Hollywood

Hindus empört über „Oppenheimer“-Filmzitat

Ein Zitat aus der Bhagavad Gita, einer religiösen Schrift des Hinduismus während einer Sexszene im Hollywood-Film „Oppenheimer“, hat bei der indischen Regierung Empörung ausgelöst.

„Das bedeutet einen Angriff auf die Hindu-Gemeinde“, schrieb Uday Mahurkar vom Informationsministerium in einem am Montag veröffentlichten Brief an den US-Regisseur Christopher Nolan. Er forderte den Filmemacher auf, die Szene aus dem Film über den „Vater der Atombombe“ zu entfernen.

Sie zeigt den von Cillian Murphy (47) gespielten US-Physiker J. Robert Oppenheimer mit seiner von Florence Pugh (27) dargestellten Geliebten Jean Tatlock, die ihn bittet, etwas aus der Bhagavad Gita vorzulesen, einem spirituellen Gedicht, das zu den zentralen Schriften des Hinduismus gehört. „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“, lautet die vorgelesene Stelle.

Oppenheimer lernte Sanskrit

Oppenheimer, der Sanskrit lernte und nach eigenen Angaben stark von der Bhagavad Gita beeindruckt gewesen war, hatte dieses Zitat im Rückblick auf die ersten Atombombentests benutzt. Der Film erzählt, wie der Physiker mit seinem Team an der Entwicklung der Atombombe arbeitete, später aber für eine internationale Kontrolle der Atomkraft eintrat.

In Onlinenetzwerken verbreiteten sich am Montag Aufrufe unter dem Motto #BoycottOppenheimer (Boykottiert Oppenheimer) und #RespectHinduCulture (Respektiert die Kultur der Hindus). Die rechtsgerichtete Hinduorganisation Vishva Hindu Parishad forderte den Filmemacher auf, sich bei den Hindus zu entschuldigen. „Deren Gefühle wurden sehr verletzt“, sagte ein Sprecher der Organisation.

Filmszene aus „Oppenheimer“ mit Florence Pugh und Cillian Murphy
APA/Universal Pictures via APMelinda Sue Gordon
Der Physiker las gern Sanskrit: Filmszene aus „Oppenheimer“ mit Florence Pugh und Cillian Murphy

Die indische Regierung unter Premierminister Narendra Modi ist in die Kritik geraten, weil sie sich zunehmend intolerant mit Blick auf religiöse Minderheiten zeigt.

Heilige Texte

Der Hinduismus kennt zahlreiche heilige Texte. Neben den Veden zählen die späteren Upanishaden zu den bedeutendsten Schriften, beide gelten als Offenbarungen. Wesentliche Werke sind auch die beiden großen Epen Ramayana und Mahabharata, das die populärste aller hinduistischen Schriften enthält, die Bhagavad Gita („Gesang des Erhabenen“).

Das vermutlich zwischen dem fünften und dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung entstandene Gedicht besteht aus 18 Kapiteln oder Gesängen, die 700 Verse umfassen. Es besteht aus einem Dialog zwischen Krishna, der das Göttliche verkörpert, und dem jungen Prinzen Arjuna, der von Krishna religiös-philosophisch unterwiesen wird.