Diplomatie

Friedensbeauftragter des Vatikans reist nach Moskau

Drei Wochen nach seinem Besuch in Kiew reist der Friedensbeauftragte des Vatikans, Matteo Zuppi, nun auch nach Moskau, um eine mögliche Lösung im Ukraine-Konflikt auszuloten. Der Sekretär der russischen Bischofskonferenz, Stephan Lipke, äußerte sich vorsichtig optimistisch.

Nähere Angaben zu geplanten Gesprächen machte der Vatikan zunächst nicht. Hauptziel der Initiative sei es, „Gesten der Menschlichkeit zu fördern“, die dazu beitragen könnten, „eine Lösung für die aktuelle tragische Situation zu unterstützen und Wege zu einem gerechten Frieden zu finden“, erklärte der Vatikan.

Es ist der erste Besuch eines hochrangigen Vatikan-Vertreters in Moskau seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Trotz wiederholter Friedensappelle von Papst Franziskus ist es dem Vatikan bislang nicht gelungen, eine Verbindung zu den russischen Behörden herzustellen. Ob Zuppi in Moskau auch mit Kreml-Chef Wladimir Putin zusammenkommt, war zunächst noch unklar. Der Kardinal wolle sich am Donnerstag mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill treffen, hieß es.

Spannungen abbauen

Während eines zweitägigen Besuchs Anfang Juni in Kiew hatte Zuppi bereits den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Im Gespräch mit dem italienischen Kardinal hatte Selenskyj eine Waffenruhe in der Ukraine jedoch als nicht zielführend abgelehnt.

Matteo Zuppi, Friedensbeauftragter des Vatikans
Reuters/Remo Casilli
Matteo Zuppi war Anfang Juni in Kiew

Zuppi entstammt der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio, die auf Diplomatie und Friedensbemühungen spezialisiert ist. Der 67-Jährige ist seit vergangenem Jahr der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz. Ende Mai wurde er von Papst Franziskus zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt. Deren Ziel ist es, Spannungen zwischen Kiew und Moskau abzubauen und Wege zum Frieden aufzuzeigen.

Russische Bischofskonferenz hofft auf Vatikan-Friedensmission

Der Sekretär der katholischen russischen Bischofskonferenz hat sich vorsichtig optimistisch über die Friedensmission des Vatikans für die Ukraine geäußert. Bestimmt könne mit Unterstützung des Papst-Sondergesandten zum Beispiel Kriegsgefangenen geholfen werden, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Wenn der Kardinal bei seinen Gesprächen am Mittwoch und Donnerstag in Moskau gut zuhöre und „der Papst das Gehörte aufnimmt und weise geistlich unterscheidet, dann kann diese Mission ein Beitrag zum Frieden werden“. Das Entscheidende sei, „zu hoffen und zu beten“, so der Sekretär der Bischofskonferenz.

Lipke: „Russische Orthodoxie ist nicht nur Kyrill“

Die Möglichkeiten eines Dialogs mit der russisch-orthodoxen Kirche sieht Lipke „ziemlich eingeschränkt“. Es gebe aber immer wieder Kontakte, vor allem auch auf der Ebene von Laien und „einfachen“ Priestern. Man müsse bedenken, „dass die russische Orthodoxie nicht nur Kyrill ist“.

Einen offiziellen Austausch zwischen den römisch-katholischen Bischofskonferenzen Russlands und der Ukraine gibt es laut Lipke derzeit nicht. Man treffe sich aber immer wieder informell. „Und wenn die Zeit kommt, dann, hoffe ich, werden unsere Kirchen gemeinsam einen Beitrag zur Versöhnung leisten.“

Katholische Priester aus Russland ausgewiesen

Lipke beklagte, dass die russischen Behörden in den vergangenen eineinhalb Jahren einige katholische Priester ausgewiesen hätten. Womit das zusammenhänge, sei ziemlich unverständlich gewesen. „Aber wir versuchen, so gut es geht, auch weiterhin Gott und den Menschen zu dienen.“

Der deutsche Jesuit Lipke ist seit März 2020 Sekretär der russischen Bischofskonferenz in Moskau. Er leitet zudem das Sankt-Thomas-Institut für Philosophie, Theologie und Geschichte in Moskau. Weniger als ein Prozent der Bürgerinnen und Bürger Russlands sind katholisch.