Europa

Papst trauert um Opfer des Schiffsunglücks vor Lampedusa

Papst Franziskus trauert um die 41 Menschen, die bei einem neuerlichen Schiffbruch vor Lampedusa ums Leben gekommen sind. Das Boot mit Migrantinnen und Migranten sank am Mittwoch im Mittelmeer.

„Ich habe mit Trauer die Nachricht des Schiffsunglücks im Mittelmeer erfahren. Lasst uns nicht gleichgültig bleiben, nicht gleichgültig gegenüber diesen Tragödien und beten wir für die Opfer und ihre Familien“, schrieb Papst Franziskus in einem Tweet.

Insgesamt 213 Menschen landeten am Donnerstag auf Lampedusa, nachdem weitere fünf Boote von Patrouillenbooten der Küstenwache gerettet worden waren. Damit steigt die Zahl seit Mitternacht auf 21 Boote mit insgesamt 791 Personen, wie italienische Medien berichteten.

Papst Franziskus
APA/AFP/Marco Bertorello
Papst Franziskus rief die Menschen angesichts der Tragödie vor Lampedusa dazu auf, nicht gleichgültig zu sein

Vier Menschen überlebten

Überlebende sprachen laut einem Medienbericht von 41 Vermissten, die vermutlich ertrunken sind. Das Boot habe in Sfax in Tunesien abgelegt, sei aber auf dem Weg nach Italien gesunken, meldete die Nachrichtenagentur ANSA unter Berufung auf Überlebende.

Drei Männer und eine Frau wurden dem Bericht zufolge von einem maltesischen Frachtschiff aus dem Wasser gerettet und von der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht. Sie berichteten, auf dem Boot seien 41 weitere Menschen gewesen. Bisher wurden ANSA zufolge keine Leichen gefunden.

Pfarrer betete mit Überlebenden

Ein katholischer Pfarrer auf der Insel Lampedusa berichtete der katholischen Nachrichtenagentur SIR am Donnerstag, dass er drei der vier Überlebenden des Unglücks getroffen und mit ihnen gebetet habe. „Sie waren durch den Schmerz sehr erschöpft, sie konnten nicht sprechen, es gab viele Stille und sie weinten“, sagte Carmelo Rizzo über die Begegnung mit zwei jungen Männern und einer Frau aus der Elfenbeinküste.

„Es ist wichtig, dass sie spüren, dass sie nicht als eine ‚Nummer‘, sondern als Menschen betrachtet werden“, sagte Rizzo. Alle drei hätten ein Familienmitglied auf See verloren, Ehefrauen, Ehemänner oder Kinder.

Sant’Egidio: Nicht nur Empörung

Die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio appellierte derweil an die Europäische Union und die Mittelmeerstaaten, alles zu tun, um in Seenot geratene Migrantinnen und Migranten zu retten. Man dürfe sich nicht auf Empörung oder die „kalte Aktualisierung der dramatischen Opferzahlen“ beschränken, hieß es in einer in Rom veröffentlichten Stellungnahme.

„Wir müssen uns aus der Erstarrung lösen und Ressourcen in die Rettung der gefährdeten Menschen investieren.“ Dies müsse getan werden, „bevor über die Steuerung der Migrationsströme diskutiert wird“, so Sant’Egidio.

Tausende im Meer verschollen

Nach einer Statistik des „Missing Migrants“-Projekts der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben oder verschollen seit Jahresbeginn 2.063 Migranten und Flüchtlinge im Mittelmeer, 1.815 von ihnen auf der zentralen Mittelmeerroute.

Die Überfahrt nach Italien und Malta gehört laut IOM zu den gefährlichsten weltweit. Von den Migrantinnen und Migranten, die in den vergangenen zehn Jahren auf dem Seeweg in die EU ihr Leben verloren, starben mehr als 75 Prozent auf dieser Strecke.