Papst Franziskus mit Journalisten in Lissabon beim Weltjugendtag
APA/AP/Gregorio Borgia
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Weltjugendtag

Papst traf in Portugal Missbrauchsopfer

Papst Franziskus hat sich in Portugal mit Opfern von sexuellem Missbrauch getroffen. In der Vatikan-Botschaft in Lissabon empfing das katholische Kirchenoberhaupt am Mittwochabend eine Gruppe von 13 Personen, die von Geistlichen missbraucht worden waren.

Die Begegnung sei von einer Atmosphäre des „intensiven Zuhörens“ geprägt gewesen, teilte das vatikanische Presseamt mit. Die Opfer wurden demnach von Vertretern kirchlicher Einrichtungen zum Schutz von Minderjährigen begleitet. Weiteres zum Inhalt des Treffens teilte der Vatikan zunächst nicht mit.

Franziskus war am Mittwoch in Portugal eingetroffen, wo er ab Donnerstag am katholischen Weltjugendtag mit mehreren Hunderttausend Jugendlichen teilnehmen wird. Das kirchliche Großereignis in Lissabon dauert bis Sonntag. Ein Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern war erwartet worden, Ort und Zeit wurden im Vorfeld aber nicht bekannt gegeben.

Mindestens 4.815 Opfer

Mitte Februar hatte eine von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4.815 Personen im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp elf Jahren; in 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter.

Menschen gehen an einem Plakat vorbei, das an kirchliche Missbrauchopfer erinnert, Weltjugendtag in Lissabon
APA/AFP/Patricia De Melo Moreira
Die Gruppe „This is our memorial“ errichtete an einer Straße in Lissabons eine Plakatwand

Eine finanzielle Entschädigung der Missbrauchsopfer lehnten die portugiesischen Bischöfe im März ab. Die Begründung: Missbrauchsfälle seien individuelle Straftaten. Stattdessen werde man der Opfer in einem Gottesdienst beim Weltjugendtag gedenken. Zudem wurde die Errichtung eines Mahnmals aus Anlass des Weltjugendtags angekündigt. Anfang Juli sagten die Bischöfe die Präsentation des Denkmals jedoch mit der Erklärung ab, es „werde noch geprüft“.

Plakataktion

Noch am Mittwoch sorgte eine Plakataktion von Betroffenen für Aufsehen. Die Gruppe „This is our memorial“ errichtete an einer der belebtesten Straßen Lissabons eine große Plakatwand mit der Aufschrift „4.800+ von der katholischen Kirche in Portugal missbrauchte Kinder #WYT #JMJ“, daneben 4.815 Punkte, die jedes einzelne Opfer repräsentieren sollen.