EIn blühender Kirschzweig vor einer katholischen Kirche in Deutschland
APA/dpa/Patrick Seeger
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Reformen

Vatikan untersagt Synodale Räte auch in Diözesen

Der Vatikan hat die Gründung sogenannter Synodaler Räte, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, auch in Diözesen kategorisch ausgeschlossen.

Zum Auftakt der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Dresden erklärte der Papst-Botschafter in Deutschland, Nuntius Nikola Eterovic, am Montagabend, er sei von Amts wegen beauftragt, das entsprechende Schreiben aus Rom vom Jänner an die deutschen Bischöfe zu präzisieren: „Dass nach richtiger Auslegung des Inhalts dieses Schreibens nicht einmal ein Diözesanbischof einen Synodalen Rat auf diözesaner oder pfarrlicher Ebene errichten kann.“

Die Einrichtung eines Synodalen Rates ist einer der Vorschläge des „Synodalen Wegs“, des aktuellen Reformdialogs der katholischen Kirche in Deutschland. Der Vatikan hatte am 16. Jänner schriftlich mitgeteilt, die katholische Kirche in Deutschland sei nicht befugt, einen Synodalen Rat als Leitungsorgan einzurichten. Mehrere Bischöfe, darunter der DBK-Vorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing, erklärten, trotzdem daran festhalten zu wollen. Ein Synodaler Ausschuss soll in den kommenden Jahren den Synodalen Rat auf den Weg bringen.

„Bestehende Gremien beleben“

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hatte zu dem Schreiben aus Rom mitgeteilt: „In dem Brief steht, weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz könne so einen Rat einsetzen. Aber da steht nichts davon, dass ein Bischof es nicht selbst machen könnte.“ Dieser Interpretation erteilte der Nuntius nun eine Absage.

Erzbischof Eterovic führte aus, die Synodalität in der Kirche sei mehr eine Frage des Geistes und des Stils als der Strukturen: „Anstatt neue Einrichtungen mit dem Risiko einer weiteren Zunahme an Bürokratie zu gründen, ist es geboten, die bereits bestehenden diözesanen Gremien im synodalen Geist zu beleben.“

Bätzing: Bereit, Gespräche fortzusetzen

Unmittelbar vor Beginn der DBK-Beratungen in Dresden hatte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing den römischen Widerspruch zum Reformprozess des Reformprojekts der katholischen Kirche in Deutschland „Synodaler Weg“ zurückgewiesen. Mit Blick auf das Vatikan-Schreiben vom Jänner erinnerte der Limburger Bischof bei einem Pressegespräch an den Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im November in Rom: Dort sei vereinbart worden, „dass wir miteinander im Gespräch bleiben. Insofern sind Briefe immer schwierig.“

Bätzing ergänzte: „Wir sind jederzeit kurzfristig bereit, nach Rom zu gehen und dort die Gespräche fortzusetzen.“ Wie geplant, werde in der nächsten Woche ein Synodaler Ausschuss auf den Weg gebracht. Dieser werde den Synodalen Rat so einrichten, dass er dem Kirchenrecht entspreche und die Autorität eines Bischofs in seiner Diözese nicht schwäche, sondern stärke.

Marx ruft zu mehr innerkirchlichem Mut auf

Im Rahmen ihrer Beratungen bei der bis Donnerstag in Dresden stattfindenden Frühjahrsvollversammlung wollen die deutschen Bischöfe unter anderem versuchen, eine gemeinsame Linie für die letzte Synodalversammlung des „Synodalen Wegs“ in Frankfurt am Main vom 9. bis 11. März zu finden. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx rief derweil am Dienstag in Dresden zu mehr Mut beim Reformprozess der katholischen Kirche auf. „Warum so viel Angst? Warum so viel Sorge vor dem, was kommt?“, sagte Marx in einem Gottesdienst bei der Bischofskonferenz-Vollversammlung. „Vielleicht sind die synodalen Suchbewegungen, die wir im Augenblick erleben bei uns in Deutschland und darüber hinaus, eben der Beginn eines Beginns.“

Der Erzbischof von München und Freising erinnerte damit an den Theologen Karl Rahner (1904-1984), der nach den Reformbeschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 vom „Anfang eines Anfangs“ gesprochen hatte. Damit habe Rahner all denen widersprochen, die dachten: „Jetzt, mit dem Konzil haben wir doch einen schönen Abschluss gefunden, und damit ist die Sache erst mal durch. Aber es war nicht so; es ist auch bis heute nicht so.“