Schulen

Französischer Staatsrat befasst sich mit Abaja-Verbot

Kurz nach Beginn des neuen Schuljahres in Frankreich befasst sich der französische Staatsrat von Dienstag an mit dem Verbot von Abajas, langen islamischen Gewändern für Frauen und Mädchen, an den Schulen.

Eine muslimische Organisation verlangt die Rücknahme des Verbots, das sich aus ihrer Sicht „in erster Linie gegen mutmaßlich muslimische Kinder richtet und das Risiko eines ethnischen Profilings birgt“. Der französische Staatsrat prüft, ob die Gesetze mit der Verfassung übereinstimmen.

Zum Schuljahresbeginn seien knapp 300 Mädchen mit einer Abaja bekleidet erschienen, sagte Bildungsminister Gabriel Attal am Dienstag dem Sender BFM. Von ihnen hätten sich 67 geweigert, das bodenlange Überkleid abzulegen, und seien daher wieder nach Hause geschickt worden. „Wir haben ihnen einen Brief an die Familien mitgegeben, um zu erklären, dass die Laizität kein Zwang, sondern eine Freiheit ist“, erklärte Attal.

Staat und Religion streng getrennt

In Frankreich sind Staat und Religion streng getrennt. Seit 2004 sind Kopftücher, Kippa und Halsketten mit Kreuzen als äußere religiöse Zeichen an Schulen verboten. Seit Beginn dieses Schuljahres erstreckt sich das Verbot auch auf Abajas und lange, hemdartige Gewänder, die von Buben getragen werden.

„Wir leben in einer Gesellschaft mit einer Minderheit, die eine Religion missbraucht und damit die Republik und die Laizität herausfordert“, sagte Präsident Emmanuel Macron am Montagabend im Youtube-Kanal „HugoDecrypte“. Er erinnerte an den islamistisch motivierten Mord des Lehrers Samuel Paty 2020. Er wolle keine Parallele zwischen einem Terrorakt und der Kleidung junger Musliminnen ziehen. „Aber die Frage der Laizität an Schulen ist sehr wichtig“, betonte Macron.

Personal besonders geschult

Die Regierung hatte etwa 500 Schulen ausgemacht, wo das Verbot der Kleidungsstücke, die von manchen Musliminnen und Muslimen getragen werden, zu Konflikten führen könnte. Dort sei das Personal besonders geschult worden, sagte Attal. Mit Mädchen, welche die Abaja nicht ablegen wollten, sollte es zunächst Gespräche geben.

Die Opposition wirft der Regierung vor, mit dem Abaja-Verbot von anderen Problemen abzulenken, etwa vom anhaltenden Lehrermangel und Mobbing an Schulen.