Kunst

Installation „SpaceMosque“ im Wiener Theseustempel

Kurz vor dem Internetzeitalter ist ein Raumschiff über der Erde aufgetaucht, das jedem Menschen ein Gebet pro Tag erfüllt hat. Es nahm verschiedenste Formen an – etwa die eines Minaretts, weshalb es „SpaceMosque“ genannt wurde.

So lautet zumindest die Erzählung des in New York lebenden pakistanischen Künstlers Saks Afridi. Seine Installation „Weltraummoschee“ schwebt nun in Zusammenarbeit mit der Ausstellung „Science Fiction(s)“ des Weltmuseums im Wiener Theseustempel.

„Sobald ich Bilder von diesem Ort hier gesehen habe, wurde mir bewusst, dass es zu 100 Prozent Sinn macht, dieses Objekt hier zu platzieren“, sagte Afridi am Mittwoch bei der Präsentation gegenüber der APA. Die Mischung aus Rakete und Minarett ist zentraler Teil der Arbeit, ergänzt mit Bildern von weiteren Science-Fiction-Objekten, die aus oder vom Raumschiff stammen (sollen).

Erdachtes glaubhaft real machen

Das Genre Parafiktion will Erdachtes glaubhaft real machen. Der Theseustempel im Wiener Volksgarten biete sich für eine solche Installation als perfekter Raum an, sei er doch Kunst und kein echtes Heiligtum, hieß es.

Saks Afridis Installation „SpaceMosque“ im Wiener Theseustempel
APA/Wolfgang Hauptmann
Saks Afridis Installation „SpaceMosque“ im Wiener Theseustempel

„Das Objekt stammt zum Großteil aus dem 3-D-Drucker, hergestellt vom Wiener Unternehmen Object Fabrication“, erläuterte Afridi, der die 3-D-Dateien dazu übermittelte. „Es enthält aber auch Elemente aus Metall.“ Islamische Motive, Kalligrafie, Mechanik und „Marmor“ verschmelzen zu einem futuristischen Raumschiff. „Es ist aber keine Alien-Objekt, sondern menschliche Technologie aus der Zukunft“, betonte Afridi vor der Presse.

Moral oder Egoismus?

Der Künstler will mit „SpaceMosque“ eine Auseinandersetzung anregen: Wenn all deine Gebete erhört werden, würde es die ganze Welt verändern oder nur deine eigene? Würde Moral oder Egoismus überwiegen? Zur Installation gehört auch eine LED-Wand, auf der ein Schriftzug läuft: „Ihre Gebete sind eingegangen und werden bearbeitet. Wenn sie nicht mit ihrem Ergebnis zufrieden sind, versuchen sie es bitte noch einmal.“

Hinweis

Saks Afridi: „SpaceMosque“, eine Ausstellung im Rahmen von „Science Fiction(s) – Wenn es ein morgen gäbe“, 20. April bis 8. Oktober täglich von 11.00 bis 18.00 Uhr, im Theseustempel im Wiener Volksgarten, Eintritt frei

Der 1975 geborene Afridi arbeitet auch als Designer und stellt Kunstobjekte in verschiedenen Medien her. Er lässt sich von Sufi-Poesie, Afrofuturismus, südasiatischer Folklore, islamischer Mythologie, Architektur, Kalligrafie und nicht zuletzt Science-Fiction inspirieren.

Jonathan Fine, Direktor des Weltmuseums Wien, betonte, dass Kunst gezeigt werde, die vielleicht „noch nicht in den großen Museen ausgestellt wird“, aber „kommende Positionen vertreten, die wir vielleicht noch nicht kennen.“ Wie Kurator Tobias Mörike ergänzte, kann man mit „SpaceMosque“ eine spekulative Erzählung vor einem anderen kulturellen Hintergrund erleben.