Vatikan

Letztes Geleit für Benedikt XVI.

Am Donnerstag wird der verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. im Petersdom in Rom beigesetzt. Zum Ablauf der Feierlichkeiten gab der Vatikan Details bekannt. Einiges ist noch offen – denn für das Begräbnis eines emeritierten Papstes gibt es keine spezifischen Regeln.

Fix ist, dass die von Papst Franziskus geleitete Totenmesse, das Requiem, am Donnerstag um 9.30 Uhr auf dem Petersplatz beginnt. Das sagte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Anfang der Woche. Im Laufe der Woche gab der Vatikan weitere Details zur Messfeier auf dem Petersplatz bekannt, die unmittelbar vor dem Begräbnis stattfindet.

Die für liturgische Fragen zuständigen Stellen im Vatikan orientierten sich für das Vorgehen im Wesentlichen an dem Ablauf, der für einen verstorbenen Papst vorgeschrieben ist. Allerdings wurden die Lesungen sowie einige Gebete geändert, um so der Tatsache Rechnung zu tragen, dass Benedikt XVI. zum Zeitpunkt seines Todes nicht mehr Papst war und der Stuhl des Bischofs von Rom nach seinem Tod nicht vakant ist. Beispielsweise muss kein Konklave vorbereitet werden, die dazugehörigen Gebete entfallen also.

Petersplatz im Vatikan, vor Benedikt-Beisetzung
Reuters/Kai Pfaffenbach
Vorbereitungen auf dem Petersplatz am Mittwoch

Ritual unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Noch vor der Totenmesse auf dem Petersplatz wird im Petersdom um etwa 7.00 Uhr Früh ein Ritual unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Es beginnt mit der Verlegung des bisher aufgebahrten Leichnams in den Sarg. Anschließend verliest der päpstliche Zeremoniar das Rogitum, ein Schriftstück, in dem die wesentlichen Ereignisse aus dem Leben und Wirken des früheren Papstes in Textform dargestellt sind. Das Schriftstück wird in einer Metallkapsel verschlossen und dem Leichnam beigegeben.

Danach wird das Gesicht des Verstorbenen mit einem Tuch bedeckt, und die Grabbeigaben werden in den Sarg gelegt – mehr dazu in Vatikan: Benedikt XVI. wird wie ein Papst ins Grab gelegt. Dieser wird dann geschlossen und schließlich nach draußen getragen. Das alles geschieht begleitet von speziellen Gebeten und Gesängen.

Ein dreifacher Sarg

Bereits am Mittwochabend wird der Leichnam in einen Sarg aus Zypressenholz gelegt. Er wird am Donnerstag nicht mehr zu sehen sein. Papst Franziskus wird die Messe leiten, am Altar wird er sich vertreten lassen, da Franziskus wegen seiner Knieprobleme sitzen muss. Die Predigt werde aber er selbst halten, so der Vatikan. Die überwiegend auf Latein gehaltene Messe unterscheidet sich nur wenig von einer „normalen“ Messfeier für Verstorbene. Das Ende der Messe wird etwa um 11.00 Uhr erwartet, mit dem Ritus der Aussegnung und Verabschiedung.

Sendungshinweis

Der ORF überträgt die Trauerfeier für Benedikt XVI. live und bringt Analysen und Hintergrundberichte sowie Schaltgespräche nach Rom und Berlin. Der Livestream des Trauergottesdienstes wird auch in news.ORF.at verfügbar sein.

Nach der Trauerfeier wird der Sarg Vatikan-Sprecher Bruni zufolge in den Petersdom getragen. Der Holzsarg werde dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit danach in einen aus Zink gelegt, dieser wird sofort verschweißt und mit Siegeln versehen. Das Material hat antibakterielle Eigenschaften und verlangsamt den Verwesungsprozess. Der Zinksarg wird dann in die künftige Ruhestätte Joseph Ratzingers in die Krypta des Petersdoms gebracht. Hier kommt dieser in einen dritten Sarg aus Eichenholz. Anschließend folgt die eigentliche Beisetzung.

Viel Prominenz reist an

Staatschefs, Geistliche, Könige und Adelige aus der ganzen Welt reisen zum Begräbnis des emeritierten Papstes. Österreich wird durch Altbundespräsident Heinz Fischer vertreten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen habe Fischer gebeten, an den Begräbnisfeierlichkeiten in Rom teilzunehmen, teilte die Präsidentschaftskanzlei am Dienstag auf Anfrage mit.

Als Vertreter der katholischen Kirche in Österreich werden Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz sowie der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl an der Trauerfeier teilnehmen.

Foto von Benedikt XVI. mit Trauerflor
AP/Alessandra Tarantino
Beigesetzt wird Benedikt XVI. im Petersdom

Aus Deutschland kommen zur Verabschiedung des deutschen Papstes Präsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzler Olaf Scholz, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Erwartet werden auch der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda sowie eine Delegation des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel. Ungarn ist durch Ministerpräsident Viktor Orban und Präsidentin Katalin Novak vertreten.

Besondere Sicherheitsvorkehrungen

Rom trifft für das Begräbnis des emeritierten Papstes Benedikt XVI. am Donnerstag besondere Sicherheitsvorkehrungen. Wie schon in der Vergangenheit bei der Beerdigung von Johannes Paul II. und bei großen Heiligsprechungszeremonien werden mehr als 1.000 Polizisten eingesetzt, verlautete aus der römischen Präfektur. Die Zahl der Metalldetektoren zur Kontrolle der Gläubigen beim Zugang zum Petersplatz wird erhöht.

Menschenmenge auf dem Petersplatz, Aufbahrung Benedikt XVI.
Reuters/Remo Casilli
Rom trifft für das Begräbnis spezielle Sicherheitsvorkehrungen

Außerdem gilt am Donnerstag in der Umgebung des Vatikans ein Verbot, Glasflaschen zu verkaufen. Neben den Überwachungsmaßnahmen wird die Steuerung der Verkehrsströme ein Schlüsselelement der Organisation sein. Zur Beerdigung am Donnerstag werden mindestens 70.000 Menschen erwartet, darunter internationale Delegationen.

Diskrete Kontrollen

Neben dem Personal der vatikanischen Gendarmerie werden auch Polizisten in Zivil im Einsatz sein. Ziel sei es, wirksame, aber diskrete Kontrollen zu garantieren. Eine wichtige Rolle werden die 500 Freiwilligen des Katastrophenschutzes spielen, die auch die Aufgabe haben, Informationen über Warteschlangen und Wartezeiten zu liefern. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden aufgestockt, um die Massen von Pilgern zum Petersplatz zu führen.

Die Via della Conciliazione, die Hauptstraße, die zum Petersplatz führt, wird für den Autoverkehr gesperrt. Der öffentliche Nahverkehr wird verstärkt, und es sind zwei Umsteigebahnhöfe geplant. Auch der Luftraum über Rom wird am Donnerstag gesperrt sein. Die Vorbereitungen für das Begräbnis laufen im Vatikan auf Hochtouren. Könige, Adelige, Staatschefs und Geistliche aus der ganzen Welt reisen zum Begräbnis des emeritierten Papstes.

Am Silvestertag verstorben

Benedikt XVI. war am Samstag, zu Silvester, im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan gestorben. Er war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche und damit der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Mit seinem spektakulären Rücktritt 2013 war er außerdem der erste Papst seit mehr als 600 Jahren, der freiwillig sein Amt abgab.

Vor seiner Wahl zum Papst leitete Joseph Ratzinger ab 1982 über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg die Römische Glaubenskongregation. Zwischen 1977 und 1982 war er Erzbischof von München und Freising.