Pilgerfahrt

Islamische Welt rüstet sich für Hadsch

Millionen Musliminnen und Muslime bereiten sich auf den Hadsch, die große islamische Pilgerfahrt, vor. Zum ersten Mal seit der Coronavirus-Pandemie ist wieder eine unbegrenzte Pilgeranzahl erlaubt, und auch alle anderen Einschränkungen sind gefallen.

Heuer findet der Hadsch von 26. Juni bis 1. Juli statt, aber viele haben die Reise schon diese Woche angetreten. Muslime und Musliminnen aus aller Welt fahren nach Mekka, um die mehrere Tage dauernden heiligen Rituale in der Stadt und ihrer Umgebung zu vollziehen. Der Hadsch ist ein spiritueller Höhepunkt im Leben von Gläubigen – und eine Chance, Gott um Vergebung für Sünden zu bitten.

Zum Hadsch 2020 waren nur 10.000 Gläubige zugelassen gewesen – nachdem im Jahr 2019 2,5 Millionen Menschen teilgenommen hatten. 2021 waren es 60.000, außerdem gab es noch strikte Auflagen. Nach Mekka durften nur Gläubige, die ihren Wohnsitz in Saudi-Arabien hatten. 2022 konnten dann fast 900.000 Pilgerinnen und Pilger nach Mekka und Medina reisen – unter der Auflage, dass sie unter 65 Jahre alt, geimpft und im Besitz eines negativen Coronavirus-Tests waren.

Frauen warten auf dem Flughafen in Sanaa, Jemen, auf ihren Flug nach Mekka zum Hadsch
APA/AFP/Mohammed Huwais
Frauen auf dem Flughafen in Sanaa, Jemen

Kein „Lotteriesystem“ mehr

Der Hadsch ist eine prestigeträchtige und lukrative Veranstaltung für das Königreich Saudi-Arabien. Im Vorjahr hatte ein neu eingeführtes „Lotteriesystem“ für Aufregung gesorgt: Die Plätze für Gläubige, die sich auf die rund zweiwöchige Wallfahrt begeben wollten, wurden verlost, was zu Problemen und Beschwerden führte – viele konnten trotz Buchung nicht am Hadsch teilnehmen.

Heuer ist es wieder möglich, individuelle Reisepakete zu buchen, allerdings läuft das über eine zentrale Plattform. Unternehmen, die sonst Reisen anbieten, könnten „aktuell leider nicht als Veranstalter direkt für unsere Gäste da“ sein, sagte Hasan Rami Balcok, Geschäftsführer eines deutschen Reiseveranstalters, der sich auf maßgeschneiderte Reisepakete für muslimische Kunden spezialisiert hat, im Juni im Interview mit der deutschen „Islamischen Zeitung“.

Muslime kommen in Mekka an
Reuters/Saudi Press Agency
Muslime und Musliminnen aus aller Welt reisen nach Mekka

Reisebuchungen über zentrale Plattform

Veranstalter in Europa, Amerika und Australien dürfen den Hadsch nicht zur Gänze ausrichten, sie haben lediglich „die Möglichkeit, unsere Gäste bei dem Vorgang zu unterstützen“, etwa mit vorbereitenden Seminaren, so Balcok. Die Regeln geben vor, dass Reiseveranstalter aus den genannten Kontinenten nicht offiziell mitwirken dürfen. In einigen westlichen Ländern wie Deutschland und den USA habe es außerdem Ärger über gestiegene Preise gegeben, so die „Islamische Zeitung“.

Muslime in Tikrit, Irak üben an einer Nachbildung das Umrunden der Kaaba
APA/AP/Hadi Mizban
Muslime in Tikrit, Irak üben an einer Nachbildung das Umrunden der Kaaba

Auf der Plattform, über die sich die Pilger beziehungsweise Interessierte anmelden, werden zurzeit über 100 Pakete angeboten. Beim Preisanstieg müsse man die weltweite Inflation mitbedenken, so Balcok. Das saudiarabische Hadsch-Ministerium habe außerdem während und nach der Pandemie „einiges investiert“. Derzeit spreche man für die gesamte Wallfahrt einer Person „von Anfangskosten von mindestens 8.000 Euro“.

Dennoch sei der Trend zum Hadsch ungebrochen – seit dem Ende der Pandemie sei die Nachfrage gestiegen. In muslimischen Ländern wie Indonesien, dem Irak, Marokko und anderen machen sich Hunderttausende auf den Weg. Für Reisende aus dem vom Krieg erschütterten Jemen sind heuer zum ersten Mal seit 2016 wieder Direktflüge nach Mekka möglich, berichtete die Nachrichtenagentur AP vergangene Woche. Bilder zeigen Menschen, die sich auf dem Flughafen versammeln.

Pilgerinnen und Pilger an der Kaaba in Mekka
APA/AFP/Abdel Ghani Bashir
Zur Pilgerfahrte gehört das siebenfach Umrunden der Kaaba

Eine der fünf Säulen des Islam

Die große Pilgerfahrt gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder fromme Muslim und jede Muslimin, der oder die gesund ist und es sich leisten kann, ist angehalten, mindestens einmal im Leben an der Pilgerfahrt teilzunehmen. Der Hadsch findet nur einmal im Jahr in einem festgelegten Zeitraum von fünf Tagen statt. Die kleine Pilgerfahrt Umrah hingegen kann zu jedem Zeitpunkt im Jahr stattfinden.

Der Hadsch findet im Pilgermonat Dhu l-Hidscha, dem letzten Monat im Islamischen Kalender, statt. Die Wallfahrer gehen dabei unter anderem in die Al-Masdschid al-Haram, die große Moschee, in deren Innenhof die Kaaba („Würfel“), das heiligste Bauwerk im Islam, steht. Diese umrunden die Pilgerinnen und Pilger sieben Mal spiralförmig gegen den Uhrzeigersinn. Am Ende des Hadsch steht das viertägige Opferfest („Id al-Adha“).