Tirol

„Offizieller Eremit“ in Einsiedelei Maria Blut

Die Einsiedelei Maria Blut zu St. Johann in Tirol hat einen neuen Eremiten: Der 75-jährige gebürtige Vorarlberger Raimund von der Thannen hat bereits langjährige Erfahrung mit der christlich motivierten Abgeschiedenheit.

Er bewohnte zuvor bereits mehr als ein Jahrzehnt lang die Einsiedelei auf dem Palfen bei Saalfelden. Im vergangenen September zog er – vorerst „inoffiziell“ – in Maria Blut ein. „Bis heute war ich inoffizieller Einsiedler, ab heute Abend bin ich offizieller Einsiedler“, sagte von der Thannen am Sonntag bei der Einführung in seine neue Aufgabe, von der die Erzdiözese Salzburg am Mittwoch berichtete.

Offiziell betraut wurde er anlässlich des Patroziniumsfests der Einsiedelei mit einer Gelöbnisformel und dem Segen von Pfarrer und Regionaldechant Erwin Neumayer. Von der Thannen folgte Schwester Wilbirg Wakolbinger nach.

Pilgerreise als Neustart

In „SalzburgWiki“ ist von mehreren Irrwegen die Rede, die der Eremit in seinem früheren Leben als Bankangestellter, Berufsschullehrer und Steuerberater beschritten habe. Den verheirateten Vater zweier Töchter habe jahrzehntelang die Spielsucht geplagt, heißt es. „50 Jahre lang ist es mir nicht gut gegangen“, wird er zitiert.

1999 sei der „Zusammenbruch“ gekommen – mit Schulden, Diagnose Nierenkrebs, Verurteilung wegen Veruntreuung und gescheitertem Selbstmordversuch. Eine Pilgerreise zu Fuß von Vorarlberg nach Lourdes wurde im Jahr 2000 zum Start in ein neues Leben. 2003 trat von der Thannen ins steirische Benediktinerkloster St. Lambrecht ein.

Weiterleben nur mit Spiritualität

Ab Sommer 2004 fand er den Weg in die Einsiedelei: „Für mich war klar, dass ein Weiterleben nur unter Berücksichtigung des Spirituellen möglich ist.“ In der Saalfeldener Klause schrieb der Benediktiner das Buch „Seele sucht Ruhe“ (Tyrolia Verlag). Darin berichtet er über seine Erfahrungen als Einsiedler und seine Suche.

In der Ansprache zu seiner offiziellen Beauftragung in Maria Blut ging von der Thannen auf einen Text aus den sogenannten Vätersprüchen der frühen Wüstenmönche in der ägyptischen Wüste ein. Ein junger Mensch fragt dabei einen alten Eremiten um Rat, was er tun soll. Der weise Mönch gibt ihm die lapidare Antwort: „Geh in dein Kellion (deine Zelle)! Und sie wird dich alles lehren!“ Das habe auch Relevanz für heute, erklärte der „neue“ Einsiedler. Hin und wieder sei es hilfreich, „in die eigene Zelle, das eigene Herz zu gehen, um dort die oft leise Stimme Gottes zu vernehmen“.