Kunst

Aschermittwoch: Mit Kunst in die Fastenzeit

Die katholische Kirche verbindet den Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch traditionell mit Kunst. Kulturinitiativen dazu gibt es unter anderem in Linz, Wien, Salzburg, Klagenfurt und Graz. Von den teils spektakulären Kunstwerken kann man sich beim Nachdenken über Fragen des Lebens inspirieren und herausfordern lassen.

Entsprechende Initiativen finden etwa in der Ursulinenkirche und im Bischofshof in Linz statt, im Wiener Stephansdom, in der Salzburger Kollegienkirche, ebenso im Klagenfurter Dom, in der Katholischen Hochschulgemeinde sowie in der Andräkirche in Graz.

Unter dem Leitthema „Memento mori“ („Gedenke des Todes“) werden seit rund drei Jahrzehnten Arbeiten von Kunstschaffenden während der Fastenzeit in der Linzer Ursulinenkirche ausgestellt. Erstmals bespielen heuer fünf Künstlerinnen und Künstler die Innenstadtkirche vom Dachboden bis in die Krypta: Es sind dies die Förderpreisträger des Diözesankunstvereins Linz der Jahre 2018 bis 2022, Moritz Matschke, Christel Kiesel de Miranda, Adam Ulen, Ruth Größwang und Martina Jäger.

Schöpfung, Krankheit und Sehnsucht

Sie widmen sich aktuellen Themen wie der Fragilität der Schöpfung, dem Umgang mit der Coronavirus-Pandemie und spirituellen Sehnsüchten, kündigte die Diözese Linz „nach den Jahren der pandemiebedingten Einschränkungen ein starkes Lebenszeichen herausragender junger Kunstschaffender in der Kirche“ an.

Wolfgang Grinschgl, Aschemänner, 2022/23
Grinschgl
Wolfgang Grinschgl, Aschemänner, 2022/23

Die Ausstellung in der Ursulinenkirche wird am Mittwoch nach der Aschermittwochsliturgie (19.00 Uhr) eröffnet, eine Preview für Medienvertreter fand am Dienstag um 10.00 Uhr statt, auch einige der beteiligten Künstlerinnen und Künstler werden anwesend sein.

Kollektiv besticktes Fastentuch

Bischofsvikar Johann Hintermaier bringt beim geführten Rundgang ein weiteres, „partizipatives“ Kunstprojekt und seine Entstehungsgeschichte nahe – ein in der Hauskapelle des Linzer Bischofshofes zu sehendes Fastentuch von Cecile Belmont. Die in der oberösterreichischen Hauptstadt lebende französische Künstlerin hatte im letzten Quartal des Vorjahres zum kollektiven Besticken eines Fastentuchs eingeladen.

Rund 50 Personen folgten der Einladung und schufen gemeinsam ein Bildnis des „Christus in der Rast“ nach einer Skulptur aus dem 16. Jahrhundert: Zu sehen ist darauf ein sitzender Christus, der – nach der Geißelung und unmittelbar vor der Kreuzigung – völlig ermattet seinen Kopf mit dem rechten Arm auf dem Oberschenkel abstützt. Im Hintergrund zeichnet sich die Kulisse von Linz ab. Das Tuch wird während der Fastenzeit das Kreuz in der Bischofshofkapelle verhüllen.

Stephansdom: Aus Kokon wird Schmetterling

Ein wandlungsfähiges Kunstwerk der slowenischen Künstlerin Eva Petric ist in der Fastenzeit im Wiener Stephansdom als Fastentuch zu sehen: „Human Cocoon“ nennt die „Transmedia-Künstlerin“, die den Dom bereits 2016 mit einer zweiteiligen Installation schmückte, ihre 9,5 mal 4,5 Meter große, den Hauptaltar verhüllende Puzzleskulptur aus einer Aluminium-Plastik-Verbindung.

„Als symbolische Stammzelle schwebt der Kokon vor dem Hintergrund eines stark vergrößerten Bildes vermischter roter Blutkörperchen“, heißt es in der Ankündigung der Dompfarre; die Blutkörperchen stammten von drei Individuen, – Künstlerin, Arzt/Wissenschaftler, Priester – und sollen „die Vielfalt der Menschheit und die Besonderheit jedes einzelnen Menschen verdeutlichen“. Eröffnet wurde „Human Cocoon“ am Faschingsdienstag um 19.30 Uhr im Stephansdom.

Fastentuch  HUMAN COCOON im St. Stephansdom von Eva Petric
Eva Petric
Fastentuch HUMAN COCOON von Eva Petric im Stephansdom

Am Karsamstag, 8. April, verwandelt Petric diesen Kokon in ein Trio menschlicher Schmetterlinge – die Installation „Human Butterfly@ArtScienceSpirituality“ wird dann bis zum 5. Juni unter der hohen Decke der Kathedrale schweben. Parallel dazu zeigt Eva Petric im Curhaus neben dem Dom auch die Ausstellung „Playing the Angel – AngelHound@Hz“.

Salzburg: Segel in der Kollegienkirche

Eine Installation und Performance zum Thema Vaterunser hat die Kollegienkirche in Salzburg angekündigt. Ab dem 22. Februar ist während der ganzen Osterzeit bis zum Weißen Sonntag am 16. April die Ausstellung „Segel setzen Hoffnung“ zu sehen. Die Salzburger Künstlerin Annette Neutzner nimmt das ganz wörtlich: Sie hisst in der 58 Meter hohen Kuppel sieben zwölf Meter lange Segel.

Als Thema hat die Künstlerin das Vaterunser gewählt. Dieses direkt auf Jesus zurückgehende Gebet „beinhaltet gleichsam eine Anleitung, den Menschen mit Gott, der Schöpfung und sich selbst in Einklang zu bringen“, erklärte der Verwaltungsdirektor der Kirche, Christian Wallisch-Breitsching, dazu.

Die Segel entsprechen den sieben Vaterunser-Bitten. Neutzner will damit angesichts von Pandemie und Krieg sowie mit Blick auf zukünftige unsichere Zeiten Zeichen der Hoffnung geben. Ihre Installation dort, wo die Kuppel der von Johann Bernhard Fischer von Erlach erbauten Kollegienkirche in das Kirchenschiff übergeht, ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Am 25. März findet um 19.00 Uhr eine Performance nach einem Konzept des Musikers Christoph Lindenbauer statt.

„Kunst im Dom“ zu Klagenfurt

In Klagenfurt ist am Mittwoch um 19.00 Uhr die Aschermittwochsliturgie mit Diözesanbischof Josef Marketz und danach die Eröffnung der Reihe „Kunst im Dom“ geplant. Heuer im Mittelpunkt: die aus Klagenfurt stammende Künstlerin Ina Loitzl, die am Mozarteum Salzburg und in Wien an der „Angewandten“ bei Peter Weibel studierte und als „Artist in Residence“ in Paris und München arbeitete. Sie präsentiert eine Arbeit zum Thema „LINGUA – sprachlos“.

Kunstinstallation zur Fastenzeit im Klagenfurter Dom: „LINGUA – sprachlos“ von Ina Loitzl
Dompfarre Klagenfurt
„LINGUA – sprachlos“ von Ina Loitzl

Musikalisch gestaltet wird die Feier von der Dommusik Klagenfurt unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller mit der „Missa brevis“ von Igor Strawinsky. Der Gottesdienst wird auch via Livestream übertragen.

Drei Schauplätze in Graz

Ein „Kunst-Aschermittwoch“ ist auch in Graz angekündigt – und das an gleich drei Schauplätzen: Das Kultum, die QL-Galerie und AndräKunst in der gleichnamigen Pfarrkirche laden zur Auseinandersetzung mit menschlicher Kreativität in Zeiten von Krisen.

Das Programm am Mittwoch beginnt in der Ausstellung „Cinema Altera“ mit einem Gespräch von Kurator Johannes Rauchenberger mit dem deutschen Hochschullehrer und Medienkünstler Thomas Henke über seine Porträtarbeiten von 15.00 bis 17.00 Uhr im Kultum.

Fastenzeitinstallation „Aschemänner“

Weiter geht es um 19.00 Uhr in der Aschermittwochsliturgie mit Aschenkreuzauflegung in der Andräkirche, in deren Rahmen die monumentale Fastenzeitinstallation „Aschemänner“ des steirischen Künstlers Wolfgang Grinschgl in Dialog mit der performativen Aufführung von Luigi Nonos letztem musikalischen Werk „Hay que caminar“ gesetzt wird.

Auf je unterschiedliche Weise versuchen diese künstlerischen Projekte einen „spirituellen Umgang mit menschlicher Vergänglichkeit und der Tiefendimension menschlichen Daseins“, heißt es in der Ankündigung auf der Website der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Grinschgls Intervention, die aktuell noch in der QL-Galerie der KHG zu sehen ist, wird während der gesamten Fastenzeit im Kirchenraum von St. Andrä sichtbar bleiben.