Buddhismus

Dalai Lama feiert 88. Geburtstag

Der Dalai Lama, ein wichtiger geistlicher Führer im tibetischen Buddhismus, feiert am Donnerstag seinen 88. Geburtstag. Hunderte seiner Anhängerinnen und Anhänger sowie aus Tibet Exilierte sein an seinem Wohnort in Dharamsala, Indien, zusammengekommen.

Das berichtete die Nachrichtenagentur AP. „Wir feiern meinen 88. Geburtstag, aber schaut mich an, ich sehe kaum wie 50 aus“, habe der Dalai Lama mit einem Lächeln gesagt. Er sei in einem offenen Geländewagen zum Tsuglakhang-Tempel gefahren, der mit tibetischen und buddhistischen Fahnen geschmückt gewesen sei. Dort sei er mit traditioneller Musik empfangen worden.

Dalai Lama wird häufig mit „ozeangleicher Lehrer“ übersetzt. Im tibetischen Buddhismus gilt der Dalai Lama als Bodhisattva, ein erleuchtetes Wesen, das den Kreislauf der Wiedergeburt verlassen könnte, aber aus Mitgefühl, um das Leid anderer Wesen zu mindern, wieder reinkarniert.

88. Geburtag des Dalai Lama in Dharamsala, Indien
APA/AP/Ashwini Bhatia
88. Geburtag des Dalai Lama: „Ich sehe kaum wie 50 aus.“

In Bauernfamilie geboren

Der Mönch Tentzin Gyatso ist der 14. Dalai Lama. Geboren wurde er am 6. Juli 1935 als Lhamo Döndrub in einem Dorf in der tibetischen Provinz Amdo in eine Bauernfamilie. 1937 wurde Tenzin Gyatso im Alter von zwei Jahren als Reinkarnation seines Vorgängers von Mönchen aufgefunden und nach zahlreichen Prüfungen als der 14. Dalai Lama anerkannt. Er wurde nach Lhasa gebracht und erhielt eine umfangreiche Ausbildung.

Schon früher als geplant, im Alter von 16 Jahren, übernahm er am 22. Februar 1940 die volle politische Macht als Staatsoberhaupt Tibets. Doch lange konnte er die 1912 erklärte Unabhängigkeit Tibets nicht halten. Tenzin Gyatso setzte sich für die Autonomie Tibets innerhalb der Volksrepublik China ein.

Flucht aus Tibet

Nach Jahren des Widerstands musste er 1959 aus Tibet fliehen. Er regierte aus dem indischen Exil, die chinesischen Behörden sehen ihn als Separatisten und verboten ihm seit seiner Flucht die Einreise nach Tibet. 2011 trat er von seinen politischen Ämtern zurück und war seitdem nicht mehr geistliches und weltliches, sondern nur noch das geistliche Oberhaupt der Tibeterinnen und Tibeter.

Kinder tanzen einen traditionellen Tanz, 88. Geburtag des Dalai Lama in Dharamsala, Indien
APA/AFP/Sanjay Baid
Tanzdarbietung für den Dalai Lama

Obwohl der Dalai Lama von seinem Amt her lediglich als höchster Meister innerhalb der Gelug-Schule (eine der vier Hauptschulen des tibetischen Buddhismus) bezeichnet werden kann, wollten in ihm viele dennoch das Oberhaupt aller Buddhisten sehen, eine Funktion, die es so im Buddhismus gar nicht gibt.

Kritik nach „Zungen“-Vorfall mit Kind

Im April dieses Jahres sah sich der Dalai Lama mit heftiger Kritik konfrontiert, nachdem er einen Buben auf den Mund geküsst und ihn aufgefordert hatte, an seiner Zunge zu lutschen. Ein Video, das viral ging, sorgte für Empörung, Vorwürfe des Kindesmissbrauchs wurden laut.

Eine Frau schmückt ein Bild des Dalai Lama mit einem Seidenschal, 88. Geburtstag, Kathmandu, Nepal
APA/AP/Niranjan Shrestha
Zur Feier seines Geburtstags wird ein Bild des Dalai Lama geschmückt (Kathmandu, Nepal)

Aus tibetischer Sicht sei gar kein Missbrauch geschehen, erklärten Menschen, die bei dem Vorfall dabei waren sowie Experten tibetischer Traditionen – sie verweisen auf das dortige Begrüßungsritual des Zunge-Herausstreckens. Manche vermuteten eine gezielte Diskreditierung des Dalai Lama durch von China beauftragte Blogger. Mittlerweile entschuldigte sich der Dalai Lama bei dem Kind und seiner Familie.