Österreich

Turbulente Wahl: Erstmals altkatholische Bischöfin

Nach einer turbulenten Wahl hat die altkatholische Kirche in Österreich zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Bischöfin. Die 58-jährige Maria Kubin folgt auf Heinz Lederleitner (65), der seit 2016 altkatholischer Bischof ist.

Wie die Gemeinschaft am Samstag über ihre Social-Media-Kanäle mitteilte, berief eine außerordentliche Synode die Psychotherapeutin Maria Kubin an die Spitze der etwa 8.600 Kirchenmitglieder. Zur Wahl standen ursprünglich Pfarrer Richard Gödl von der Kirchengemeinde Krems/St. Pölten, Vikar Albert Haunschmidt und Vikarin Maria Kubin von der Kirchengemeinde Graz.

Haunschmidt zog seine Kandidatur jedoch aus persönlichen Gründen bereits im Vorfeld zurück, Gödl erst am Tag vor der Wahl – ebenfalls aus persönlichen Gründen. Es sei zu Unklarheiten bei der Verwaltung in seiner Gemeinde gekommen, diese müssten jetzt geklärt werden, sagte Bischof Lederleitner gegenüber der ORF-Religionsabteilung. Somit hatte Vikarin Kubin keinen Gegenkandidaten.

Die altkatholische Bischofskandidatin, Vikarin Maria Kubin.
Altkatholische Kirche Österreichs
Maria Kubin wurde am Samstag zur ersten Bischöfin der altkatholischen Kirche in Österreich gewählt

Turbulente Wahl

Die designierte Bischöfin sagte zum ORF: „Auch wenn es keine einfache Wahl und kein einfacher Tag war, bin ich total erleichtert und sehr, sehr glücklich, weil ich den Eindruck habe, ich kann jetzt meine Berufung leben.“ Dass es keinen Gegenkandidaten gab, sei „natürlich schade“, aber „letztendlich geht es nicht um einen Wettkampf, sondern es geht darum, ob ich meine Berufung leben kann und diesen Auftrag habe ich von der Synode bekommen“, so Kubin.

Gegen die päpstliche Unfehlbarkeit

Die altkatholische Kirche entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche. Der Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest.

Die Altkatholiken wollten sich von diesem Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Zusammengeschlossen sind die altkatholischen Kirchen in der 1889 gegründeten Utrechter Union. Aktuell gehören diesem Bündnis sieben Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit rund 65.000 Mitgliedern an.

8.600 Altkatholiken in Österreich

Laut Auskunft des vormaligen altkatholischen Bischofs Heinz Lederleitner gibt es aktuell 8.600 Kirchenmitglieder in Österreich. Zwölf Kirchengemeinden gibt es in ganz Österreich, wobei die neueste in Vorarlberg erst in seiner Amtszeit hinzugekommen ist.

Die Weihe von Frauen zu Priesterinnen ist in der Altkatholischen Kirche seit rund 20 Jahren möglich. Derzeit machten Frauen rund ein Fünftel des altkatholischen Klerus aus. Die Synode besteht aus rund 70 Personen. Aus der Synode heraus wird wiederum ein Synodalrat gewählt, der gemeinsam mit dem Bischof die Kirche im Tagesgeschäft leitet.

In den ersten beiden Wahlgängen ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig, ab dem dritten Wahlgang genügt eine einfache Mehrheit. Die Synode ist das höchste Gremium der Altkatholischen Kirche und setzt sich aus zwei Drittel weltlichen und einem Drittel geistlichen Mitgliedern zusammen.