Weihe

Erste altkatholische Bischöfin „wichtiges Zeichen“

Die altkatholische Priesterin Maria Kubin wird am Samstag zur neuen Bischöfin geweiht. Mit der Psychotherapeutin steht damit erstmals eine Frau an der Spitze der rund 9.000 Kirchenmitglieder. Es sei ein „wichtiges Zeichen nicht nur für unsere, sondern auch für andere Kirchen“, sagt sie.

„Dass eine Frau als Bischöfin im 21. Jahrhundert eine Überraschung ist, finde ich Schade“, räumte die 58-Jährige im APA-Gespräch ein. Dass nun eine Frau die altkatholische Kirche leitet, könne ein Vorbild sein, für all jene Frauen, die sich „berufen“ fühlen, betonte Kubin.

„Ich hatte das Gefühl, ich möchte gerne Priesterin sein, und ich möchte auch jetzt gerne Bischöfin sein“. Manchmal müsse man dafür eben Umwege gehen, so die designierte Bischöfin, die selbst in einer römisch-katholischen Familie aufgewachsen und 2008 zu den Altkatholiken übergetreten ist.

Mehr Übertritte als Taufen

„Wir sind schon eine Übertrittskirche. Gefühlsmäßig bekommen wir mehr neue Mitglieder durch Übertritte als durch Taufen“. Es gehe aber nicht darum, jemanden abzuwerben. „Viele Frauen sind in ihren Konfessionen gut zuhause und können dort gut tun.“ Es gehe aber auch nicht nur darum, dass man in der altkatholischen Kirche Priesterin sein darf oder Männer ihre Sexualität ausleben dürften – die altkatholische Kirche kennt keine Verpflichtung zum Zölibat für Geistliche – sondern um Mitbestimmung.

„Das ist immer wieder ein Entscheidungsgrund für einen Übertritt: Kirche sind bei uns nicht die da oben, sondern wir. Alle Prozesse gehen von unten nach oben, und nicht umgekehrt.“ Was für viele Menschen die zu den Altkatholiken übertreten interessant sei, ist das man „nicht nur Befehlsempfänger ist, sondern aktiv mitgestalten kann.“

Die altkatholische Bischšfin Maria Kubin
APA/Robert Jaeger
Die altkatholische Priesterin Maria Kubin wird am Samstag zur Bischöfin geweiht

Reaktionen aus römisch-katholischer Kirche

Sie sei „immer offen für einen Dialog mit der römisch-katholischen Kirche“, immerhin seien viele der Mitglieder aus dieser gekommen. „So wie es aussieht, ist das (Frauen im Bischofsamt, Anm.) in der römisch-katholischen Kirche noch nicht möglich“, es gäbe aber auch dort „unterstützenswerte Initiativen“. „Ich habe viele Rückmeldungen bekommen, dass sich endlich was tut in der römisch-katholischen Kirche. Das wäre wünschenswert, denn ich weiß wie viele Frauen es gibt, die sich berufen fühlen.“

Weniger tut sich hingegen bei der Karfreitagsregelung. Seit 2019 ist dieser für Mitglieder der evangelischen und altkatholischen Kirche kein Feiertag mehr, außer man macht ihn zum „persönlichen Feiertag“. Dann hat man Anspruch auf Urlaub an diesem Tag, den der Arbeitgeber nicht ablehnen kann. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es dafür allerdings nicht. Begleitet wird diese Regelung seit Inkrafttreten von lauter Kritik der beiden Konfessionen.

Gegen „Feiertag für alle“

Es sei ein besonderer Status gewesen, dass „wir unter Anführungszeichen auch einmal eine Belohnung bekamen, dafür dass wir altkatholisch sind. Der Karfreitag als Feiertag zeigte aber auch die Wertschätzung des Staates: Ja ihr seit eine anerkannte Kirche und dürft deshalb auch einen eigenen Feiertag haben.“ Dass dieser Zustand „in der momentanen politischen Situation“ wiederhergestellt werde, „da bin ich schaumgebremst. Aber man weiß ja nie. Ich bin eine gläubige Frau, ich glaube an Wunder“.

Nichts hält Kubin hingegen von dem Vorschlag, den Karfreitag als allgemeinen Feiertag mit dem Ostermontag zu tauschen. Dann sei von der Anerkennung nichts gewonnen, „wenn dann eh alle frei haben“. Theologisch sei aber der Karfreitag für Altkatholiken und Evangelische der interessantere Feiertag als der Ostermontag.

Homosexuelle Paare werden getraut

Ein wesentlicher Unterschied der altkatholischen zur römisch-katholischen Kirche ist, dass auch gleichgeschlechtliche Paare getraut werden. „Das wir beschlossen haben, das gleich zu stellen, war ein wichtiger Schritt.“

Die andere Frage sei jedoch, ob „Menschen die viele Ausgrenzungserfahrungen gemacht haben“ – innerhalb der Kirche und darüber hinaus – „überhaupt mit irgendeiner Kirche etwas zu tun haben wollen.“ „Bei uns sind sie willkommen, aber ich glaube auch in anderen Konfessionen gibt es da Gott sei Dank ein weitreichendes Umdenken.“

Therapeutin, Seelsorgerin, Bischöfin

Kubin, die bislang neben ihrer Arbeit als Psychotherapeutin in ihrer Praxis in Graz auch als Seelsorgerin tätig war, sieht zwischen diesen Tätigkeiten Parallelen. „In Psychotherapie geht es um den einzelnen Menschen. Was kann dieser tun, um aus seiner Situation wieder herauszukommen. Seelsorge ist das, plus dem Gedanken, dass du das alles nicht alleine schaffen musst, sondern es etwas größeres gibt, auf das du dich verlassen kannst.“

Gegenüber der APA sprach sie sich für mehr Therapie-Kassenplätze aus. „Die einen müssen 90 bis 120 Euro pro Sitzung zahlen, die anderen nichts.“ Die bessere Lösung für Kubin wäre eine „soziale Staffelung“, sprich einen Zuschuss zu den Therapiekosten je nach finanzieller Situation. „Ob alles immer nur gratis so klug ist weiß ich auch nicht, weil ich denke schon dass dadurch, dass man dafür zahlt, die Motivation größer ist.“

Kubin will Gemeinden besser vernetzen

Die Weihe von Frauen zu Priesterinnen ist in der altkatholischen Kirche seit rund 20 Jahren möglich. Mit der morgigen Weihe von Kubin zur altkatholischen Bischöfin von Österreich in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Wien durch den Utrechter Erzbischof Bernd Wallet tritt sie die Nachfolge von Heinz Lederleitner an, der seit 2016 an der Spitze der Kirche stand.

Vorgenommen hat sie sich, die rund 9.000 Kirchenmitglieder in 12 Gemeinden – vier davon in Wien – besser zu vernetzen. „Das Problem einer so kleinen Kirche wie wir es sind ist es, dass sich die Leute untereinander nicht kennen. Die Menschen sollen mehr das Gefühl bekommen, dass wir eine gemeinsame Kirche sind und es nicht so verstreut ist.“

Mitgliederzahlen rückläufig

Wie in anderen christlichen Kirchen auch, sind die Mitgliederzahlen in der altkatholischen Kirche rückläufig. Das liege aber an der Demografie. „Im Ständestaat wurden viele Menschen altkatholisch. Die Leute, die in den 1930ern konvertiert sind und deren Kinder sterben nun langsam.“ Rechne man diese weg, seien die zahlen gleichbleibend bis wachsend.

Die altkatholische Kirche hatte sich 1870 von der römisch-katholischen Kirche abgespalten, nachdem beim Ersten Vatikanischen Konzil die Unfehlbarkeit des Papstes in Dingen der Glaubens- und Morallehre als Dogma (Lehrsatz) definiert worden war. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest.