Katholiken

Erneut Kritik am deutschen Synodalen Weg

Kurienkardinal Marc Ouellet hat sich erneut kritisch über den „Synodalen Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Gegenüber dem spanischen Portal Religion Digital warf der scheidende Präfekt der vatikanischen Bischofsbehörde den Initiatoren des Reformprojekts methodische Mängel vor.

„Ein Teil der Methode bestand darin, die Meinung der Laien mit jener der Bischöfe in demokratisch getroffenen Entscheidungen gleichzusetzen“, so der Kardinal in dem Interwiev vom Mittwoch. Das entspreche nicht der katholischen Lehre über die Kirche.

Ouellet geht jedoch nicht davon aus, dass der deutsche Reformprozess zu einem Schisma, also zu einer Kirchenspaltung führen könnte. „Ich glaube an die Vernunft der Bischöfe, dass sie langfristig eine Radikalisierung vermeiden werden, die Deutschland von der Weltkirche entfremden würde“, antwortete der Kardinal auf eine entsprechende Frage.

Warnung vor Kirchenspaltung

Bereits in den vergangenen Monaten hatte er sich mehrfach kritisch über die deutschen Reformbestrebungen geäußert und vor einem Schisma gewarnt.

Der 78-jährige Ouellet ist seit August von einer Missbrauchssammelklage gegen die Erzdiözese Quebec betroffen. Sein Name steht auf einer Liste mit 88 beschuldigten Geistlichen. Es handelt sich um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen. Ouellet wies die Vorwürfe gegen ihn stets zurück.

Papst Franziskus nahm Ende Jänner den altersbedingten Rücktritt des Kurienkardinals von seinem Amt als Präfekt an. Ouellet stand der weltkirchlich wichtigen Bischofsbehörde im Vatikan seit 2010 vor. Mitte April scheidet er aus dem Amt. Nachfolger wird der US-amerikanische Erzbischof Robert Francis Prevost.