Österreich

Studie: Jeder Vierte seit Pandemie einsamer

Die Caritas hat zusammen mit dem Sozialforschungsinstitut SORA eine Umfrage zum Thema Einsamkeit gestartet. Jede bzw. jeder Vierte berichtete von mehr Einsamkeit durch die Coronavirus-Pandemie. Auch Armut verschärft die Lage.

Einsamkeit ist nicht erst seit der Coronavirus-Krise ein Phänomen in Österreich. Die Pandemie und Teuerungen erweisen sich in letzter Zeit aber als Brandbeschleuniger, warnte die Caritas am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Auch Armut verschärfe die Lage: Jede bzw. jeder Dritte mit niedrigem Haushaltseinkommen schränke soziale Kontakte ein.

„Einsamkeit ist ein Phänomen, dem wir als Gesellschaft dringend mehr Aufmerksamkeit widmen müssen“, sagte Caritas-Direktor der Wiener Erzdiözese Klaus Schwertner und verwies unter anderem auf die Niederlande oder Großbritannien, wo sich die Politik bereits mit der Thematik beschäftigt. Die Mehrheit sah das ebenso, wie sich bei der Umfrage herausstellte. 53 Prozent sind überzeugt, dass die Politik mehr Maßnahmen gegen Einsamkeit setzen sollte.

Eine Frau mit einem Schirm auf einer Parkbank
APA/dpa/lby
Jeder bzw. jede Vierte fühlt sich in Österreich einsamer als vor der CoV-Pandemie

Tabuthema

Im Rahmen der aktuellen Studie, bei der bundesweit mehr 1.000 Menschen von dem Sozialforschungsinstitut SORA befragt wurden, hatten 17 Prozent angegeben, dass sie Sozialkontakte durch die Preisanstiege einschränken mussten. Besonders betroffen sind Personen mit einem Haushaltseinkommen bis 1.500 Euro: Da musste mehr als ein Drittel die Kontakte herunterfahren.

Einsamkeit und wie man ihr entkommt

23 Prozent der Befragten einer Studie der Caritas sagen, sie fühlen sich heute einsamer als während der Pandemie. Gegenmaßnahmen wie „Plauderbankerl“ oder „Plaudernetz“ helfen. „Es müsse mehr unternommen werden“, sagt Klaus Schwertner, Direktor der Caritas-Wien. In der Pandemie haben Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote vielen Menschen große Probleme bereitet.

Die Plattform wurde nun um eine App erweitert. Insgesamt fühle sich ein Viertel aufgrund der Pandemie einsamer. Jeder Vierte wünscht sich mehr soziale Kontakte. Jeder Zweite sieht Einsamkeit als Tabuthema.

Telefonnummer zum Plaudern

Etwas Abhilfe versucht seit 2020 das im Rahmen von Caritas, Magenta Telekom und der Kronen Zeitung initiierte Projekt Plaudernetz zu schaffen. Freiwillige haben bereits 34.000 „Telefonate gegen Einsamkeit“ geführt. Nach dem Motto „einfach mit anderen Menschen plaudern“ kann man täglich von 10.00 bis 22.00 Uhr die Telefonnummer 05 1776 100 anrufen und mit jemandem plaudern.