Lebensmittel und Rechnung
ORF/Patrick Bauer
ORF/Patrick Bauer
Teuerung

Caritas OÖ: So viele Neuverarmte wie noch nie

Die Armut, mit der die Caritas durch ihre Klientel tagtäglich zu tun hat, hat eine neue Dimension erreicht. „Zu uns kommen jetzt Menschen, die bisher ihr Leben grundsätzlich gut meistern konnten“, so Franz Kehrer, Direktor der Caritas der Diözese Linz.

„Wir sind in den vergangenen zwanzig, dreißig Jahren noch nie in einer vergleichbaren Situation gewesen“, wird Kehrer in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ („OÖN“, Donnerstag-Ausgabe) zitiert. Er verwies auf die zuletzt enormen Belastungen durch Teuerung, höhere Mieten, steigende Energiekosten. Durch die Teuerung gerate rund ein Viertel der Bevölkerung unter Druck.

Die Einrichtungen der Caritas seien für diese Entwicklung ein sensibler Seismograf: „In unsere Wärmestube in Linz kommen nicht mehr nur die klassischen Obdachlosen, sondern immer öfter auch Bezieher von Mindestpensionen, die sich einmal in der Woche ein Essen um 50 Cent holen.“

Zielgruppe verändert

Die Zielgruppe habe sich eindeutig verändert, teilte der Caritas-Direktor mit. 2022 seien rund 700 Menschen in der Wärmestube betreut worden, heuer um 25 Prozent mehr. Auch die Zahl der Sozialberatungen – im Vorjahr waren es 13.300 – steige um rund 20 Prozent deutlich an.

Wie Caritas-Präsident Michael Landau tags zuvor machte Kehrer auf die schwierige Lage besonders der Mindestpensions-Beziehenden aufmerksam. Dass sich zum Beispiel die Mieten inflationsbedingt im Schnitt um 1.300 Euro pro Jahr erhöhen, sei für eine Mindestpensionistin mit 940 Euro monatlich eine Herausforderung.

Kritik: Zu viel „Gießkanne“

Die Bundesregierung habe sich zwar bemüht, die Teuerung zu mildern, aber bei vielen Maßnahmen „zu breit mit der Gießkanne angesetzt“. In anderen Ländern sei man beispielsweise beim Thema Mieten mutiger gewesen, dort habe man die automatischen Mieterhöhungen ausgesetzt, so Kehrer.

Beeindruckt zeigte sich der Caritas-Direktor von der ungebrochen hohen Solidarität der Menschen. Das Spendenaufkommen der Caritas OÖ für Notleidende im eigenen Land sei trotz zusätzlicher Herausforderungen wie Ukraine-Hilfe nicht gesunken.