Jerusalem

Tempelberg-Sperre für Nichtmuslime im Ramadan

Der Tempelberg in Jerusalem wird wohl auch in diesem Jahr in den letzten zehn Tagen des muslimischen Fastenmonats Ramadan für nicht muslimische Besucher gesperrt. Israels Minister für nationale Sicherheit, der rechtsextreme Itamar Ben-Gvir, übte Kritik an entsprechenden Plänen.

Ben-Gvir sagte laut israelischen Medienberichten von Sonntagabend, der Tempelberg als heiligste jüdische Stätte sollte grundsätzlich nicht für Juden gesperrt werden. Im vergangenen Jahr hatten er und sein Parteikollege, der amtierende Finanzminister Bezalel Smotrich, die Schließung der Stätte für Nichtmuslime als „Kapitulation vor dem Terror“ bezeichnet. Eine offizielle Bestätigung der geplanten Schließung gab es bisher weder von der Regierung noch von den zuständigen Sicherheitskräften.

Die Sicherheitslage in Jerusalem ist nach mehreren palästinensischen Terroranschlägen sowie einem harten Vorgehen israelischer Sicherheitskräfte in Ostjerusalem angespannt. Zuletzt warnte der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, dass Ben-Gvirs Maßnahmen, darunter ein Abriss palästinensischer Wohnhäuser, zu einer Zunahme der Gewalt führen könnten.

Menschen bei der Al Aksha Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem
APA/AFP/Ahmad Gharabli
Jedes Jahr während der letzten Tage des Ramadans wird der Tempelberg für Nichtmuslime gesperrt

Muslimische und jüdische Feste fallen zusammen

Der genaue Beginn des Ramadans sowie des Fastenbrechens wird durch die jeweiligen geistlichen Autoritäten auf Grundlage astronomischer Berechnungen festgelegt. Zahlreiche muslimische Länder folgen traditionell der Entscheidung Saudi-Arabiens, in dem die heiligen muslimischen Stätten Mekka und Medina liegen.

Voraussichtliche Dauer des Ramadans ist vom Abend des 22. März bis nach Sonnenuntergang des 20. April. Damit fallen in diesem Jahr erneut der muslimische Fastenmonat und das einwöchige jüdische Pessachfest zusammen, das am Abend des 5. April beginnt. Zugleich feiern die dem gregorianischen Kalender folgenden Westkirchen am 9. April Ostersonntag.

Für Juden, Christen und Muslime heilig

In die letzten Tage des Ramadans fällt die „Lailat al-Qadr“, die Nacht der Offenbarung des Korans, in der traditionell Tausende Muslime zum Gebet zum Tempelberg kommen. Der Fastenmonat endet mit dem dreitägigen Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr).

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Seit 1967 gilt der Status quo, der regelt, dass Juden den Tempelberg zwar betreten, aber dort nicht beten dürfen. Fallen jüdische und muslimische Feiertage zusammen, gibt es separate Vorschriften.

Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen sind mit dem Ort verbunden. An Besuchen nationalistischer Israelis auf dem Tempelberg sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Gelände entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern.