Österreich

Kardinal Schönborn: „Österreich braucht Migration“

Österreich brauche dringend Migration und eine entsprechende Politik, denn ohne Migration könne Österreich nicht funktionieren. Das sagte Kardinal Christoph Schönborn im Weihnachtsinterview mit Kathpress und den Medien der Erzdiözese Wien.

Schönborn verwies auf Arbeitsbereiche wie Pflege, Reinigung oder auch die Bauwirtschaft. Das Thema der Migrationspolitik sei auch grundsätzlich von der Flüchtlingsfrage zu trennen, so der Kardinal, der zugleich einmal mehr eine solidarische, europäische und gemeinsame Flüchtlingspolitik einforderte.

Er sei in Integrationsfragen kein Fachmann und wolle deshalb der Politik auch keine weisen Ratschläge geben. „Zu bedenken gebe ich aber, ob das möglich wäre, was auch der Wiener Bürgermeister sagt: die Menschen schneller in den Arbeitsprozess zu integrieren“, so der Erzbischof.

„Aus Flüchtlingen werden Mitbürger“

Das Beispiel der Bosnien-Flüchtlinge in den 1990er-Jahren zeige zudem, wie Tausende Menschen großherzig aufgenommen wurden. „Sie haben hier ihre neue Heimat gefunden und sind heute bestens integriert“, so Schönborn: „Aus Flüchtlingen werden Mitbürgerinnen und Mitbürger, wenn sie am Leben teilnehmen.“

Schönborn sprach von einem gewaltigen globalen Migrationsdruck, der mit Armut, dem Klimanotstand, Kriegen, sozialer Ungerechtigkeit oder Hungersnöten zu tun habe. „Solche Migrationsströme kann man nicht mit Zäunen eindämmen. Die hat es immer in der Geschichte gegeben“, so der Wiener Erzbischof.

„Krieg ist Folge schlechter Politik“

Was ihn an diesem Weihnachtsfest besonders belaste, sei der Ukraine-Krieg, so der Kardinal weiter: „Ich muss ständig an die Millionen Menschen denken, die in der Kälte und vielfach ohne Strom, ohne Wasser und vor allem ohne Frieden leben müssen.“ Freilich: Er vergesse etwa auch die Not leidenden Menschen in Syrien nicht.

Das Leiden dieser und vieler anderer Länder „ist die Folge einer schlechten Politik, dem Gegenteil einer friedensorientierten und an den Menschen orientierten Politik“. Es erschüttere ihn, so der Kardinal, „dass es den großen Mächten der Welt nicht gelingt, den Menschen ein friedvolles Zusammenleben zu ermöglichen“.

Frage nach einem Nachfolger

Den Österreicherinnen und Österreichern wolle er sagen: „Wir können die Weltpolitik nicht ändern. Aber was wir tun können, ist aufmerksam zu sein und nicht wegzuschauen, wenn wir auf Not stoßen. Dass wir füreinander sorgen, dass wir miteinander durch die Krise gehen. So einfach ist es.“ Wach und aufmerksam zu sein, sei jederzeit möglich.

Zur Frage, ob es hinsichtlich eines Nachfolgers als Erzbischof von Wien Neuigkeiten gebe, meinte der Kardinal: „Nicht, dass ich wüsste. Der Papst hat eine Bemerkung gemacht, dass er meine Mitarbeit schätzt. Er hat noch nicht von meinem Nachfolger gesprochen, aber es wird ihn sicher geben.“