Caritas

Hilfe in Moldawien für Geflüchtete aus Ukraine

Die österreichische Caritas unterstützt in Moldawien aus der Ukraine geflüchtete Menschen – besonders Kinder. Caritas-Präsident Michael Landau und der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner waren auf Lokalaugenschein in Hilfseinrichtungen.

Die Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge in Moldawien kommt an, sagten beide im Kathpress-Interview. Beeindruckt zeigten sie sich von der Hilfsbereitschaft der moldawischen Bevölkerung. Diese dürfe aber angesichts des Ausmaßes der Flüchtlingskrise und der dramatischen Wirtschaftskrise und Teuerungen nicht allein gelassen werden. Landau verurteilte zudem einmal mehr die russischen Angriffe auf Zivilisten und humanitäre Helfer in der Ukraine.

Die Caritas-Kinderkampagne 2023 steht unter dem Motto „Die tiefsten Wunden sind die unsichtbaren“. Ein Schwerpunkt liegt auf den Flüchtlingskindern in der Ukraine und im Nachbarland Moldawien.

Flüchtlingskinder aus Ukraine in Moldawien

Moldawien ist ein äußerst armes Land und hat derzeit noch dazu 100.000 Flüchtlinge aus der Ukraine zu versorgen. Mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Hilfsorganisationen versuchen, den Kindern fernab von Bomben und Sirenen das Ankommen in Moldawien zu erleichtern – und die seelischen Wunden zu heilen. Auch mit Hilfe aus Österreich.

Inflation von mehr als 30 Prozent

„Die Hilfe kommt an und sie macht einen ganz entscheidenden Unterschied für jedes einzelne Kind, für jede einzelne Mutter“, so Landau. Moldawien leiste Enormes. Der Caritas-Präsident spielte damit auf die Tatsache an, dass 90 Prozent der geflüchteten Ukrainer privat untergekommen sind. Die hohe Inflation von mehr als 30 Prozent mache den moldawischen Familien schwer zu schaffen. Moldawien gehöre mit dem Kosovo ohnehin schon zu den beiden ärmsten Ländern Europas.

Spendenhinweis

Caritas-Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Kinder in Not, oder online.

Beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Moldawier zeigte sich auch Klaus Schwertner. „Wir haben mit Familien gesprochen, die Geflüchtete aufgenommen haben, die einfach sagen, sie wissen nicht, wie sie die Kosten bewältigen sollen. Sie leben einen unglaublichen Zusammenhalt.“

Hilfen nicht gegeneinander ausspielen

Landau und Schwertner verwehrten sich auch gegen diverse politische Stimmen in Österreich, die die Auslandshilfe infrage stellten. Er wolle dies eigentlich gar nicht kommentieren, so Landau. „Jeder, der hinsieht und der sein Herz nicht verschließt, weiß, dass es notwendig ist, denen zu helfen, die in Österreich Hilfe brauchen und denen zu helfen, die hier vor Ort Hilfe brauchen.“

Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner zeichnet mit Kindern an einem Tisch in Moldawien
Mikhail Kalarashan
Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner besuchten Einrichtungen für ukrainische Geflüchtete in Moldawien

Dieser Krieg, aber auch schon die Pandemie zuvor habe wohl auch vielen Menschen bewusst gemacht, „dass es sehr schnell gehen kann, dass man selbst auf Hilfe angewiesen ist“, ergänzte Schwertner. Dieses Bewusstsein gelte es zu schärfen bzw. wachzuhalten. Es helfe, „weiterhin solidarisch zu sein, füreinander da zu sein, den Zusammenhalt zu stärken“, so der Wiener Caritasdirektor.

Bei Aggression nicht wegsehen

Zur Frage der westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine wollte sich Landau nicht direkt äußern. Er halte es mit dem Bundespräsidenten, wonach Österreich militärisch neutral sei, „aber wir lassen die Menschen nicht im Stich“. Freilich: „Wenn Menschen durch andere Menschen unterdrückt werden, nützt Neutralität dem Unterdrücker und Aggressor und nicht dem Opfer.“

Es brauche die weltweite Aufmerksamkeit dort, „wo Menschen zu Opfern werden, wo Aggression geschieht“. Und er sei sehr froh, dass „Europa mit einer Stimme spricht, wenn es sagt, dass das der Angriff zu verurteilen ist und dass es jetzt wichtig ist, die Ukraine nicht im Stich zu lassen“

Auftrag der Caritas humanitär

Scharf verurteilte der Caritas-Präsident die bewussten russischen Angriffe auf die ukrainische Zivilbevölkerung, dass „Spitäler offensichtlich zerstört werden, dass die Energieinfrastruktur zerstört wird. Das ist gerade auch jetzt im Winter eine lebensbedrohliche Gefahr.“

Kinder beim Spielen mit Ringen am Boden
Mikhail Kalarashan
Kinder leiden besonders unter den Kriegs- und Fluchterfahrungen. Mit Hilfe der österreichischen Caritas wird versucht, Kindern einen möglichst normalen Alltag zu ermöglichen

Und Landau fügte hinzu: „Ich werde mich nicht in den militärischen und auch nicht in den politischen Bereich einmischen. Unser Auftrag ist ein humanitärer Auftrag. Aber dass Helferinnen und Helfer, egal welcher Hilfsorganisationen, zu Zielscheiben werden, das ist unerträglich und kann unter keinen Umständen geduldet werden. Die Hilfe muss die Menschen erreichen können, immer und überall, und die Zivilbevölkerung muss Schutz finden können, und zwar immer.“

Moldawien Aufnahme-Weltmeister

Mehr als 700.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Kriegsausbruch vor einem Jahr nach Moldawien geflohen. Viele reisten weiter, zwischen 100.000 und 110.000 sind geblieben; darunter rund 50.000 Kinder. Ihnen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Caritas im Rahmen ihrer aktuellen Kinderkampagne. Die Republik Moldawien hat in Relation zur eigenen Einwohnerzahl von allen Ländern der Welt die meisten Geflüchteten aufgenommen. Das kleine Land ist nicht einmal halb so groß wie Österreich und hat nur 2,6 Mio. Einwohner.

Landau und Schwertner trafen neben Besuchen in Hilfseinrichtungen auch mit dem Generalsekretär des Sozialministeriums, Alexandru Iacub, zusammen. Die beiden Caritas-Vertreter würdigten dabei die gute Kooperation der Behörden mit allen Hilfsorganisationen im Land.