Weihbischof Helmut Krätzl im Jahr 2008
Kathbild/Franz Josef Rupprecht
Kathbild/Franz Josef Rupprecht
Würdigung

Katholische Kirche würdigt verstorbenen Weihbischof

Die katholische Kirche trauert um Weihbischof Helmut Krätzl, der am Dienstag im 92. Lebensjahr verstorben ist. Kardinal Christoph Schönborn zeigte sich tief betroffen und dankbar für Krätzls „vielfältiges und loyales Wirken in der Erzdiözese Wien, an deren Leben er bis zuletzt interessiert und aufmerksam teilnahm“.

Krätzl habe sein Leben ganz der Verkündigung der Frohen Botschaft gewidmet. „Er liebte die Kirche und litt auch mit ihr.“ Das Zweite Vatikanische Konzil, das er als Stenograf teilweise miterlebt hatte, habe ihn tief geprägt, erinnerte der Kardinal: „Die Erneuerung der Kirche blieb bis zum Ende sein Herzensanliegen.“

Am Mittwoch meldeten sich zahlreiche weitere Persönlichkeiten der Erzdiözese zu Wort. Die Erzdiözese schaltete auf ihrer Website zudem ein Onlinekondolenzbuch frei.

„Leidenschaftlicher Brückenbauer“

Stephan Turnovszky, Weihbischof und Bischofsvikar des Vikariats Nord, bezeichnete Krätzl als „leidenschaftlichen Brückenbauer“ zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kirche und Gesellschaft und zwischen den christlichen Konfessionen. „Sein Name wird besonders mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dem Anliegen der Ökumene verbunden bleiben, wir bleiben ihm dafür dankbar“, so der Weihbischof.

Ähnlich der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki: „Mit Weihbischof Helmut Krätzl verliert die Erzdiözese einen kritischen Zeitzeugen des Zweiten Vatikanums, aber auch einen Seelsorger, der im Herzen jung geblieben ist und immer eine Freude an der Kirche hatte.“ Die Kirche sei für Krätzl immer mehr gewesen, „als sie nach außen erscheint“.

Erinnerungen von Weggefährten

Durch die Idee, sich von Firmlingen Briefe schreiben zu lassen, habe er eine großartige Tradition begründet, mit Firmkandidaten, Eltern und Paten in Kontakt zu kommen, so Schutzki: „Jeder, der Weihbischof Krätzl bei einer Firmung erlebt hat, konnte spüren: Hier in der Begegnung mit der Jugend war er nie im Sprung gehemmt. In dieser Hinsicht ist er für mich ein großes Vorbild. Ich bin Gott dankbar für sein Charisma und sein Wirken.“

Josef Grünwidl, Bischofsvikar des Vikariats Süd, erinnerte an persönliche Begegnungen mit dem Verstorbenen: „Zwei Jahre durfte ich als Seminarist Weihbischof Krätzl bei Visitationen, Firmungen und Pfarrbesuchen als Zeremoniär begleiten und näher kennenlernen. 1987 hat er mich zum Diakon geweiht. Er war mir ein Vorbild, ein guter Wegbegleiter und väterlicher Freund.“

Sein Vermächtnis für ihn, Grünwidl, laute: „Christus und der Kirche dienen nicht jene, die sich dem Heute und jeder Reform verschließen, die überall den Niedergang der Kirche wittern oder die Asche verstaubter Traditionen hüten. Christus dienen vielmehr jene, die mutig neue Wege suchen und auf die Kraft des Evangeliums setzen.“

„Treuer Wegbereiter und -begleiter“

Tief betroffen vom Tod des Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl zeigte sich am Mittwoch auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. „Helmut Krätzl wird der Kirche in Österreich als ein treuer Wegbereiter und -begleiter in Erinnerung bleiben“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Franz Lackner und Helmut Kraetzl anlässlich der Sommersession der Bischofskonferenz am Montag, 18. Juni 2007, in Mariazell.
APA/Helmut Fohringer
Franz Lackner und Helmut Krätzl in Mariazell 2007

Als direkter Zeuge des Zweiten Vatikanischen Konzils und daraufhin Pfarrer habe Krätzl nicht nur das Geschehen in den Versammlungen der Bischöfe, sondern auch die Dynamiken direkt vor Ort, direkt in den Pfarrgemeinden miterleben können, so Lackner: „Diese Erfahrungen machten Helmut Krätzl zu dem immerzu wachen und wachsamen Priester und schließlich Bischof, als den ich ihn in Erinnerung habe.“ Krätzls Stärke sei nicht nur im Predigen gelegen, „sondern vor allem auch im Vermitteln zwischen den mannigfaltigen Erwartungen und Positionen in der Gemeinschaft der Kirche“.

„Krätzl war Vorreiter für Synodalität“

Lackner weiter wörtlich: „Auch konnte man mit ihm als junger Mensch einen Austausch über Gott führen, der nicht oberflächlich oder ohne Anschluss blieb. In all dem war Weihbischof Krätzl auch ein Vorreiter für die Synodalität, deren Weg wir nunmehr als Weltkirche gehen.“ Helmut Krätzls Stimme werde auf Erden fehlen, schloss Lackner, „dafür möge sie die Kirche Österreichs und in der Welt bei Gott begleiten, der ihm die ewige Freude schenke“.

Orden nehmen Abschied

Helmut Krätzl sei Zeit seines Lebens mit den heimischen Ordensgemeinschaften eng verbunden gewesen, so Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz in einem Nachruf am Dienstagabend. Weihbischof Krätzl habe von einer Kirche geträumt, „die die Welt nicht beherrscht, sondern ihr dienen will. Von einer Kirche, die mehr von Gott redet als von Moral.“ Für die Verwirklichung dieses Traumes habe er alle Kraft seines Lebens eingesetzt.

Rod verband eine besonders freundschaftliche, persönliche Beziehung zu Krätzl: „Ich bin in Laa an der Thaya aufgewachsen. Pfarrer war dort in den 1960er-Jahren der spätere Weihbischof Helmut Krätzl. Er war mein Kindheitspfarrer und mit meinen Eltern bekannt. Frisch zurück vom Zweiten Vatikanischen Konzil setzte er ‚sensationelle Dinge‘ in unserer Pfarre um: Handkommunion, Deutsch als liturgische Sprache, Volksaltar oder die Vorabendmesse“, erinnerte sich Rod.

„Letzte Begegnung verblüffend“

Die letzte Begegnung zwischen Rod und Weihbischof Krätzl war zu Weihnachten 2022. „Es war verblüffend zu sehen, wie interessiert und wach er immer noch war, obwohl er schon vom Alter gezeichnet war. Er interessierte sich für die Orden, wie es ihnen in der Gegenwart und wohl in der Zukunft geht“, erinnerte sich die Ordenskonferenz-Generalsekretärin.

Krautwaschl: „Vergelt’s Gott!“

Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl in einer Stellungnahme: "Vor allem zu seinem Engagement rund um das Schulwesen sage ich ein einfaches, steirisches ‚Vergelt’s Gott!‘ Bildung und Wissen seien Krätzl stets wichtig gewesen, wie nicht zuletzt auch seine 15 Bücher belegen.

Krautwaschl erinnerte auch an den 9. Jänner 2023, als er Krätzl beim offiziellen Gedenkgottesdienst der Bischofskonferenz für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. im Wiener Stephansdom das letzte Mal getroffen hatte. „Trotz seiner sichtbaren Gebrechlichkeit gab er für mich einmal mehr ein Zeichen der Hoffnung ab“, so der steirische Bischof: „Unser Herr, dessen Auferstehung wir in diesen Tagen feiern, möge ihm Anteil geben am Leben auf ewig.“