Katholiken

Polen reagiert auf Vorwürfe gegen Papst Johannes Paul II.

Die römisch-katholische Kirche in Polen hat auf neue Vorwürfe gegen den früheren Papst Johannes Paul II. reagiert, er habe in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau (Krakow) von Missbrauchsfällen gewusst.

Die Bestimmung seiner Rolle und eine gerechte Bewertung seiner Entscheidungen und Handlungen erforderten weitere Archivrecherchen, teilte der Koordinator der Bischofskonferenz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen, der Jesuit Adam Zak, am Dienstag mit.

„Heute haben wir zweifellos ein viel größeres gesellschaftliches Bewusstsein für die Auswirkungen sexuellen Missbrauchs“, hieß es in der Stellungnahme weiter. Die Kirche habe Verfahren und Wege entwickelt, um zu reagieren und zu helfen. Der Pole Karol Wojtyla stand als Papst Johannes Paul II. mehr als 26 Jahre lang – von 1978 bis zu seinem Tod 2005 – an der Spitze der römisch-katholischen Kirche.

TV-Beitrag über Rolle Wojtylas

Auslöser der neuen Debatte ist ein Fernsehbeitrag des Journalisten Marcin Gutowski, der am Montagabend in der Serie „Schwarz auf Weiß“ im Sender TVN24 lief. Darin wird Wojtyla vorgeworfen, bereits lange vor seiner Wahl zum Papst von Missbrauchsvorwürfen gegen Priester mit pädophilen Neigungen gewusst zu haben.

Für seine Recherchen sprach Gutowski mit Opfern pädophiler Priester, deren Angehörigen und ehemaligen Angestellten der Erzdiözese Krakau. Er stützte sich auch auf Dokumente der ehemaligen kommunistischen Geheimpolizei SB und Dokumente der Kirche. Die Erzdiözese Krakau habe ihm allerdings den Zugang zu ihren Archiven verweigert, sagte der Journalist am Wochenende.

Polen ist stark katholisch geprägt. Der Kirche gehören Schätzungen zufolge knapp 33 Millionen Menschen an – das sind mehr als 85 Prozent der Bevölkerung. Er gilt bis heute als wichtige Autorität im Land und wurde 2014 von der Kirche heiliggesprochen.

Krakauer Erzbischof verteidigt Johannes Paul II.

Der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski weist den gegen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erhobenen Vorwurf der Missbrauchsvertuschung energisch zurück. Aktuell laufe mit „Lügen und Unterstellungen“ eine „Operation zur Zerstörung der leuchtenden Erinnerung an ihn“, sagte Jedraszewski nach Diözesanangaben am Dienstagabend bei einem Gottesdienst in Krakau.

„Johannes Paul II. bleibt weiterhin ein Feind der Prediger der Gender-Ideologie, der Befürworter von Abtreibung und Euthanasie, deshalb wird versucht, ihn zu vernichten“, so der stellvertretende Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz.

Erzbischof: Versuch, Autorität zu untergraben

Der polnische Papst sei ein Verteidiger des Menschen, der Ehe und Familie gewesen. Nun werde er beschuldigt, „dass er das wirklich abscheuliche Böse, das das Leben der Kirche durchdrungen hat, geduldet habe“. Ohne den sexuellen Missbrauch beim Namen zu nennen, fügte der Erzbischof hinzu, dieses „Böse“ habe es in weitaus größerem Maße in anderen Bereichen gegeben und sei dort sogar zu einer „gepriesenen eigenen Ideologie“ gemacht worden.

Die Stimme von Johannes Paul II. sei immer noch eine „Stimme des Widerspruchs“, so Jedraszewski. Deshalb werde versucht, die Autorität des früheren Papstes zu untergraben: „Man muss seinen heiligen Namen aus unseren Herzen herausreißen.“ Angesichts eines „Angriffs“ auf Johannes Paul II. forderte er zum Gebet und zum Ruf „Bleib bei uns“ auf. Er betonte: „Wir müssen kämpfen.“ Denn es gehe um Polen.