Papst Franziskus
APA/AP/Andrew Medichini
APA/AP/Andrew Medichini
Nach Kritik

Vatikan verteidigt Papst-Worte über russische Zaren

Der Vatikan hat auf ukrainische Kritik an Worten des Papstes über zwei russische Herrscher des 17. und 18. Jahrhunderts reagiert. Mit seinen spontan formulierten Worten habe der Papst russische Jugendliche ermutigen wollen.

Sie sollten das beibehalten, was es an Positivem im großen kulturellen und geistlichen Erbe Russlands gebe, so Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Dienstag. Die imperialistischen Konzepte und die Persönlichkeiten früherer Epochen, die er lediglich genannt habe, um den historischen Zeitraum anzugeben, habe der Papst damit in keiner Weise loben wollen, erklärte der Sprecher.

Am Vortag hatte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleh Nikolenko, auf Facebook geschrieben: „Es ist sehr bedauerlich, dass russisches Großmachtdenken, das in Wirklichkeit die Ursache für Russlands chronische Aggressivität ist, bewusst oder unbewusst aus dem Mund des Papstes kommt.“ Mit solch „imperialistischer Propaganda“ und der Behauptung, das große Russland müsse gerettet werden, rechtfertige der Kreml die Ermordung Tausender Ukrainer.

Videogespräch mit russischen Jugendlichen

Franziskus hatte am Freitag in einem Video-Gespräch zu jungen Menschen in Russland gesagt: „Vergesst niemals das Erbe. Ihr seid Erben des großen Russlands: des großen Russlands der Heiligen, der Könige, des großen Russlands von Peter dem Großen, von Katharina II.“ Dieses Reich habe eine große Kultur und „viel Menschlichkeit“ besessen. „Ihr seid Erben der großen Mutter Russland, macht weiter damit“.

Schewtschuk: „Tiefe Enttäuschung“

Das Oberhaupt der mit Rom verbundenen ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, reagierte „mit großem Schmerz und großer Sorge“. Die Äußerung habe in der ukrainischen Gesellschaft eine „tiefe Enttäuschung“ verursacht, hob er in einer schriftlichen Erklärung hervor.

Die Worte über das große Russland Peters des Großen und Katharina der Großen seien „das schlimmste Beispiel für Imperialismus und extremen russischen Nationalismus“. Es bestehe die Gefahr, dass sie als Unterstützung für den Nationalismus und Imperialismus verstanden würden, der für den Krieg gegen die Ukraine verantwortlich sei, so der Geistliche.

Schewtschuk verlangte eine Stellungnahme des Vatikans: „Um jegliche Manipulation der Absichten, des Kontextes und der Aussagen, die dem Heiligen Vater zugeschrieben werden, zu vermeiden, erwarten wir vom Heiligen Stuhl, dass er diese Situation erklärt.“

Spontane Formulierung

Die spontan formulierten Worte des Papstes auf Spanisch hat der Vatikan auf seiner Website nicht veröffentlicht, sie verbreiteten sich dennoch über digitale Netzwerke. Auf der Vatikanseite heißt es stattdessen: „Ich lade euch ein, Brückenbauer zwischen den Generationen zu sein und die Träume derer anzuerkennen, die euch vorausgegangen sind. Das Band der Generationen hält die Geschichte und die Kultur eines Volkes lebendig. Ich wünsche euch, junge Russen, die Berufung, Friedensstifter inmitten all dieser Konflikte zu sein.“

Die Vatikanbotschaft in Kiew hatte bereits am Montag die Interpretation dementiert, dass Franziskus junge russische Katholiken ermutigt hätte, „sich von historischen russischen Persönlichkeiten inspirieren zu lassen, die für imperialistische und expansive Ideen und Handlungen bekannt sind, die sich negativ auf die benachbarte Bevölkerung, einschließlich des ukrainischen Volkes, ausgewirkt haben“. Der Papst sei „ein entschiedener Gegner und Kritiker jeglicher Form von Imperialismus oder Kolonialismus bei allen Völkern und in allen Situationen.“