Parlament in Vaduz und die St. Florin Kirche in Liechtensteins Hauptstadt Vaduz
Reuters/Arnd Wiegmann
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Politik

Liechtenstein will Sonderstellung von Kirche beenden

Die Regierung in Liechtenstein will die Sonderstellung der römisch-katholischen Kirche als Staatskirche („Landeskirche“) beenden. Andere Religionsgemeinschaften sind derzeit rechtlich schlechter gestellt. Das soll sich nun ändern. Der Erzbischof von Vaduz ist dagegen.

Beim geplanten neuen Staatskirchenrecht gehe es im Kern nicht darum, die katholische Kirche schlechter-, sondern die anderen Religionen besserzustellen, sagte der Regierungschef des Fürstentums, Daniel Risch, im Interview mit dem Kölner Domradio am Montag, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet.

Liechtenstein sei seit Jahrhunderten ein katholisch geprägtes Land, so Risch. Mit einem Katholikinnen- und Katholikenanteil von 70 Prozent sei das auch heute noch so. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gesamtgesellschaftlich einiges bewegt, auch die Rolle der katholischen Kirche habe in den vergangenen 20 Jahren „ein Stück weit abgenommen“. Gesetzlichen Handlungsbedarf gebe es vor allem dort, wo andere Religionsgemeinschaften bislang nicht staatlich anerkannt werden könnten, sagte Risch. „Nun sind wir auf dem Weg, das gesetzlich zu regeln.“

Konkordat nicht gewünscht

Ein Konkordat (Staat-Kirche-Vertrag) mit dem Vatikan strebt der Regierungschef nicht an. Ein solcher völkerrechtlicher Vertrag stellte keinen Mehrwert dar, so Risch. Alle Inhalte seien schon jetzt im Liechtensteiner Gesetzesvorschlag beziehungsweise auf der Verwaltungsebene zu finden.

Es werde nicht das Verhältnis mit der katholischen Kirche neu geregelt, sondern das Verhältnis zu den anderen Religionsgemeinschaften. Diese sollten mehr Bedeutung erhalten.

Erzbischof dagegen

Das dreimonatige Begutachtungsverfahren für das neue Religionsgemeinschaftengesetz endet in den nächsten Tagen. Der katholische Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, kritisierte das Vorhaben im Juni. Die katholische Kirche befürworte eine institutionelle Trennung beziehungsweise Entflechtung von Kirche und Staat, „aber nicht durch einseitiges benachteiligendes Diktat des Staates“, hieß es in einer von Haas unterzeichneten Stellungnahme.

Zur Diskussion um die Zukunft der Erzdiözese Vaduz nach dem 75. Geburtstag von Erzbischof Haas an diesem Montag (7. August) sagte Regierungschef Risch dem Domradio, er gehe davon aus, dass der Vatikan zu gegebener Zeit einen neuen Erzbischof ernennen werde. Er habe keine Informationen, dass die Erzdiözese wieder in die Schweizer Diözese Chur eingegliedert werden solle. Der Vatikan hatte die sehr kleine Erzdiözese Vaduz 1997 eigens ausgegliedert, um den in Chur umstrittenen Haas dorthin zu befördern.