Pflege

Malteser fordern Reformen bei 24-Stunden-Betreuung

Eine qualitätsvolle und leistbare 24-Stunden-Betreuung ist in der Pflege ohne Alternative, so das Hilfswerk „Malteser Care GmbH“ am Freitag in einer Aussendung. Das Hilfswerk hat deshalb für die noch ausstehenden nächsten Schritte der Pflegereform dringende Maßnahmen eingefordert.

Dazu gehörten u.a. eine Valorisierung der Förderung und der Einkommensgrenze, sowie faire Honorare der Betreuungspersonen, die gesichert und finanzierbar sein müssen. Es brauche eine unverzügliche Anhebung der Förderung auf mindestens 800 Euro pro Monat, um den Wertverlust bis 2022 aufzuholen.

Zudem forderte das Hilfswerk eine sofortige Anhebung der Einkommensgrenze auf mindestens 3.500 Euro, damit nicht immer mehr Betroffene aus dem Fördersystem ausgeschlossen werden, so Helmut Lutz, Geschäftsführer von „Malteser Care“, in der Aussendung.

Lutz: Pflegevisiten verpflichtend einführen

Durch den abnehmenden finanziellen Spielraum der Betroffenen stagnierten auch die Honorare der Betreuenden und diese würden aufgrund dieser Wertverluste in andere Länder der EU abwandern, aber auch in die Schweiz oder nach Norwegen. So hätten in den letzten Jahren bereits mehr als 3.000 Betreuende die Tätigkeit in Österreich eingestellt, warnte Lutz.

Er hielt zudem fest, dass die Weiterentwicklung der Qualität in der 24-Stunden-Betreuung und Pflege im Regierungsprogramm verankert sei. Daher müssten aber bis zu drei qualitätssichernde Pflegevisiten durch Fachpflegepersonen pro Quartal verpflichtend eingeführt werden und gesondert abrechenbar sein, um Sicherheit und Qualität tatsächlich gewährleisten zu können.

Errungenschaften in Gefahr

Lutz: „Wenn wir uns dazu bekennen, dass Menschen im Falle eines Pflegebedarfs auch in Ihrem vertrauten Zuhause leben können – egal ob es sich um ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Kinder mit chronischen Erkrankungen handelt – dann ist neben den Mobilen Diensten eine qualitätsvolle und leistbare 24-Stunden-Betreuung zwingend notwendig.“

Wenn die Politik nicht ehestmöglich handelt und die Förderung entsprechend anpasst, würden „alle Errungenschaften der letzten 15 Jahre ausgelöscht und der Bereich wird in den unkontrollierten Schwarzmarkt und in die Schattenwirtschaft abrutschen“, so Lutz. Die „Malteser Care GmbH“ wurde im Jahr 2010 gegründet und 2016 als vollständiges Hilfswerk in die Ordensstruktur des Souveränen Malteser-Ritter-Orden integriert.

Frauenbewegung gegen „Care-Migration“

Die entwicklungspolitische „Aktion Familienfasttag“ der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) spricht sich gegen „Care-Migration“, also das Abwerben von Pflegekräften aus dem Ausland, aus. Für den Fachkräftemangel im Pflegebereich sei bisher keine österreichweite Lösung zustande gekommen, stattdessen suche jedes Bundesland seinen eigenen Weg, heißt es in einem Beitrag auf der Website.

Das stieß auf Kritik der kfbö-Expertinnen: „Care-Migration darf niemals die Lösung für die Care-Frage einer Gesellschaft sein. Weder für die des Gastgeberlandes noch für die der Herkunftsländer von Migranten und Migrantinnen“, hieß es.

Risiken oft nicht bewusst

Die „Aktion Familienfasttag“ der vergangenen Fastenzeit war schwerpunktmäßig der Arbeitsmigration auf den Philippinen gewidmet. Zur Praxis in Oberösterreich, Krankenschwestern von den Philippinen anzuwerben, befragten die kfbö Norie Sialana-Elento von ihrer Partner-Organisation „Mindanao Migration Center“, die diese Praxis kritisch sehe.

Die angeworbenen, unter wirtschaftlichem Druck stehenden Frauen kämen oft unvorbereitet in eine fremde Kultur, seien sich selten der Risiken bewusst, auch nicht „der hohen emotionalen Kosten, die sie selbst und ihre Angehörigen zu tragen haben“.

Anerkennung für Care-Arbeit

Dass philippinische Pflegekräfte als Lösung der Care-Krise in Österreich dienen, bezweifeln die Familienfasttag-Expertinnen somit. Care-Arbeit habe in der heimischen Gesellschaft „noch immer nicht den Stellenwert“, der angemessen sei. Ihr Appell: „Care-Arbeit muss die Anerkennung bekommen, die sie verdient. Sie muss gesehen, gewürdigt und fair bezahlt werden!“