Riad

Kardinal Schönborn traf saudischen Religionsminister

Kardinal Christoph Schönborn hat am Sonntag seinen Besuch in Saudi-Arabien fortgesetzt. Großes mediales Interesse löste dort der Besuch bei Religionsminister Scheich Abd al-Latif bin Abd al-Asis Al Scheich aus.

Schönborn wie auch der Minister verurteilten jede Form von religiös legitimierter Gewalt oder gar Terrorismus. Dies sei ein Missbrauch von Religion. Genauso würden sich Pauschalverurteilungen ganzer Religionsgemeinschaften aufgrund von Verbrechen einzelner verbieten.

Der Wiener Erzbischof begrüßte u.a. die vom Minister vorgebrachten Bemühungen Saudi-Arabiens, verstärkt in das Bildungssystem zu investieren. Die gut ausgebildeten jungen Frauen und Männer seien die Zukunft des Landes. Schönborn wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass in den Schulbüchern die Religionen sachlich richtig und ohne Vorurteile dargestellt werden müssten. Das gelte für alle Staaten. Aufgabe der Religionen sei es, die Menschen einander näher zu bringen.

Kardinal Schönborn u. Scheich Abdullahtif bin Abdulaziz Al-Sheikh. Zwischen den beiden sitzt eine vollverschleierte Frau
Kathpress/Georg Pulling
V.l.: Kardinal Schönborn, eine Schriftführerin und Scheich Abd al-Latif bin Abd al-Asis Al Scheich

Der Kardinal bekräftigte weiters gegenüber dem Minister, dass Papst Franziskus bzw. dem Vatikan außerordentlich viel an guten Beziehungen zur islamischen Welt gelegen sei. Das zeige sich nicht zuletzt durch die Besuche des Papstes in den Vereinigten Arabischen Emiraten (2019), Irak (2021) und Bahrain (2022). Schönborn sprach von „bewegenden Begegnungen im Geiste der Brüderlichkeit.“

„Diskretes“ Glaubensleben für Katholische möglich

Der Kardinal sprach aber auch die Situation der katholischen Migrantinnen und Migranten in Saudi-Arabien an. Sie stünden loyal zu ihrem Gastland, versicherte Schönborn. Er würdigte auch die Entwicklung der vergangenen Jahre bzw. die Schritte der Öffnung in Saudi-Arabien, die es u.a. Katholikinnen und Katholiken ermögliche, „in aller Stille miteinander zu beten und Gott zu ehren“, wie Schönborn es wörtlich formulierte.

Die Christinnen und Christen in Saudi-Arabien sind zu 100 Prozent Migranten, viele stammen von den Philippinen, aus Sri Lanka, Indien und Pakistan. Der für Saudi-Arabien zuständige Bischof Paul Hinder hatte in einer der letzten Ausgaben des Magazins „Information Christlicher Orient“ die Situation in Saudi-Arabien folgendermaßen beschrieben: „Kirchen aus Stein oder Beton gibt es keine, aber recht lebendige Gemeinden, die diskret ihren Glauben leben und feiern.“ – Gottesdienste im kleinen, privaten Rahmen sind inzwischen möglich.

Saudi-Arabien-Besuch bis Dienstag

Kardinal Schönborn traf in Riad am Sonntag u.a. auch noch mit dem stellvertretenden Außenminister Walid El Kheeiji zusammen. (Außenminister Faisal bin Farhan Al Saud war am Wochenende in die Ukraine gereist.) Weiters hatte der Wiener Erzbischof einen informellen Austausch mit einigen Mitgliedern des Schura-Rates. Der Wiener Erzbischof hält sich noch bis Dienstag in Saudi-Arabien auf.