Christentum

Pfingsten: „Geburtstag“ der Kirche

50 Tage nach Ostern, dem Fest der Auferstehung Jesu, feiern christliche Kirchen das Pfingstfest. Es ist eines der ältesten und wichtigsten Feste des Christentums und wird als „Geburtstag“ der Kirche bezeichnet. Der Pfingstsonntag fällt heuer auf den 28. Mai.

Im Mittelpunkt steht die Sendung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu und der Auftrag, die „Frohe Botschaft“ des Evangeliums zu verkünden und in die Welt zu tragen. Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk von Jesu Christi lebendig zu erhalten.

Im Sinne eines „Geburtstags“ der Kirche wird zu Pfingsten daher auch die Initialzündung zur Gründung der Kirche als Gemeinschaft aller an Christus Glaubenden gefeiert. Eng verbunden mit dem Pfingstfest ist das Sakrament der Firmung beziehungsweise der Konfirmation. Dargestellt wird das Pfingstwunder der Sendung des Heiligen Geistes zumeist in Form einer Taube, die auf die Menschen herabkommt.

Russisch-orthodoxe Pfingstikone aus dem  Kirillo-Beloserski-Kloster (um 1497)
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Russisch-orthodoxe Pfingstikone aus dem Kirillo-Beloserski-Kloster (um 1497)

Biblisch zurückgeführt wird das Fest auf den Bericht in der Apostelgeschichte, wo es heißt, dass der Geist Gottes auf die nach dem Tod Jesu zum Wochenfest nach Jerusalem zurückgekehrten Jünger herabkam: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.“ Der Geist befähigte die Jünger, wie es in Apg 2,4 heißt, „in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab“.

Ursprung in jüdischem Fest

Die Erzählelemente verweisen unmittelbar auf die alttestamentlichen Ereignisse auf dem Berg Sinai. Dadurch wird die enge Verbindung zu den jüdischen Wurzeln deutlich, wie auch durch den Konnex zwischen dem pfingstlichen Sprachwunder und der Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel im Alten Testament (Gen 11,1-9).

Das jüdische Wochenfest Schawuot ist ein Erntedankfest, das den Abschluss der mit Pessach beginnenden Weizenernte markiert. Ein großer Teil des antiken Judentums war griechischsprachig, hier hatte das Fest den Namen pentekoste (deutsch: der Fünfzigste). Gemeint ist der 50. Tag nach Pessach, dem Fest der ungesäuerten Brote.

„Achter Ostersonntag“

Der Termin von Ostern wurde auf dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt. Erst seit dem vierten Jahrhundert gibt es am 40. Tag nach Ostern ein eigenes Fest – Christi Himmelfahrt.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) wird das Fest als „achter Ostersonntag“ – die Vollendung und Bestätigung von Ostern – begangen. Es wird durch die Pfingstnovene vorbereitet. Im Stundengebet des Festes wird zur Vesper der Hymnus „Veni Creator Spiritus“ und in der heiligen Messe die Pfingstsequenz gebetet oder gesungen. Beim Singen von „Veni Creator Spiritus“ zu Pfingsten in einer Kirche oder öffentlichen Kapelle kann ein vollkommener Schuldenablass erlangt werden.

Darstellung von Maria und den Jüngern bei der Ausgießung des Heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar – einer syrischen Pergament-Handschrift der vier Evangelien aus dem Jahr 586
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Darstellung von Maria und den Jüngern bei der Ausgießung des Heiligen Geistes im Rabbula-Evangeliar, syrische Pergamenthandschrift, 586

„Maria, Mutter der Kirche“

Der Pfingstmontag wird in der katholischen Kirche seit 2018 als Fest „Maria, Mutter der Kirche“ begangen. Der von Papst Franziskus ausgerufene Marienfeiertag ist ein nicht verpflichtend zu begehender Gedenktag. Hintergrund des Festes ist, dass die Gottesmutter Maria schon in der frühen Kirche als Muttergestalt für die Gemeinschaft der Gläubigen, die Kirche, beschrieben wurde. Sie war laut den biblischen Berichten auch beim Pfingstereignis in Jerusalem dabei.