Evangelisch

Karfreitag: Bischof plädiert für „Feiertag für alle“

Einmal mehr für den Karfreitag als „Feiertag für alle“ hat der evangelische Bischof Michael Chalupka plädiert. Über den religiösen Gehalt hinaus sollte dieser Tag ein Gedenktag für die Zerbrechlichkeit der Welt und Gesellschaft und ein Tag des Gedenkens an den Umgang mit der evangelischen Minderheit in der Zeit der Gegenreformation sein, so Chalupka.

Er äußerte sich am Mittwoch im Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress. Derzeit orte er in der Regierung allerdings kaum Bewegung, räumte der evangelische Bischof ein. Die Grünen wären zwar für den Karfreitag als zusätzlichen Feiertag, die ÖVP sei strikt dagegen. Dass vonseiten der Wirtschaft stets das Argument kommt, ein zusätzlicher Feiertag sei wirtschaftlich nicht vertretbar, wies der Bischof zurück.

Die Abschaffung des Karfreitag 2019 sei in einer Zeit passiert, „als man sich nicht vorstellen konnte, dass die Zukunft nicht planbar ist, dass die Wirtschaft nicht Vorrang hat“. Die Erfahrungen der Pandemiezeit hätten aber gezeigt, dass nicht alles der Wirtschaft unterzuordnen sei. Umso wichtiger wäre es für die Zukunft, mit dem Karfreitag einen solchen „Tag des Bedenkens der Verletzlichkeit“ für alle zu haben. „Ein Tag, an dem wir daran denken, dass wir nicht alles im Griff haben.“

Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung Jesu Christi auf dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalems. Der Tag ist der Höhepunkt der sechseinhalb Wochen dauernden Passionszeit vor Ostern, in der Christinnen und Christen der Leidensgeschichte Christi gedenken.

Gedenktag für Umgang mit religiöser Minderheit

„Die theologische bzw. spirituelle Bedeutung des Karfreitags kann der Evangelischen Kirche ohnehin niemand nehmen“, führte der Bischof weiter aus. Die Republik Österreich habe sich aber mit der Abschaffung dieses besonderen Feiertags selbst auch einen Gedenktag genommen. Einen Gedenktag, an dem die Geschichte des Umgangs mit einer religiösen Minderheit in Österreich im Zentrum stand. Der Karfreitag sei auch so etwas wie „ein Denkmal für die schrecklichen Zeiten der Gegenreformation und des Unrechts an der evangelischen Minderheit“ gewesen, so Chalupka.

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka
APA/Roland Schlager
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka plädiert erneut für einen freien Karfreitag für alle

Die Gegenreformation „war eine Zeit der Vertreibung und der Deportationen. Familien wurden zerrissen, Eltern deportiert, Kinder sollten in einem anderen Glauben erzogen werden.“ Das Gedenken daran habe in Österreich aber keinen Platz, kritisierte der Bischof. Es gebe kein Bewusstsein dafür.

Dies schmerze die Evangelischen, „und das wird auch so bleiben. Das heißt, diese Frage wird gelöst werden müssen“, sagte der Bischof. Bei jedem Besuch in den evangelischen Pfarrgemeinden werde er darauf angesprochen, verdeutlichte Chalupka die Bedeutung dieses Tages für die evangelischen Christen im Land.

Neuregelung ist „Marketingschmäh“

Der Karfreitag ist seit 2019 für evangelische und altkatholische Christen kein Feiertag mehr – es sei denn, man macht ihn zum „persönlichen Feiertag“, dann hat man einen Anspruch auf Urlaub an diesem Tag, der Arbeitgeber kann ihn nicht ablehnen. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es dafür allerdings nicht. Der persönliche Feiertag muss drei Monate zuvor beim Arbeitgeber angemeldet werden.

Diese Regelung sei von Anfang an ein „Marketingschmäh“ gewesen, so Chalupka, sie werde auch kaum in Anspruch genommen. Urlaube würden in Österreich anders ausgemacht. Vielen evangelischen Christen sei der Karfreitag nach wie vor ein großes Anliegen. Die evangelischen Gottesdienste am Karfreitag seien neben den Weihnachtsgottesdiensten auch nach wie vor jene mit den meisten Teilnehmenden.

Wenn die Debatte um den Karfreitag im innerkirchlichen Bereich auch etwas Gutes hatte, dann das, so der Bischof weiter, „dass auch in den anderen Kirchen vielleicht stärker ins Bewusstsein gerückt ist, dass der Karfreitag und Ostern zusammengehören.“