Eine Weihnachtskrippe der Künstler Tobias und Herbert Haseidl aus Oberammergau ist am 09.12.2015 im Krippenmuseum in Oberstadion ausgestellt.
APA/dpa/Felix KŠstle
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Weihnachten

Die wechselvolle Geschichte der Krippe

Verpönt, verboten, verehrt: Von den römischen Katakomben bis zur Kunstform in unserer Zeit kann die Krippe auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken. Das Interesse an Krippen ist ungebrochen. Krippenschauen gibt es daher auch heuer wieder zahlreich.

Die Krippe als kreative Auseinandersetzung mit der Weihnachtsbotschaft übt seit Jahrhunderten eine große Faszination auf Menschen jeden Alters aus. Der Krippenbesuch, im ländlichen Raum auch „Kripperlroas“ (Krippenreise) genannt, ist zu einem beliebten Brauchtum in der Zeit rund um Weihnachten geworden.

Die Krippendarstellungen beziehen ihren Inhalt in erster Linie aus dem Bericht des Evangelisten Lukas, der aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts stammt, sowie aus außerbiblischen Traditionen.

Römische Katakomben

Erste Fresken mit Szenen der Geburt Jesu findet man in römischen Katakomben im 4. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit wurde in Rom auch erstmals das Fest der Geburt Jesu gefeiert und verbreitete sich von dort im gesamten Christentum.

Die älteste figürliche Darstellung der Geburtsszene, ähnlich den heutigen Krippen, befindet sich in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Etwa zur gleichen Zeit soll der Heilige Franziskus in Greccio nördlich von Rom zu Weihnachten 1223 spontan ein „Krippenspiel“ inszeniert haben.

Weihnachtskrippe auf grünem Moos
pixabay/falco
Krippen gibt es in vielen Ausführungen und aus sehr unterschiedlichen Materialien

Er soll als erster die Idee gehabt haben, zum Weihnachtsfest die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als „lebendes Bild“ mit lebendigen Personen und Tieren nachzustellen. Ob das tatsächlich der Anfang des späteren Krippenbaus war, bleibt umstritten, zumal ähnliche Spiele schon vor Franziskus bezeugt sind.

„Krippenverbot“ unter Joseph II.

Die Krippe und der Christbaum wurden erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen, wobei die Krippe eine längere Tradition aufweist. Erst am Übergang zur Neuzeit verbreiteten sich figürliche Krippendarstellungen von Südeuropa aus. Ein wichtiges Zentrum dafür war Neapel. Im Zuge der Gegenreformation waren es vor allem Jesuiten und Franziskaner, die in Zentraleuropa figürliche Darstellungen des neugeborenen Christuskindes und des Weihnachtsgeschehens unter die Leute brachten.

Eine inzwischen vergessene Zäsur stellte das „Krippenverbot“ Kaiser Josephs II. von 1782 dar: Nachdem die weihnachtlichen Szenerien im Barockzeitalter immer beliebter geworden waren, wurden diese von der Aufklärung als „lächerlich“, „kindisch“ und „ärgerlich“ bekämpft, wie der Theologe und Historiker Michael Neureiter von der „Stille Nacht Gesellschaft“ kürzlich Kathpress gegenüber darlegte.

Verpönt bei Protestanten

Der Oberaufklärer unter den österreichischen Habsburger-Monarchen verfügte, dass in Kirchen keine Krippen mehr aufgestellt werden durften. Erst 1804, 14 Jahre nach Josephs Tod, wurde sein Verbot wieder aufgehoben. Inzwischen hatte sich der Krippenbau landesweit in private Haushalte verlagert. Auch in protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts.

Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens ihre Blütezeit. Im November 2021 wurde der „Krippenbrauch in Österreich“ als ein österreichweit breit gefasstes Brauchtum sogar in das nationale Verzeichnis der UNESCO des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Heuer wurde auch die Wenner Krippentradition in das Verzeichnis eingetragen. Das Krippenbauen und Krippenschauen ist eine Tradition in Wenns, die seit mehr als 150 Jahren mit der Tiroler Ortschaft verbunden ist.

Krippe
Krippenmuseum Vösendorf

Ausstellungshinweis

Das Krippenmuseum Vösendorf hat jeden Samstag, Sonn – u. Feiertag von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Am 24. Dezember von 9.30 bis 11.30 Uhr, Johannisweg 2, 2331 Vösendorf.

„Krippenpfad“ in der Wiener Innenstadt

Je nach Zeitalter und Region nimmt die Krippe verschiedenste Formen an. So lädt die Erzdiözese Wien heuer zum „Krippenpfad“ ein, an dessen Stationen unterschiedliche Krippen die jeweilige Epoche und Region widerspiegeln, in der sie entstanden sind.

Teil des „Krippenpfades“ sind der Stephansdom, die Franziskanerkirche, die Annakapelle, die Kaiserkapelle der Kapuzinerkirche, die Michaelerkirche, die Kirche am Hof, die Kirche Maria am Gestade, die Jesuitenkirche und die Dominikanerkirche. Die Kirchen sind zwischen 9.00 Uhr und 17.00 Uhr geöffnet.

Im Stephansdom befindet sich beim Altar „Maria in der Sonne“, eine Tiroler Kirchenkrippe aus dem 19. Jahrhundert, die aus ursprünglich zwei verschiedenen zusammengefügt wurde. Eine Krippe aus der Barockzeit findet man in der Franziskanerkirche im linken Eingangsbereich. Die Kirche am Hof beherbergt im vorderen linken Seitenschiff eine große Landschaftskrippe, wie sie in Kroatien üblich ist.

Krippenmuseum Vösendorf

Eine orientalische Krippe befindet sich in der Jesuitenkirche im rechten hinteren Eingangsbereich. Die jüngste Krippe des „Krippenpfades“ kann man in der Annakapelle, links vom hinteren Hauptschiff der Annakirche, besichtigen: Der Tiroler Bildhauer Franz Staud hat sie in den 1950er-Jahren in Form eines Flügelaltares gestaltet.

Krippe
Krippenmuseum Vösendorf
Das Krippenmuseum Vösendorf zeigt Krippen aus aller Welt

Auch das erste niederösterreichische Krippenmuseum in Vösendorf verspricht auf seiner Website einen Rundgang, der von der volkstümlichen Tiroler Krippe durch die Welt der Antike mit orientalischen Krippendarstellungen führt. Krippenfans haben dort eine Sammlung mit Weihnachts- und Passionskrippen aus aller Welt im einzigen Museum dieser Art in Ostösterreich zusammengetragen. Neben den Dauer- und Sonderausstellungen bietet das Museum auch mehrmals im Jahr Krippenbaukurse an.

Papst Franziskus’ Weihnachtsbotschaft

Für Papst Franziskus sind das Kind in der Krippe und der Stern von Bethlehem das wichtigste am Weihnachtsfest. In einem am vierten Adventssonntag ausgestrahlten Interview des italienischen Fernsehkanals Tele5 berichtete der Papst, dass es in seiner Familie zu Weihnachten stets eine Krippe gegeben habe – und keinen Christbaum.

Seine Weihnachtsbotschaft für die Zuschauer fasste der Papst mit den Worten zusammen: „Schaut auf das Kind, und schaut auf den Stern. Beide zusammen sind die Botschaft von Weihnachten.“ Und weiter: „Wenn du den Stern siehst, findest du den Weg, so wie die drei Weisen, die ihn suchten. Und wenn du das Kind siehst, weißt du, was dein Herz fühlt.“