Deutschland

Ermittlungen gegen Kardinal Woelki: Razzia in Erzbistum

Die Staatsanwaltschaft Köln hat am Dienstag im Zuge ihrer Ermittlungen gegen Kardinal Rainer Maria Woelki mehrere Räumlichkeiten unter anderem in dem deutschen Erzbistum durchsuchen lassen. Die Aktion lief an insgesamt sechs Orten.

Das teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Es gehe um verschiedene Anzeigen mit dem Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung und des Meineids. Ziel der Durchsuchungen war unter anderem die Sicherstellung von Dokumenten, die im Zusammenhang mit Äußerungen Woelkis stehen, in denen er laut Vorwürfen nicht die Wahrheit gesagt haben soll. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei Köln mit. Zuvor hatte der deutsche TV-Sender WDR darüber berichtet.

Laut den Ermittlern wurden unter anderem Räume des Generalvikariats, des Offizialats und des Erzbischöflichen Hauses durchsucht, außerdem die Geschäftsräume des EDV-Dienstleisters, der den E-Mail-Verkehr des Erzbistums verwaltet. Neben Köln wurde auch in Kassel und Lohfelden in Hessen je ein Objekt durchsucht. Die Durchsuchungen seien ohne Zwischenfälle verlaufen und seien weitgehend auf Kooperation gestoßen, hieß es.

Vorwürfe zurückgewiesen

Mit den Durchsuchungen wollten die Ermittler nach eigenen Angaben schriftliche Unterlagen und die innerbistümliche Kommunikation zu den Vorgängen sicherstellen. Die Aus- und Bewertung der sichergestellten Beweismittel werde geraume Zeit in Anspruch nehmen. Rund 30 Polizistinnen und Polizisten sowie vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte seien an den Maßnahmen beteiligt, hieß es weiter.

Kardinal Rainer Maria Woelki
APA/dpa/Henning Kaiser
Kardinal Woelki wird vorgeworfen, unrichtige Aussagen gemacht zu haben

Gegen Woelki laufen strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts des Meineides und der falschen Versicherung an Eides statt. Dabei geht es um die Frage, wann Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz gewusst hatte. In einer Strafanzeige einer Privatperson wird ihm vorgeworfen, in einer beeideten Aussage vor dem Kölner Landgericht im März unrichtige Aussagen gemacht zu haben. Woelki hatte sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.

Erzdiözese warnt vor Vorverurteilung

Die Erzdiözese Köln verwehrte sich am Dienstag nach der Razzia in ihren Geschäftsräumen gegen Vorverurteilungen. Erfahrungsgemäß werde es dauern, bis das Ergebnis der Durchsuchungen vorliege, erklärte die Erzdiözese: „Bis dahin bitten wir die Öffentlichkeit, eine ergebnisoffene Untersuchung nicht zum Anlass zu nehmen, Vorverurteilungen auszusprechen.“

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass es bei der Durchsuchung darum gehe, einem Anfangsverdacht nachzugehen. Sie teilte außerdem mit, dass die Unschuldsvermutung gelte. Dem Beschuldigten werde in keiner Weise die aktive oder auch nur passive Vertuschung von oder gar Beteiligung an Missbrauchstaten zur Last gelegt.