Sie gehört zum österreichischen Delegiertenteam bei der Synode und äußerte sich am Dienstagnachmittag im Plenum. Man sei nun an einem Punkt dieser kontinentalen Synode angelangt, wo vorhandene Spannungen und Konflikte immer offener zutage treten und sichtbar würden, sagte Steinmair-Pösel. Das möge beängstigend erscheinen, könne aber auch eine Chance sein.
Die Sozialethikerin ortete eine Grundspannung zwischen jenen, „die fürchten, dass der synodale Prozess zu einer vollkommen anderen Kirche bzw. zur Zersplitterung oder gar Zerstörung der Kirche führen könnte“, und jenen, „die sich vom synodalen Prozess eine Heilung und Erneuerung der Kirche und eine vertiefte Einheit ihrer Mitglieder erhoffen“.
Spannungen rund um Priesteramt
Diese Grundspannung setze sich fort in der Spannung zwischen jenen, die hinter dem Wunsch nach Abbau des Klerikalismus und der verstärkten Partizipation von Laien die Gefahr einer Schwächung des Priesteramts befürchten, und jenen, „die darin gerade eine Befreiung des Priestertums von einem verzerrten und letztlich nicht evangeliumsgemäßen Verständnis sehen“.
Steinmair-Pösel sprach zudem von Spannungen zwischen jenen, „die mit Blick auf den Wunsch nach einer Öffnung des Evangeliums für Frauen einen Verrat an der kirchlichen Lehre sehen, und jenen, die sich davon erhoffen, dass endlich die biblische Vision einer Kirche als Leib Christi eingelöst wird“.
Haltung gegenüber LGBT-Personen
Spannungen zeigten sich aber auch zwischen jenen Positionen, die in einer bedingungslos willkommen heißenden Haltung gegenüber LGBT-Personen, ausgedrückt zum Beispiel in einer Segnung, eine Relativierung der kirchlichen Lehre sehen und jene, die darin gerade die Verwirklichung der kirchlichen Sendung sehen, ausnahmslos jedem Menschen die Liebe Gottes zuzusprechen und sie zu begleiten.
Es gehe nun aber nicht darum, zu urteilen, ob diese Spannungen gut oder schlecht sind, so die Theologin. Es gehe vielmehr um die Frage, wie man mit diesen Spannungen umgehen soll. Eine Möglichkeit wäre, sie wieder unter den Tisch zu kehren, als ob es sie nicht gäbe.
Miteinander statt übereinander reden
Eine andere bestünde darin, dass sich eine Seite durchsetzt, es also Gewinner und Verlierer gibt. Wieder eine andere Möglichkeit bestünde in der Gründung einer neuen Kirche. Steinmair-Pösel zeigte sich aber überzeugt: „Die einzig synodale, katholische und nachhaltig friedensstiftende Umgangsweise ist die, dass wir tatsächlich mehr miteinander als übereinander zu reden beginnen, dass wir die jeweils andere Seite nicht abwerten, sondern die berechtigten Anliegen der anderen Person suchen und zu einem versöhnten Miteinander auf einer anderen Ebene kommen“.
Ergebnis könnte in Folge ein tatsächlicher Konsens sein. Das könnte aber auch die Eröffnung von „Probier-Räumen“ sein, bevor es zu einer definitiven Entscheidung kommt. Ebenso könnte es aber auch zu subsidiären Lösungen kommen, so die Theologin. Ihr Fazit: „Wenn uns das gelingt, kann die Kirche tatsächlich zu einer neuen Avantgarde im Umgang mit Spannungen und Konflikten werden.“
Verbundenheit mit Erdbebenopfern
In einer gemeinsamen Erklärung bekundeten die Delegierten der 39 europäischen Bischofskonferenzen bei der Weltsynode-Versammlung in Prag ihre Verbundenheit mit den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien.
Spendenhinweis
Nachbar in Not – Erdbebenopfer Türkei und Syrien,
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„Tief bewegt sind wir als Kirchen in Europa eng verbunden mit den vom Erdbeben heimgesuchten Bevölkerungsgruppen. Wir versichern ihnen unsere Gebete und rufen zu jeder möglichen Unterstützung zur Bewältigung der Notlage auf“, hieß es in einer am Dienstagnachmittag veröffentlichten Erklärung.
Die extreme Zahl der Toten – mit noch steigender Tendenz -, die Zerstörung und das Leid so vieler Menschen „haben unsere Seelen getroffen und berührt“, hielten die Delegierten wörtlich fest. Sie beklagten die „tiefe Wunde, die nun zum Syrien seit zwölf Jahren heimsuchenden Krieg hinzukommt“.