Papst Franziskus beim Angelus-Gebet
Reuters/Vatican Media
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Pontifikat

Schönborn zu zehn Jahre Papst Franziskus

Kardinal Christoph Schönborn hat Papst Franziskus zum zehnten Jahrestag seiner Wahl gewürdigt. Seine „Einfachheit“ etwa bei der Wahl seiner Kleidung und des Wohnorts mache ihn zu einem Papst „ohne das ganze Drumherum, das sonst bei Päpsten oft prägend war“.

Das sagte der Wiener Erzbischof laut Kathpress in der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“. Franziskus sei ein „Papst der Weltkirche“, dessen Akzente und Vorstellungen von Anfang an zu bemerken gewesen seien.

Der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, war am 13. März 2013 zum Papst gewählt worden. Er ist das erste Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, das nicht in Europa oder dem angrenzenden Mittelmeerraum geboren wurde. Seine Wahl erfolgte nach dem überraschenden Rücktritt von Papst Benedikt XVI., der sich mit Ende Februar 2013 aus Gesundheitsgründen zurückgezogen hatte.

Wohnt nicht in Papst-Wohnung

„Er wohnt seit zehn Jahren nicht in der Papst-Wohnung, sondern im Gästehaus Santa Marta, mitten unter den Leuten. So erlebe ich ihn, wenn ich im Gästehaus bin“, erzählte Schönborn. Beim Essen sitze er am selben Tisch wie die anderen, hole sich sein Abendessen selbst. „Das sagt schon sehr viel über ihn. Er möchte, so hat er am Anfang gesagt, unter den Menschen sein. Er möchte nicht isoliert ganz oben in der Papst-Wohnung leben“, so der Wiener Kardinal, der als enger Vertrauter des Papstes gilt.

Papst Franziskus
Reuters/Yara Nardi
Schlichtes weißes Gewand und das Wohnen „mitten unter den Leuten“ zeichnet Papst Franziskus aus

Verändert habe sich vieles, „auch in der Art und Weise, wie er sein Pontifikat angelegt hat“; von Anfang an etwa mit einem Ständigen Rat von neun Kardinälen, mit denen er die wichtigsten Fragen berate. Eine weitere Besonderheit, die vom ersten Moment an auffiel, sei, dass Franziskus „an die Ränder, die Peripherie“ gehe. „Seine erste Reise in Italien war Lampedusa, die Insel der Flüchtlinge. Seine erste Reise in Europa führte ihn in das ärmste Land Europas: Albanien. Das sind Zeichen, die sehr viel sagen über sein Selbstverständnis als Papst“, sagte Schönborn.

„Reformen greifen“

Der Wiener Erzbischof wies auch auf die „doppelte Herkunft“ des Papstes als Sohn italienischer Immigranten in Argentinien hin. Er sei in der argentinischen und italienischen Kultur aufgewachsen, und dies präge sein Pontifikat. „Lateinamerika ist seine Welt, in der er groß geworden ist. Gleichzeitig ist er Jesuit, Mitglied eines weltweiten Ordens, der ihn zutiefst geprägt hat“, skizzierte Schönborn weitere Elemente von Franziskus’ Identität.

Schönborn äußerte sich auch positiv zum innerkirchlich nicht unumstrittenen Reformkurs des Papstes. So habe Franziskus das Kardinalskollegium viel internationaler gemacht und bei der Kurienreform „deutliche Schritte gesetzt“. Das Beispiel der Vatikanbank zeige, dass die Reformen wirklich griffen. „Ich bin seit Langem in der Kardinalskommission für die Vatikanbank und da bewundere ich, wie er diese Bank auf Vordermann gebracht hat.“ Die Bank sei heute wieder international anerkannt.

Dialog mit Muslimen „menschlich“

Auch den Religionsdialog habe er stärker akzentuiert. „Sein Dialog mit dem Islam ist eine Begegnung mit dem Islam: nicht theologische Diskussionen, sondern echte menschliche Begegnungen“, sagte Schönborn in klarer Anspielung auf Franziskus’ Vorgänger am Stuhl Petri, den Theologen Joseph Ratzinger.

„Er will den Muslimen nicht zuerst kritisch, nicht zuerst diskutierend begegnen, sondern in der gemeinsamen Menschlichkeit und in den gemeinsamen menschlichen Anliegen, die uns alle bewegen und die deshalb auch die Basis dafür sind, dass wir miteinander leben und füreinander da sind“, so Schönborn.

Lackner: „Prophetische Dimension von Pontifikat“

Auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, würdigte Franziskus zum Jahrestag seiner Wahl. Er habe das Steuer der Kirche in den zehn Jahren seiner Amtszeit „durch viele, bisweilen auch gesundheitliche Prüfungen gehalten“. Sein Blick gelte dabei immer besonders jenen an den „Peripherien“, den Armen, den Ausgegrenzten und Benachteiligten, den Verletzten und Leidenden, ebenso sorge er sich um die ganze Schöpfung, schrieb er in einem Beitrag für das „Rupertusblatt“ seiner Erzdiözese Salzburg.

„Gerade jetzt, wo wir im von ihm ausgerufenen weltweiten synodalen Prozess stehen, können wir auch die prophetische Dimension seines Pontifikats erleben und ahnen“, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Die Kirche werde am Ende dieses Prozesses zumindest in Teilen eine andere sein – sie werde aber, zusammen mit dem Papst, stets die „katholische“, die „allumfassende“ bleiben.