Sternsinger auf Schiern auf einer Piste
APA/Marion & Reinhard Hörmandinger
APA/Marion & Reinhard Hörmandinger
Spenden

Heurige Sternsinger-Sammlung für Kenia

Zwischen 27. Dezember und 8. Jänner sind auch heuer wieder 85.000 Kinder und Jugendliche in ganz Österreich als Sternsingerinnen und Sternsinger unterwegs. Schwerpunkt der Sternsingeraktion 2022/23 ist die Hilfe für Hirtenvölker im nördlichen Kenia.

Als Heilige Drei Könige verkleidet, wandern sie singend von Haus zu Haus, bringen den Segen und bitten um Spenden für Not leidende Menschen. Die Dreikönigsaktion, Hilfswerk der Katholischen Jungschar, unterstützt mit den Spenden jährlich rund 500 Hilfsprojekte in Armutsregionen der Welt.

Den traditionellen Start der Aktion bildet der Auftaktbesuch der Sternsinger beim Wiener Kardinal Christoph Schönborn am 27. Dezember. Auch Politikerinnen und Politiker sowie Kirchenvertreter werden besucht, am 30. Dezember werden Gruppen aus ganz Österreich bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg zu Gast sein.

Sauberes Wasser, Gemüse und Schulen

Schwerpunkt der Sternsingeraktion 2022/23 ist Kenia. Wegen der Klimakrise bleibt in Samburu und Marsabit der Regen aus. Spenden sollen sauberes Wasser und damit das Überleben der Menschen sichern. Auch die Nahrungssituation wird mit dem Anlegen von Gemüsegärten verbessert.

Hirtenkinder, die tagsüber auf die Herden aufpassen, lernen in speziellen Abendschulen Lesen, Schreiben und Rechnen. Frauen schließen sich zusammen und steigern das Familieneinkommen etwa mit Hühnerzucht oder der Herstellung von Perlenketten und Seife aus Aloe Vera.

Besonders im Fokus: Bildung für Frauen und Mädchen

In der Region leben 80 Prozent der Menschen als Hirtenvölker von ihren Herden an Rindern, Ziegen, Schafen oder Kamelen. Überfälle auf Viehherden durch rivalisierende Stämme, Kinderheirat und Genitalverstümmelung sind nach wie vor gesellschaftliche Probleme, berichtete eine Gruppe der „Yarumal Missionaries“ aus der Region Samburu im Kathpress-Interview. Das Ziel der DKA-Partnerorganisation ist es, durch Bildung und Ermächtigungsarbeit die Lebensumstände von Frauen und Mädchen zu verbessern.

Eine Frau und ein Mann arbeiten auf einem Feld
APA/Barbara Buchegger
Spenden der Sternsinger-Sammlung kommen Projekten zur Selbstermächtigung zugute

Das Projekt verfolge einen sozial-pastoralen Ansatz, erzählte der Projektleiter von „Yarumal Missionaries“ und ursprünglich aus Lateinamerika stammenden Pfarrer, Guillermo Alvarez, der mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern derzeit in Österreich unterwegs ist, um die Arbeit der Organisation vorzustellen. Die Betätigungsfelder teilen sich auf vier Schwerpunkte auf: Bildung, Ernährungssicherheit, friedensstiftende Maßnahmen und religiöse Bildung, erläuterte Alvarez.

Essen vor dem Unterricht

Die Bildung als Basis für nachhaltige Entwicklung sei dabei der Schlüsselfaktor, zeigte er sich überzeugt. Für die Hirtenkinder, die tagsüber auf die Herden aufpassen, wurden insgesamt neun Abendschulen in der gesamten Region eingerichtet, in denen sie Englisch und Kiswahili sowie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Außerdem erhalten die Kinder vor dem Beginn des Unterrichts eine Mahlzeit – für viele sei es oft die erste nach einem langen Tag in der Hitze, so Alvarez.

Last auf den Schultern der Frauen

Über die schwierige Situation von Mädchen und jungen Frauen in der Samburu-Region berichteten die Sozialarbeiterin Irene Naanyu Lenawuatoop und Victoria Njeri Wanjiku, die im Hauptstadtbüro der Organisation in Nairobi arbeitet. Lenawuatoop, die selbst aus dem Samburu-Gebiet stammt, erzählte, dass insbesondere die Verheiratung von jungen Mädchen – im Durchschnitt sind diese nicht älter zwölf Jahre – mit deutlich älteren Männern, aber auch die weibliche Genitalverstümmelung nach wie vor tief in der Gesellschaft verankert seien.

Ziel ihrer Arbeit mit Frauen und Mädchen sei es, diese innerhalb der patriarchal geprägten Gesellschaft zu ermächtigen, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Die Frauen würden von Kindheit an erzogen, sich selbst zu organisieren und für die Familien zu sorgen, „Afrika liegt auf den Schultern der Frauen“, so Lenawuatoop. Es fehle ihnen aber an formaler Bildung, die wenigsten haben die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, und die Analphabetenrate liegt bei den Frauen in der Region bei über 80 Prozent.

Folgen von Kinderheirat und Genitalverstümmelung

Deswegen sei es wichtig, den Frauen und Mädchen einerseits Bildung zu ermöglichen und ihnen andererseits zu ermöglichen, sich alternative Einkommen zu schaffen. In eigenen Frauengruppen würden Frauen ermächtigt, sich selbst zu organisieren. In den wöchentlichen Trainings werde den Frauen auch erklärt, wie wichtig es ist, ihren Töchtern Zugang zu Bildung und Schulunterricht zu ermöglichen.

Außerdem würden die Frauen über negative Folgen der Kinderheirat und von Genitalverstümmelung aufgeklärt, erklärte Victoria Njeri Wanjiku. Sie werden ermutigt, ihre Töchter vor einem solchen Schicksal zu bewahren und gegen ihre Männer und Familien aufzustehen. Das gehe besonders gut, wenn die Frauen selbstständig sind und über eigene Einkommensmöglichkeiten verfügen, so Wanjiku. Schlüssel dazu sei die Bildung, besonders von jungen Mädchen, denn nur so könne sich vor allem in der Zukunft etwas ändern.

Bei Männern Fokus auf Friedenssicherung

Bei Buben und jungen Männern rücke neben der Alphabetisierung auch die Friedenssicherung in den Fokus, erklärte Projektmitarbeiter Silvester Tukai Adero. Der Förderung von Frieden und Versöhnung dienen Friedensgruppen in Schulen und Dörfern, Trainings mit unterschiedlichen Zielgruppen und Durchführung verbindender Sportevents.

Spendenhinweis

Gespendet werden kann über folgendes Spendenkonto: IBAN: AT23 6000 0000 9300 0330) oder online.

In den Stämmen werden die männlichen Jugendlichen vornehmlich zur Verteidigung der eigenen Ansprüche in Bezug auf Vieh und Land eingesetzt. Nach wie vor dazu gehöre auch der Viehdiebstahl. Dieser gehe immer mehr zurück, berichtete Adero, was damit zu tun habe, dass man gezielt die jungen Männer mit den Friedensmaßnahmen anspreche.

Schlimmste Dürre seit 40 Jahren

Das Horn von Afrika gehört zu den von der globalen Erderhitzung am schwersten betroffenen Regionen, sagte Projektleiter Alvarez. Derzeit erlebe das Land die schlimmste Dürre seit über 40 Jahren. Für die Nomaden bedeute das konkret, dass sie immer weitere Strecken zurücklegen müssten, um in fruchtbare Gebiete für ihre Herden zu kommen. Das bedeute auch, dass es öfter zu Konflikten unter den Nomadengruppen komme, etwa bei Anspruch auf fruchtbares Land.

Im vergangenen Jahr „ersangen“ die engagierten Kinder und Jugendlichen über 15 Millionen Euro. Die Initiative gehört somit zu den größten Spendenaktionen des Landes. Die DKA ruft alle dazu auf, zu „Vierten Königen“ zu werden und mit einer Spende den Einsatz der Kinder unterstützen.