Vatikan

Enzyklika „Laudato Si“: Papst schreibt zweiten Teil

„Ich bin dabei, einen zweiten Teil der Enzyklika ‚Laudato Si‘ zu schreiben, um sie angesichts der heutigen Probleme zu aktualisieren“. Das hat Papst Franziskus am Montag bei einem Treffen mit einer Gruppe von Rechtsanwälten aus Mitgliedstaaten des Europarats gesagt.

Das 2015 veröffentlichte Schreiben „Laudato si“ gilt als erste päpstliche Umwelt-Enzyklika. Zugleich enthält der Text soziale Aspekte, mit denen Franziskus für eine „ganzheitliche Ökologie“ aus Sicht der Ärmsten wirbt.

Nähere Angaben zu seinem Vorhaben machte Franziskus nicht. In seiner Rede dankte er der Juristen-Gruppe u.a. für ihr Bekenntnis zur Beteiligung an der Entwicklung von Regelungen zugunsten des Umweltschutzes. „Wir dürfen nie vergessen, dass die jüngeren Generationen ein Recht darauf haben, von uns eine schöne und lebenswerte Welt zu erhalten“, sagte der Papst.

Forderung nach unabhängiger Justiz

Umfassend brachte Franziskus des Weiteren seine Unterstützung für die Forderung der europäischen Anwälte nach Rechtsstaatlichkeit und einer unabhängigen Justiz zum Ausdruck. Er begrüße das Beharren der Juristen, dass es für Rechtsstaatlichkeit keine Ausnahmen geben dürfe, auch nicht in Krisenzeiten, sagte der Papst.

Die Juristen hatten im Juni 2022 eine Erklärung verfasst, in der sie sich besorgt über Angriffe auf die Rechtsstaatlichkeit in einigen europäischen Ländern äußerten, ohne die Namen der Länder zu nennen. Seit Jahren stehen hier vor allem Ungarn und Polen in der Kritik.

Westliche Demokratien herausgefordert

Soziale und Wirtschaftskrisen sowie Identitäts- und Sicherheitskonflikte forderten die Demokratien des Westens zu Antworten heraus, so Franziskus. Die Angst vor zivilem Ungehorsam, Gewalt und Wandel könne dazu verleiten, die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit umgehen zu wollen, um einfache und schnelle Lösungen zu finden. Die Lage in Europa sei derzeit auch wegen des „sinnlosen“ Ukraine-Kriegs schwierig.

Der Papst rief zudem dazu auf, Menschenrechte in gesellschaftlichem Zusammenhang zu begreifen. Derzeit gebe es die Tendenz, immer mehr individuelle Rechte einzufordern, ohne dabei zu bemerken, dass jeder Mensch Teil eines sozialen Kontexts ist, warnte Franziskus.