Vatikan

Vorfall auf Petersplatz: Papst verweigert Hund den Segen

Papst Franziskus hat dem Hund einer Frau seinen Segen verweigert und die Besitzerin getadelt. Am Beginn seiner Rede bei einer Veranstaltung zum Thema Geburtenrate in Italien erzählte der Papst am Freitag in Rom von dem Vorfall.

Bei der Generalaudienz vor zwei Wochen habe eine etwa 50 Jahre alte Frau eine Tragetasche geöffnet, in der sich ein kleiner Hund befand, und gesagt: „Das ist mein Kind, bitte segnen Sie ihn.“ Da sei er am Ende seiner Geduld gewesen und habe mit der Frau geschimpft, schilderte Franziskus: „So viele Kinder leiden Hunger, und Sie bringen mir einen Hund zum Segnen!“

An der Veranstaltung nahm auch die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni teil, beide warben für mehr Geburten in Italien. Zum Auftakt seiner Ansprache vor Hunderten italienischen Familien sowie Führungskräften aus Wirtschaft und Politik bei der zweitägigen „Generalversammlung zur Geburtenrate“ schilderte Franziskus auch eine zweite Anekdote.

Papst Franziskus berührt den Bauch einer schwangeren Frau, Veranstaltung zum Thema Geburtenrate in Rom
APA/AFP/Filippo Monteforte
Papst Franziskus bei der Veranstaltung zum Thema Geburtenrate in Rom

Kritik an Trend zu Hund statt Kind

So sei sein Sekretär jüngst auf dem Petersplatz einer Frau mit Kinderwagen begegnet. „Als herzensguter Priester näherte er sich, um das Baby zu segnen … es war ein kleiner Hund!“, sagte der Papst. Schon mehrmals hat Franziskus öffentlich kritisiert, dass es in Italien einen Trend gebe, Hunde wie Ersatzkinder zu verwöhnen, während zu wenige Kinder geboren würden.

„Ob Kinder geboren werden, ist der wichtigste Indikator für die Hoffnung eines Volkes“, betonte der Papst in seiner Rede bei der „Generalversammlung zur Geburtenrate“. „Wenn wenige Kinder geboren werden, gibt es wenig Hoffnung. Und das hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft, sondern bedroht das Vertrauen in die Zukunft“, so Franziskus.

Familiengründung „kolossaler Kraftakt“

Er forderte die Politik dazu auf, Lösungen für die sinkende Geburtenrate in Italien zu finden. Junge Menschen „leben in einem sozialen Klima, in dem es zu einem kolossalen Kraftakt wird, eine Familie zu gründen“, sagte er. Er forderte italienische Politikerinnen und Politiker dazu auf, Lösungen für den „demografischen Winter“ zu finden.

Der 86-jährige Papst nannte als Gründe für diese Entwicklung die schwierige Zukunftsplanung, geringe Gehälter und hohe Mieten in Italien. „Wir müssen fruchtbaren Boden für einen neuen blühenden Frühling schaffen und diesen demografischen Winter hinter uns lassen“, sagte der Papst. Er forderte eine „zukunftsgerichtete Politik“.

Sinkende Geburtenrate

Die Konferenz hatten die Organisatoren der Birthrate Foundation (Geburtenrate-Stiftung) mit einer provokativen Frage beworben: „Haben Sie sich je eine Welt ohne Babys vorgestellt?“. Im Vordergrund der Redebeiträge standen Themen wie Sozialleistungen, Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Steuerentlastungen als Ansätze zur Erhöhung der Geburtenrate.

Im vergangenen Jahr war die Geburtenrate in Italien nach Angaben des Statistikamts Istat mit 393.000 zur Welt gekommenen Kindern erstmals unter die Marke von 400.000 gesunken. Im selben Jahr gab es in Italien 713.499 Todesfälle.