Fastenzeit

„Klimafasten“: Verhalten ändern für die Zukunft

Die christliche Fastenzeit, in der viele auf Fleisch, Alkohol oder Laster verzichten, geht in die zweite Hälfte. Für den Umweltschutz und eine lebenswerte Zukunft gewinnt auch das „Klimafasten“ an Bedeutung, das verbreitete Fastenvorhaben vereint.

Gerade der bei vielen Menschen traditionell fest verankerte Verzicht auf Fleisch ist ein Paradebeispiel für das Klimafasten. In Österreich werden rund 100 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr konsumiert, obwohl Nutztierhaltung einer der treibenden Faktoren für die Erderwärmung ist. Denn obwohl Fleisch nur neun Prozent der gesamtmenschheitlichen Ernährung ausmacht, verursacht die Produktion 43 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen.

Doch nicht nur die Natur leidet an dem Übermäßigen Konsum von Fleisch: hoher Fleischkonsum begünstigt eine Vielzahl von Krankheiten, weshalb die WHO bereits 2015 Konsequenzen zog und verarbeitetes Fleisch als "sicher krebserregend“ und rotes Fleisch als „wahrscheinlich Krebserregend“ einstufte.

Es geht auch ohne Plastik

Ein weiterer Weg, um in der Fastenzeit das eigene Konsumverhalten umweltfreundlicher zu gestalten, ist der Verzicht auf Plastik. Eine Millionen Tonnen Plastikmüll fallen laut Greenpeace jährlich in Österreich an – wiederverwertet werden davon nur etwa 26 Prozent. Produktion und Entsorgung lassen Unmengen von CO2 in die Atmosphäre frei. Aufgrund der großen Menge an Müll und der geringen Recyclingrate musste Österreich in der Vergangenheit bereits mehrere Millionen Euro Strafe an die EU zahlen.

Eine Hand gibt einer anderen einen Apfel
Pixabay/Pexels

In Märkten wird daher vermehrt auf verpackungsfreie Lebensmittel und Mehrwegglas gesetzt, und auch Frischprodukte wie Käse und Gebäck können ohne unnötiges Verpackungsmaterial in mitgebrachten Behältnissen gekauft werden. In einigen Geschäften werden neben Lebensmitteln auch andere Produkte des täglichen Verbrauchs wie Seifen, Reinigungsmittel und Zahnpasta, verpackungsfrei verkauft. Das Bewusstsein klimafreundlichen Daseins ist mittlerweile auch in großen Organisationen angekommen.

„So viel du brauchst“

Unter dem Motto „So viel du brauchst“ rufen 25 Partnerinnen und Partner der Initiative „Klimafasten“ in Deutschland zum Fasten für die Umwelt auf. An dem ökumenischen Projekt beteiligen sich mittlerweile mehrere evangelische Kirchen, katholische Bistümer und Diözesen sowie zwei Hilfswerke. Christinnen und Christen hätten den Auftrag die gottgegebene Schöpfung zu bewahren, so Ulrike Nell, Kommunikationsbeauftragte der Aktion, im Interview mit religion.ORF.at.

Im Mittelpunkt der Initiative steht eine Broschüre, die als eine Art Gebrauchsanweisung für klimafreundliches Fasten dient. Jeder der sieben Fastenwochen ist darin ein Thema gewidmet, von Mobilität über Beleuchtung bis hin zu Biodiversität. Mit Hilfe diverser Tipps und Tricks soll nicht nur zum Mitmachen animiert werden, sondern auch Bewusstsein für das Thema geschaffen werden.

Radfahrer auf einem Radweg
APA/Florian Wieser

Jede Woche steht unter einem anderen Motto, wie zum Beispiel, anders mobil sein, Dinge (ver-)brauchen und Glück. Dazu gibt es Tipps, wie die Fastenziele erreicht werden können. Der Wunsch sei, dass man die Ratschläge in der Fastenzeit ausprobiert, aber auch darüber hinaus berücksichtigt, so Nell. Die Broschüre ist online einsehbar.

Gewohnheiten hinterfragen

Auch in Österreich laden die Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirchen, zum Wohle des Klimas, ein, „die Fastenzeit zu nutzen, kleinere Wege zu Fuß zu gehen, mehr mit dem Fahrrad unterwegs zu sein oder notwendige Fahrten eher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu tätigen“, so Markus Gerhartinger, Sprecher der Initiative, in einer Aussendung.

40 Prozent der Autofahrten in Österreich sind laut österreichischem Verkehrsclub (VCÖ) in Radfahr-, und jede Fünfte in Gehdistanz. Mitmachen spart also nicht nur CO2 und Geld, sondern kann sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sollen außerdem ein Klimaticket und ein Familienurlaub verlost werden. Und auch beim Reisen kann auf die Umwelt geschaut werden.

Nachhaltiger Sommerurlaub

Die Buchung des Sommerurlaubs fällt oft in das Frühjahr – und somit in die Fastenzeit. Wer weite Entfernungen zurücklegt ist oft an das Flugzeug gebunden, doch gerade innerhalb Europas gibt es klimafreundliche Alternativen.

Auf die Reise verzichten muss man nicht, viele europäische Städte sind per Nachtzug oder Bus mittlerweile sehr gut erreichbar. Wer also beim Fasten und darüber hinaus auf das Klima schauen möchte, kann mit einem Flugverzicht einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit machen.