Ein jüdischer Mann vor einer Wand in der Al-Ghibra-Synagoge in Djerba (Tunesien)
APA/AFP/Yassine Mahjoub
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Tunesien

Jüdischer Kongress verurteilt Synagogenanschlag

Der Europäische Jüdische Kongress (EJC) hat den tödlichen Anschlag auf die Ghibra-Synagoge im tunesischen Djerba verurteilt. Auf der Insel hatte ein Wachmann zunächst seinen Kollegen erschossen und dann an der historischen Synagoge das Feuer eröffnet.

Weltweit richteten sich weiter unzählige Terroranschläge gegen Juden, „selbst wenn sie im Gebet versammelt sind“, erklärte EJC-Präsident Ariel Muzicant (Mittwoch) in Brüssel. Alle Länder hätten die große Verantwortung, „nicht nur die Terrororganisationen, sondern auch jene Terrorstaaten zu isolieren, die sie unterstützen“, so Muzicant laut Nachrichtenagentur KNA.

Auf der Insel Djerba hatte ein Wachmann eines örtlichen Marinezentrums am Dienstagabend zunächst seinen Kollegen erschossen und dann an der Synagoge das Feuer eröffnet. Dabei wurden nach Angaben tunesischer Behörden zwei Pilger (einer aus Tunesien, einer aus Frankreich) erschossen. Verletzt wurden laut den Angaben vier weitere Besucherinnen bzw. Besucher der Synagoge sowie sechs Wachleute. Das Motiv „für diese feige Tat“ sei noch unklar, so die Behörden.

Pilgerfest Lag Ba’Omer

An der Synagoge stationierte Sicherheitskräfte erschossen den Terroristen. Die Besucher des Gotteshauses hatten sich zur jährlichen Wallfahrt zum jüdischen Fest Lag Ba’Omer versammelt. Der Europäische Jüdische Kongress erklärte: „Wir sprechen den Familien der Opfer unser tief empfundenes Beileid aus und danken für das schnelle Eingreifen der tunesischen Polizei. Das hat zweifellos einen geplanten Massenmord in der Synagoge verhindert.“

Zu dem jüdischen Fest reisen jedes Jahr viele einheimische Gläubige sowie Pilgerinnen und Pilger aus Israel, Frankreich und anderen Ländern. An der diesjährigen Wallfahrt zur Ghriba-Synagoge nahmen nach Angaben der Organisatoren mehr als 5.000 Menschen teil, überwiegend aus dem Ausland. Während des Angriffs sollen sich den Behörden zufolge rund tausend Menschen in der Synagoge aufgehalten haben. Die Pilgerfahrt nach Ghriba zählt zur jüdischen Tradition in Tunesien. Während des Fests gelten jedes Jahr besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Älteste Synagoge Afrikas

Die jüdische Gemeinde auf Djerba ist eine der größten in der arabischen Welt. Die Ghriba-Synagoge ist die älteste bekannte Synagoge in Afrika und wird jährlich von vielen jüdischen Touristen und Pilgern aus aller Welt besucht.

Im April 2002 waren bei einem islamistischen Anschlag auf die Synagoge rund 20 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon deutsche Touristen. Weitere rund 30 Personen wurden teils schwer verletzt. Damals war ein Tanklaster mit 5.000 Litern Flüssiggas gegen das Gotteshaus gesteuert worden und explodierte.