Zurückhaltung

Präventionsexperte für Missbrauch in Kirche kritisiert Politik

Der Präventionsexperte für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, Hans Zollner, hat die deutsche Politik für ihre Zurückhaltung gegenüber der Kirche kritisiert. Er befürworte die Forderung an die Kirchen, die Aufklärung von Missbrauch und Vertuschung an den Staat abzugeben, sagte er der „Zeit“ (Onlineausgabe am Mittwoch).

„Aber ich bezweifle, dass die Politiker das wollen“, so Zollner weiter. Schon 2020 habe er bei Bundestagsabgeordneten in Berlin für eine Wahrheitskommission geworben, sagte der Präventionsexperte. Passiert sei bisher nichts.

Das Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission warf der Kirche vor, Aufklärung zu blockieren. „Die hartnäckige Abwehr und dass man nur zugibt, was sich gar nicht mehr verbergen lässt, liegt oft an der Angst der Bischöfe, persönliche Verantwortung übernehmen zu müssen“, sagte der Jesuit.

Experte: Leugnen macht unglaubwürdig

Der Glaube, von Gott ins Amt berufen worden zu sein und folglich allenfalls vom Papst abberufen werden zu können, sei ebenfalls ein Hindernis. Aber auch einfache Gemeindemitglieder seien der Meinung, dass sie der Kirche einen Gefallen täten, wenn sie ihr Bild in der Öffentlichkeit schützten. „Sie verstehen nicht, dass es genau umgekehrt ist – je mehr man leugnet, desto unglaubwürdiger erscheint die Kirche“, sagte Zollner.