Kirchen vertreten: Das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die russisch-orthodoxe Kirche, die serbisch-orthodoxe Kirche, die rumänisch-orthodoxe Kirche, die bulgarisch-orthodoxe Kirche und die georgisch-orthodoxe Kirche.

In der orthodoxen „Göttlichen Liturgie“ (Messe) werde für die Einheit aller Christen und Christinnen sagte Arsenios einmal gegenüber Kathpress. Dass sich Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit von Bischöfen verschiedener Patriarchate und Nationalkirchen ergeben können, leugnete er nie.

Panorthodoxes Konzil 2016

Das Team der „Orientierung“ stellte Arsenios 2016, anlässlich des bevorstehenden panorthodoxen Konzils die Frage, wie viele orthodoxe Kirchen es gäbe. Mit einem Lächeln und in gewohnt diplomatischer Manier antwortete Arsenios: „Die richtige Antwort ist: Eine orthodoxe Kirche.“

Bild vom Konzil der Orthodoxie 2016, an dem  mehr als 170 Bischöfe aus zehn eigenständigen orthodoxen Kirchen teilnahmen.
AFP/Costas Metaxakis
Vom 19. bis zum 25. Juni 2016 fand auf Kreta das erste pan-orthodoxe Konzil seit mehr als tausend Jahren statt

Die erste Versammlung der orthodoxen Kirchenoberhäupter seit dem Konzil von Nicäa im Jahr 787 sollte die Einheit der Kirchen zum Schwerpunkt haben. Die Zeit, die Gesellschaft, der Mensch und die Orthodoxen würden sie verlangen, so Arsenios. Dass letztendlich vier Kirchen (Russland, Antiochien, Georgien und Bulgarien) nicht am Konzil teilnahmen und auch andere Querelen rund um das Konzil herrschten, stieß bei Arsenios auf Unverständnis. Dennoch blieb er dabei, positiv in die Zukunft für die Einheit der Kirchen zu blicken.

Erstes griechisch-orthodoxes Kloster in Österreich

Unter der Führung des Metropoliten wurde 2014 mit dem Projekt des ersten griechisch-orthodoxen Klosters in Österreich begonnen. Die katholische Diözese Eisenstadt stellte dafür ein Grundstück in St. Andrä zur Verfügung, doch der Baubeginn verzögerte sich über viele Jahre, obwohl die Mönchsgemeinschaft dort bereits seit 2016 besteht.

Wilhelm Pfeiffer (Direktor der Berufsschule Pinkafeld), Dominik Orieschnig (Diözesansprecher), Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), Metropolit Arsenios Kardamakis, Bischof Ägidius Zsifkovics, die Maurerlehrlinge der BS Pinkafeld Dominik Dombi und Thomas Neubauer, Superintendent Manfred Koch und Klosterabt Paisios Jung am Samstag, 26. September 2020, anlässlich der Grundsteinlegung für das erste orthodoxe Kloster Österreichs in St. Andrä am Zicksee.
APA/Kathbild/Rupprecht
Am 26. September 2020 wurde der Grundstein für das erste orthodoxe Kloster Österreichs in St. Andrä am Zicksee gelegt

Nach jahrelangem Widerstand aus Teilen der Bevölkerung drohte das Projekt zu scheitern. Mit der Grundsteinlegung für das Kloster „Maria Schutz“ im September 2020 wurde das Projekt doch noch zu einem ökumenischen Bau, der „ein Zentrum der Begegnung zwischen Ost und West“ werden solle, wie er bei der feierlichen Grundsteinlegung sagte.

Orthodoxes Schulamt

Metropolit Arsenios ist auch Leiter des Orthodoxen Schulamtes. Die griechische Metropolis von Austria führt in Wien auch eine eigene Schule: die Griechische Nationalschule im ersten Bezirk. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet und ist die älteste griechische Schule der Diaspora weltweit.

Arsenios zeigt sich im Ausbau des orthodoxen Religionsunterrichts äußerst engagiert und betont auch hier den Dialog. Im orthodoxen Religionsunterricht werde der Respekt vor den Mitmenschen großgeschrieben, per se gehe es um den Dialog und neben den je konfessionsspezifischen Elementen stehe das Gemeinsame im Mittelpunkt.