Obwohl ihnen die EU-Richtlinie über temporären Schutz entsprechende Ansprüche gewähren sollte, gebe es weiter erhebliche Hürden, erklärte Caritas Europa in Brüssel. Der Dachverband katholischer Wohlfahrtsorganisationen stützt sich auf eine eigene Untersuchung in 19 EU-Ländern, Norwegen und der Schweiz. Auch Caritas Österreich wirkte an der Studie mit. Die Ergebnisse seien ein „Alarmsignal für die Politik“, twitterte die Hilfsorganisation.
Ein Hauptproblem nennt Caritas Europa den Wechsel von der Unterbringung in Gastfamilien zu einer eigenen Wohnung. Grund dafür sei der Wohnungsmangel quer durch Europa. Viele Vertriebene hätten aber auch nicht genug Geld und zu wenig Zugang zu staatlicher Unterstützung. Besonders schwierig sei es für Menschen mit Behinderung, an die ihnen zustehende Hilfe zu kommen. In den Gesundheitssystemen mancher Länder könnten Ukrainer und Ukrainerinnen nur auf eine Notversorgung zurückgreifen.
Sorge über „nachlassenden politischen Willen“
Warnend verwies Caritas Europa auch auf Unterbrechungen bei der Schulbildung. Fehlende Kinderbetreuungsplätze hinderten Frauen daran, berufstätig zu werden. Ungeachtet des rechtlichen Zugangs zum Arbeitsmarkt müssten viele ukrainische Flüchtlinge Jobs unterhalb ihrer Qualifikation mit entsprechend schlechter Bezahlung annehmen.
Sorge äußerte der Dachverband über begrenzte Finanzierung, ermüdenden Rückhalt und einen nachlassenden politischen Willen, alle Geflohenen in der EU zu unterstützen. Zugleich rief er die Regierungen auf, vorhandene positive Beispiele aufzugreifen. Die Staaten sollten auf der den Ukrainern gezeigten Solidarität aufbauen und „die bestehenden guten Praktiken übernehmen, um allen Flüchtlingen würdige Aufnahme und Schutz zu gewähren“, sagte Maria Nyman, Generalsekretärin von Caritas Europa.