Jugendliche beim Schweißen
APA/dpa/Rainer Jensen
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Arbeitslosigkeit

Scheuer: Jugendlichen vermitteln, gebraucht zu werden

Zu mehr Wertschätzung und Wohlwollen für Arbeitssuchende hat Bischof Manfred Scheuer am Dienstag bei einer Pressekonferenz der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung aufgerufen. Der Eindruck nicht gebraucht zu werden, könne vor allem bei Jugendlichen das Selbstbewusstsein schädigen.

Nicht gebraucht zu werden sei, wie die Erfahrung des Ausgegrenzt-Seins eine „Hypothek für unsere Gesellschaft und die Beteiligung an der Demokratie“, mahnte der Linzer Diözesanbischof. Botschaften wie „Du kannst etwas!“, „Wir brauchen dich“ oder „Du gehörst dazu“ seien stattdessen vonnöten, denn „grundsätzliches Wohlwollen wirkt Wunder“.

Scheuer äußerte sich mit Blick auf den „Tag der Arbeitslosen“, mit dem traditionell am 30. April – dem Vortag des „Tags der Arbeit“ – für mehr Bewusstsein für die Probleme der betroffenen Gruppe geworben wird. Er hob dabei das von der Arbeitslosenstiftung getragene Unterstützungsprogramm „Ju-Can“ hervor.

„Ju-Can“: Integration in die Arbeitswelt

Jugendliche in schwierigen Lebenslagen, teils auch mit psychischen Erkrankungen, würden bei „Ju-Can“ für den Arbeitsmarkt „fit gemacht“. Dies gelinge durch das Vermitteln notwendiger Fähigkeiten und Rücksicht auf die oft schwierigen Ausgangsbedingungen, die man behutsam zu stabilisieren versuche. Ziele seien der Einstieg und die Integration in die Arbeitswelt. Zu den zentralen Anliegen der Arbeitslosenstiftung gehört laut Scheuer auch das Hochhalten der Würde des Menschen, die man sich „als Ebenbild Gottes nicht erst verdienen muss“.

Manfred Scheuer (Bischof von Linz)
APA/Barbara Gindl
Bischof Scheuer

Verstärkt durch die Coronavirus-Pandemie, seien Ausgrenzungs-gefährdete Jugendliche heute psychisch viel höher belastet als noch vor zehn Jahren, besonders infolge persönlicher Engpässe und schwieriger familiärer Situationen. Die vielschichtigen Problemlagen seien oft allein kaum zu bewältigen. Deshalb wäre „umfassendere Betreuung mit professioneller und auch psychotherapeutischer Unterstützung“ für den Arbeitswelt-Einstieg sehr wünschenswert, unterstrich der Diözesanbischof.

Aufbauendes Projekt

Das kirchliche Projekt „Ju-Can“ setzt diese Forderungen bereits um. Jährlich werden 15 Jugendliche im Alter von 16 bis 24 Jahren unterstützt, die langzeitarbeitslos mit geringen Einstiegschancen in die Arbeitswelt sind. Geboten werden unter anderem Arbeitstraining in der Küche und im Service, sowie Bewerbungstraining und Coaching, mit Fokus auf Förderung des Selbstvertrauens sowie sozialer Kompetenzen, verbunden mit der Entwicklung realistischer Berufsperspektiven.

Zwei beteiligte Jugendliche, Nico Haider und Isabella Freilinger, berichteten von ihren positiven Lernerfahrungen in den Workshops, aufbauenden Rückmeldungen von Trainern und Gleichaltrigen sowie von Schnuppertagen in Betrieben.

Stangl: „Ausbildungsabbrüche verhindern“

Trotz der aktuell „hervorragenden“ Situation am Arbeitsmarkt finden manche Menschen keine Arbeit, legte bei der Pressekonferenz Oberösterreichs ÖGB-Vorsitzender Andreas Stangl dar. Oft erschwerten „strukturelle Probleme“ wie gesundheitliche Einschränkungen, fehlende Kinderbetreuung oder ausreichende Ausbildung sowie das Alter die Jobsuche. Angesichts des großen Potenzials junger Menschen gelte es unbedingt darauf hinzuwirken, „Ausbildungsabbrüche zu verhindern“.

Statt über Fachkräftemangel zu klagen, sollten Unternehmen „Menschen, die (noch) nicht die richtige Ausbildung haben oder nicht mehr ganz jung oder gesundheitlich eingeschränkt sind, eine Chance geben“. Stangl forderte zudem „viel mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik“ und sprach sich gegen verschärfte Zumutbarkeitsbestimmungen aus.

Gottesdienst zum Thema Arbeitslosigkeit

Die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung bietet auf ihrer Website einen Gottesdienstvorschlag für Sonntag, 30. April. Zwei Tage zuvor, am 28. April, findet zudem von 11.00 bis 16.00 Uhr eine Kundgebung auf dem Linzer Martin-Luther-Platz statt, nachdem schon zuvor von 7.30 bis 10.30 Uhr in der Trauner Kremstalstraße 6 das „Bündnis für Arbeit und soziale Gerechtigkeit Linz-Land“ zum Thema informiert.