Katholiken

Theologin blickt kritisch auf Prager Synodentreffen

Die deutsche katholische Theologin Johanna Rahner hat deutliche Kritik an Form und Inhalt der europäischen Kontinentalversammlung (5. bis 9. Februar) zur katholischen Weltsynode geäußert.

„Praktizierte Synodalität muss gewollt und gekonnt werden. Für beides war in Prag noch Luft nach oben“, schreibt Rahner in der aktuellen März-Ausgabe der Zeitschrift „Herder Korrespondenz“. Neben einer teils unklaren Auswahl der Gäste der Versammlung habe es auch kaum Raum für Debatten gegeben.

Der Abschlusstext, auf dessen bloß vorgelesenen Entwurf die Delegierten nicht adäquat hätten reagieren können, werde eine Kompilation disparater Wortmeldungen sein und nicht über das vorbereitende Arbeitspapier hinauskommen.

Die Theologin Johanna Rahner
Privat
Die Theologin Johanna Rahner wirft einen kritischen Blick auf die kontinentale Synodalversammlung in Prag

Rahner, frühere Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags (KThF) in Deutschland, gehörte zu den zehn von der Deutschen Bischofskonferenz benannten Personen, die an der Prager Versammlung online teilnehmen konnten. Insgesamt nahmen an dem vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen organisierten Kontinentaltreffen aus 40 Ländern 200 Personen vor Ort sowie 390 Online-Delegierte teil.

Antworten schuldig geblieben

Rahner kritisiert, es habe an einer strukturierten Herangehensweise und dem Mut zu einer theologischen Grundsatzdebatte gemangelt. Stattdessen stellt sie im Entwurf zum Abschlusstext und so mancher Wortmeldung in Prag einen frömmelnden und phrasenhaft wirkenden Grundton fest.

„Auch der Abschlusstext wird daher die Antwort auf die Fragen schuldig bleiben, was es eigentlich in einer europäischen Perspektive bedeuten könnte, heute katholisch zu sein, und wie man in einer säkularisierten, religiös pluralen und kulturell vielfältigen Welt den christlichen Glauben und eben katholisch (das heißt, alle umfassend, offen, einladend, inklusiv …) Kirche leben könnte.“

„Das Gehörte nicht einfach stehenlassen“

Die katholische Kirche in Europa sei bunt, so Rahner weiter. „Dieser Reichtum wird auf einer eher oberflächlichen Ebene wertgeschätzt, verursacht aber im Inneren eher Unruhe und Verunsicherung, die nicht bearbeitet wurde.“ Nötig seien indes Überlegungen, wie die katholische Kirche mit den vielfältigen Realitäten in den verschiedenen Ländern umgehen könne und wolle.

Für Rahner ist klar, dass unterschiedliche Erfahrungen mit der Demokratie unterschiedliche Einstellungen zur Frage der Synodalität zur Folge haben. Synodalität könne nicht heißen, „am Ende das Gehörte in seiner Vielfalt einfach stehenzulassen“. Notwendig sei, sich gegenseitig „argumentativ Rechenschaft über den eigenen Weg abzulegen“.

Gegen Etiketten wie „Sonderweg oder Kirchenspaltung“

Rahner spricht sich dafür aus, einzelne Ortskirchen in verschiedenen Bereichen vorangehen zu lassen, „ohne sofort Etiketten wie Sonderweg oder Kirchenspaltung zu bemühen“. Als Beispiel nennt sie die Einführung des – auch nach einer Eheschließung möglichen – Ständigen Diakonats durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Dieses Amt ist in Teilen Europas und Lateinamerikas stark verbreitet, in anderen Ländern wird es hingegen kaum praktiziert.

Die Theologin zitiert auch Papst Johannes Paul II. mit dem Satz, es sei, „illusorisch zu meinen, angesichts einer schwachen Vernunft besitze der Glaube größere Überzeugungskraft; im Gegenteil, er gerät in die ernsthafte Gefahr, auf Mythos bzw. Aberglauben verkürzt zu werden“.